Dieses international häufigst verwendete System ist durch den Weinkritiker Robert M. Parker (*1947) ab Anfang der 1980er-Jahre populär geworden. Vor allem ist es in Übersee üblich und hat sich international durchgesetzt. Die Akzeptanz in den USA ist auch darauf zurückzuführen, weil es dem Notensystem der Highschools entspricht. Jeder Wein bekommt von vornherein 50 Punkte. Ein Wein bis 75 Punkte hat einen mehr oder weniger ausgeprägten Weinfehler. Bei bestimmten Mängeln wird dies bei geringer Ausprägung bei einfacheren Weinen zwar toleriert, bei Qualitätsweinen aber ausnahmslos nicht. Erst über dieser Grenze beginnen die guten Qualitäten. Die selten vergebenen 100 Punkte sind ganz wenigen „grandiosen“ Weinen vorbehalten, die auch als Jahrhundertwein bezeichnet werden. Wenn man Weine als Kapitalanlage betrachtet, wofür es eine Sammlerszene gibt, dann konzentriert man sich auf Spitzenweine mit zumindest 90 Punkten.
Die Bandbreite von „fehlerhaft“ bis „grandios“ wird etwas unterschiedlich angewendet. Es gibt auch verschiedene Auffassungen darüber, wie streng dieses System interpretiert werden sollte. So gibt es bei den meisten Anwendern dieses Schemas seit mehreren Jahren eine schleichende Verschiebung der Punktnoten nach oben, was zu einer unnatürlichen Stauchung des Systems führt (man könnte das auch als Gefälligkeits-Bewertung bezeichnen). Bei wein.plus wird nach dem international üblichen 100-Punkte-System bewertet; die Abkürzung „WP“ bedeutet „wein.plus-Punkte“. Dabei wird die ursprüngliche, strenge Version angewendet, bei der der Bereich der empfehlenswerten Weine bereits bei 80 Punkten beginnt. Das System wirkt dadurch vielleicht „strenger", tatsächlich ist aber damit eine wesentlich differenziertere Beurteilung möglich.
Weitere Punktebewertungen sind das 20-Punkte- und das 5-Punkte-System. Ersteres findet bei der Vergabe der Staatlichen Prüfnummer (Österreich) und Zweiteres bei der Vergabe der Amtlichen Prüfnummer (Deutschland) Anwendung. Darüber hinaus werden als Bewertung auch Symbole (Flaschen, Gläser, Trauben, Sterne) zumeist in der Anzahl 1 bis 5 verwendet. Bei Weinwettbewerben erfolgen die Prämierungen oft in Form von Medaillen (Bronze, Silber, Gold, Platin), wobei ebenfalls Punktebewertungen zugrunde liegen. Ein Beispiel ist die Prämierung durch die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft). Gute Bewertungen wirken sich in der Regel unmittelbar auf die Preise aus, was besonders für durch Robert Parker bewertete Weine galt. Aus diesem Grund sind Punktebewertungen nicht ganz unumstritten. Die häufigsten Systeme:
Bewertung |
Erklärung |
20er |
Symbol |
5er
|
100er |
ungenügend | Wein mit schweren, entstellenden Mängeln oder groben Weinfehlern |
50 - 59 | |||
mangelhaft | Wein mit erheblichen Mängeln, die jedem Genuss im Weg stehen |
60 - 69 | |||
ausreichend |
sehr einfacher Wein, dessen Schwächen seine Vorzüge überwiegen |
bis 9,9 |
bis 1,9 |
70 - 74 |
|
passabel |
Neutraler einfacher Wein, |
10 - 11,9 |
* |
2 - 2,9 |
75 - 79 |
gut |
Sauberer, möglichst harmonischer, im besten Fall |
12 - 13,9 |
** |
3 - 3,4 |
80 - 84 |
sehr gut |
Bemerkenswerter Wein mit Persönlichkeit, |
14 - 15,9 |
*** |
3,5 - 3,9 |
85 - 89 |
hervorragend |
Erstklassiger Wein, der zu den besten seiner |
16 - 17,9 |
**** |
4 - 4,4 |
90 - 94 |
Wein von Weltklasse mit Tiefe, Komplexität |
18 - 19,9 |
***** |
4,5 - 5 |
95 - 99 |
|
grandios und |
Wein, den man nur anders, aber nicht mehr besser |
20 |
***** |
5 |
100 |
Ob es tatsächlich eine objektive Bewertung von Weinen durch Verkosten geben kann, wird oft kontroversiell diskutiert. Besonders (aber nicht nur) von Laien wird das oft in Frage gestellt. Ein anschauliches Beispiel über diese Problematik ist der legendäre Wettbewerb Paris Wine Tasting, der sich mit denselben Weinen in vier Etappen über einen Zeitraum von dreißig Jahren hinzog. Auf Grund welcher Bewertungskriterien die Punkte vergeben werden, ist unter Weinbewertung beschrieben. Die verbale Beschreibung findet man unter Weinansprache, das Thema Weinklassifikationsstufen unter Qualitätssystem.
Ich habe großen Respekt vor dem Umfang und der Qualität des wein.plus-Lexikons. Es handelt es sich um eine einzigartige Anlaufstelle für knackige, fundierte Informationen zu Begriffen aus der Welt des Weines.
Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach