Die älteste in Deutschland erhalten gebliebene Weinrechnung in Form eines beurkundeten Vertrags in lateinischer Sprache stammt vom 18. November 1211. Beteiligte waren Mitglieder der Familie Greiffenclau, die in späteren Generationen Besitzer von Schloss Vollrads (Rheingau) waren. Emmircho und Heinrich Grifenclawa traten ihr Recht am Zehnten (Zehent) der Güter des St. Viktorstiftes gegen eine pauschale Entschädigung in Höhe von drei Stück Wein (etwa 3.600 Liter) pro Jahr ab. Dieser Wein wurde wiederum von deren Bruder Ruthard, welcher das Amt des Domcellarar zu Mainz innehatte, mit unbefristetem Vertrag abgekauft und zum Seelenheil der Familie dem Spendenfonds der Stiftsherren zu St. Viktor gestiftet.
Die Rechnung beinhaltet die Namen des Verkäufers und des Käufers, die Ware in Art und Menge, das Datum des Kaufvertrages, sowie die Namen der Zeugen. Das Siegel des beurkundenden Erzbischofs Siegfried II. von Eppstein (1165-1230) an gelbroten Seiden-Schnüren beschließt den Vertrag. Der Vertrag enthält bereits damals noch unverzichtbare Kenngrößen. Aus der fehlenden Angabe der Preise kann man schließen, dass es jährlich unterschiedliche Festlegungen gab, die nicht im Vorfeld bei einem langfristig gültigen Geschäftsabschluss vereinbart werden konnten. Auch damals galt die Abhängigkeit des Preises von Menge und Güte. Das Originaldokument liegt im Mainzer Stadtarchiv. Siehe auch unter Brauchtum im Weinbau und Rekorde.
Quelle: R. Hepp, Gesellschaft für Geschichte des Weines - Schriften z. Weingeschichte 166
Schrift: von Schlossvollrads - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
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Roman Horvath MW
Domäne Wachau (Wachau)