Schon im antiken Griechenland gab es nach schriftlichen Berichten im dritten Jahrhundert vor Christi eine Klasse der Weinhändler. Für diese existierte die Berufsbezeichnung „oinogeustes“ (Weinverkoster), weil dafür sichtlich die Fähigkeit des Verkostens eine Voraussetzung war. Der griechische Hafen Monemvasia auf der Halbinsel Peloponnes war im Mittelalter ein bedeutender Umschlagplatz für Süßweine aus dem gesamten Mittelmeerraum. Über Jahrhunderte übte England durch starken Import besonders aus Frankreich einen großen Einfluss auf den Weingeschmack aus. Dadurch haben sich Champagner, Clairet, Portwein und Sherry als Weinstile etabliert. Frankreich war schon immer einer der Weinhauptlieferanten für viele Länder.
Besonders im Bordeaux sind viele große Handelsfirmen entstanden, weil von hier aus der Transport vor allem nach England erfolgte. Deshalb besitzt der Bordeaux-Weinhandel eine besondere geschichtliche Bedeutung. Die Négociants vermarkten in dieser Region heute rund 70% der hier produzierten Weine. Zur Zeit ihrer großen Kolonialreiche und Eroberungen in Übersee hatten besonders die drei Länder England, Portugal, Spanien und der Stadtstaat Venedig große Bedeutung im Weinhandel. Die ehemalige Seemacht Niederlande besaß ab Anfang des 17. Jahrhunderts über hundert Jahre lang einen führenden bzw. bestimmenden Einfluss auf den Wein- und Spirituosen-Handel und stieg zur größten Handelsmacht der Welt auf.
Man unterscheidet in Handel mit nicht abgefüllten Weinen in großen Gebinden (Tanks oder Fässer), was allgemein als Fasswein (Fassware) bezeichnet wird, sowie dem Handel mit Flaschen. Der Verkauf der Fassware erfolgt durch Winzer und Winzergenossenschaften vor allem an den Weinhandel, sowie an Wein- und Sektkellereien für die Weiterverarbeitung. Die wichtigsten Vertriebsformen für Flaschen sind Verbrauchermarkt, Lebensmittelhandel, Weinfachgeschäft, Ab-Hof-Verkauf, Versandhandel (zunehmend via Internet) und Gastronomie. Das deutsche Unternehmen Hillebrand mit Hauptsitz in Mainz-Hechtsheim (Rheinland-Pfalz) ist der weltweit größte Wein- und Getränkespediteur. Spezielle Formen des Weinhandels sind Auktionen (auch hier zunehmend via Internet wie zum Beispiel eBay) und Subskriptionen, das heißt Vorabverkäufe noch bevor ein Wein überhaupt produziert ist (mit Sonderform „en Primeur“). Große Veränderungen ergaben sich ab den 1980er-Jahren durch die zunehmende Globalisierung der Weinmärkte mit riesigen Multis (siehe unter größte Weinfirmen der Welt).
Die USA sind der größte Exportmarkt für europäischen Wein. Spitzenreiter im Import sind Deutschland und traditionellerweise England, USA und China. Die drei Top-Exportländer seit langem sind Spanien, Italien und Frankreich. Im Dezember 2005 wurde ein Weinhandelsabkommen mit weitreichenden Konsequenzen zwischen den USA und der EU abgeschlossen; siehe dazu im diesbezüglichen Abschnitt unter dem Stichwort Weingesetz. Außerdem ist im August 2009 eine neue EU-Weinmarktordnung mit gravierenden Änderungen bei Weinqualitätsstufen und Weinbezeichnungen in Kraft getreten; siehe dazu ausführlich unter Qualitätssystem. Bezüglich Rebflächen und Weinmengen aller Länder siehe unter Wein-Produktionsmengen.
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Seriöse Quellen im Internet sind rar - und das Weinlexikon von wein.plus ist eine solche. Bei der Recherche für meine Artikel schlage ich regelmäßig im wein.plus-Lexikon nach. Dort erhalte ich zuverlässige und detaillierte Informationen.
Thomas Götz
Weinberater, Weinblogger und Journalist; Schwendi