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Absinth

Eine Spirituose mit charakteristisch grüner Farbe unter Verwendung des Beifußgewächses „Artemisia absinthum“, das auch beim Wermut verwendet wird. Erste Erwähnungen über ein Absinth-ähnliches Getränk stammen aus dem antiken Griechenland. Pythagoras (570 bis 510 v. Chr.) und Hippokrates (460 bis 377 v. Chr.) berichteten von dessen Heilkraft, seiner Wirkung als Aphrodisiakum und der Kreativitäts-Steigerung, die sie durch das Getränk erfuhren. Das Originalrezept des Absinths enthielt ursprünglich noch kein Anis. Es hatte eigentlich eine medizinische, belebende Wirkung im Auge und wurde aus Wermutöl, Salbeiöl, Melisse, Veilchenwurzelöl, Zimt, einige geheime Zutaten und Chlorophyllextrakt hergestellt (daher „die grüne Fee“). Erst Henri-Louis Pernod (1776-1851) fügte auch Anis hinzu, nachdem er gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Rezept gekauft und zuerst in der Schweiz und dann auch in Frankreich eine Produktion aufgebaut hatte. Nach dem Absinth-Verbot zu Beginn des 20. Jahrhunderts musste Pernod die Rezeptur verändern; die Spirituose enthielt nun kein Absinth mehr.

Absinth - Artemisia absinthium und Glas mit Absinth (karamellisieren des Zuckers)

Fée verte (Grüne Fee)

Im 18. und 19. Jahrhundert war Absinth-Schnaps, im speziellen der damals noch Absinth enthaltende Pernod unter dem Namen „Fée verte“ (Grüne Fee), sehr beliebt. Besonders in Künstlerkreisen (Maler, Schriftsteller, Schauspieler) wurde er zum wahren Kultgetränk. Dazu zählten unter anderem Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Ernest Hemingway, Guy Maupassant, Pablo Picasso, Edgar Allan Poe, Jean-Arthur Rimbaud, Henri Toulouse-Lautrec und Oscar Wilde. Der Maler Vincent van Gogh (1853-1890) schnitt sich angeblich im Absinth-Rausch sein Ohr ab. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde nachgewiesen, dass Absinth das in größerer Menge gesundheitsschädliche Nervengift Thujon enthält. Die Herstellung wurde deshalb in Frankreich 1915 und in Deutschland 1923 verboten, ebenso wie in den meisten europäischen Staaten und USA.

Absinthismus

Man schrieb bestimmte Symptome dem chronischen Absinthkonsum zu, heute weiß man, dass diese eher durch den Alkohol verursacht wurden. Die Symptome des so genannten „Absinthismus“ sind nämlich identisch denen eines Alkoholismus. Für die Herstellung von Absinth im 19. Jahrhundert wurde außerdem oft minderwertiger Alkohol verwendet, der Methanol und Fuselöle enthielt. Durch im Jahre 2008 erfolgte Analysen von Absinth-Proben aus der Zeit vor dem Verbot wurden Konzentrationen von nur durchschnittlich 25 mg/l nachgewiesen. Bei diesen Werten ist eine psychotrope Wirkung äußerst unwahrscheinlich. Seit dem Jahre 1988 ist in den EU-Ländern Absinth wieder zugelassen. Der zulässige Thujongehalt ist in alkoholischen Getränken auf maximal 35 Milligramm je Liter begrenzt. Der nach dem alten Originalrezept der Firma Pernod Ricard produzierte Absinth besitzt 68% vol Alkoholgehalt. Er entwickelte sich genauso wie früher wieder zu einem Kultgetränk.

Genuss

Ähnlich anderen Anis-Spirituosen wie Ouzo wird Absinth im Verhältnis zwischen 1:1 bis 1:5 mit Wasser (Eiswasser) vermischt, wodurch sich die Flüssigkeit milchig und undurchsichtig eintrübt (Louche-Effekt). Rund um das Kultgetränk haben sich spezielle Trinkrituale entwickelt. Es gibt u. a. eine französische, eine Schweizer und eine tschechisches Variante. Letzteres wird auch Feuerritual genannt, weil dabei ein bis zwei mit Absinth getränkte Würfelzucker auf einen Absinthlöffel gelegt und angezündet werden (siehe im Bild oben). Sobald der Zucker karamellisiert und Blasen wirft, werden die Flammen gelöscht und der Zucker in den Absinth gegeben, was den typischen Geschmack verursacht. Siehe auch unter Destillation und Spirituosen.

Bild links: Von H. Zell - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

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Sigi Hiss

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Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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