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Alkoholgehalt

alcoholic strength, content (GB)
gradazione alcolica (I)
teor alcoólico (PO)
graduación alcohólica (ES)
teneur en alcool, degré alcoolique (F)

Der Gehalt an Alkohol im Wein und anderen alkoholischen Getränken bezieht sich auf den Anteil an Ethanol; der hauptsächlich vorhandenen Alkoholart. Der theoretisch erreichbare Alkoholgehalt eines Weines kann bereits in den Weintrauben durch das Mostgewicht errechnet werden. Er ergibt sich aus dem Zuckergehalt (Fructose und Glucose) im Traubenmost, der bei der Gärung in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt wird. Im 19. Jahrhundert wurde vom Chemiker Joseph Gay-Lussac (1778-1850) ein System entwickelt, das den Alkoholgehalt in Graden (°) darstellt, was im anglo-amerikanischen Raum zum Teil noch verwendet wird. Heute international üblich und innerhalb der EU genormt ist jedoch die Angabe in Volumenprozent. Die Messung erfolgt bei einer Temperatur von 20 °Celsius.

Begriffsdefinition

Es gibt vier verschiedene Begriffe für den Alkoholgehalt. Vor allem besteht Interesse daran, wieviel Alkohol tatsächlich im Getränk enthalten ist. In den meisten Ländern ist am Etikett der vorhandene Alkoholgehalt angeführt:

vorhandener Alkoholgehalt
Tatsächlich im Traubenmost oder Wein enthaltener reiner Alkohol.

potentieller Alkoholgehalt
Die Menge des Alkohols, der durch ein vollständiges Vergären des Restzuckers zusätzlich noch theoretisch möglich wäre (potentiell = möglich, im Gegensatz zu wirklich). In Italien wird dieser Wert oft nach dem vorhandenen Alkoholgehalt in der Form von zum Beispiel „14% vol+4“ angegeben. Das bedeutet im konkreten Fall einen Restzucker von umgerechnet 4% Alkohol, das sind etwa 65 g (1% Alkohol entspricht 16 bis 17 g Zucker).

Gesamtalkoholgehalt
Summe von vorhandenem und potentiellem Alkoholgehalt.

natürlicher Alkoholgehalt
Gesamtalkoholgehalt vor jeglichem Anreichern.

Berechnung

Bei der Gärung ergeben 10 g Zucker je 1.000 g Most 0,66% vol Alkohol. Ein Gehalt von 8 g Alkohol je Liter entspricht rund 1° oder 1% vol. Die Umrechnungsformel ist % vol x 7,894 = Gramm Alkohol per Liter (g/l) Wein. Bei 12% vol ergibt dies 94,7 g/l. In einer Flasche Wein mit 0,75 lsind das 71 g reiner Alkohol. Ein Achtel Wein enthält ungefähr dieselbe Menge an Gramm Alkohol, als dieser Volumenprozente aufweist. In einem Achtel Wein mit 12% vol sind 12 g Alkohol enthalten sind. Ein einfaches Verfahren für die Bestimmung des Alkoholgehalts ist die Rebelein-Methode.

Gerät von Dr. Rebelein für die Bestimmung des Alkoholgehalts

gesundheitliche Aspekte

Wie hoch ist demnach der Alkoholspiegel, wenn man allein eine Flasche Wein mit 0,75 Liter (drei Viertel oder sechs Achtel Wein) mit einem Alkoholgehalt von 12% vol trinkt? Dies ist auch von der körperlichen Beschaffenheit, der Trinkgeschwindigkeit, dem Geschlecht und anderen Faktoren abhängig. In etwa ergeben diese „drei Viertel Wein“ bei einem Mann mit rund 85 kg Gewicht und einem Trinkzeitraum von zwei Stunden brutto 1,2 Promille (siehe Formel unter Blutalkoholkonzentration). Bezüglich der vertretbaren Konsummenge siehe unter Gesundheit.

Promillerechner

Mittels Promillerechner (anklicken) nach der Widmark´schen Formel wird der Promillewert nach dem Konsum alkoholischer Getränke anhand Gewicht, Körpergröße und Geschlecht sowie der konsumierten Getränke berechnet. 

alkoholische Getränke

Die angegebenen Alkoholstärken sind als ungefähre Richtwerte zu verstehen. Für alle alkoholischen Getränke gibt es in den Ländern zum Teil unterschiedliche gesetzliche Vorgaben bezüglich Mindest- und oft auch Maximal-Werten (siehe dazu unter den betreffenden Stichwörtern wie zum Beispiel Cognac und bei den Ländern):

Getränke                                                                                                      

Prozent

alkoholfreies Bier 0,0 bis 0,5
Leichtbier 2,0 bis 3,2
Bier (obergäriges Bier, Altbier, Kölsch)  4,5 bis 5,4
Starkbier (Bockbier) 5 bis 12
Wein - leicht bis 11
Wein - mittelschwer bis 13
Wein - schwer über 13
Schaumwein - Cava, Sekt, Champagner etc. 9 bis 13
gespritete Weine - Malaga, Portwein, Sherry etc. 15 bis 19
Weinbrand - Armagnac, Cognac, Lourinhã, Metaxa etc. 36 bis 45
Likör 11 bis 55
Rum 38 bis 80

 

Geschmacksempfindungen

Ein ausgewogener Alkoholgehalt beeinflusst positiv den Geschmack von Wein. Viele Aromastoffe sind in Alkohol löslich. Zu alkohollastige Weine verlieren die Ausgewogenheit und können mit negativem Empfinden alkoholisch bzw. brandig wirken. Sie wirken weniger duftig, weil die Aromen an den Alkohol gebunden sind. Außerdem leidet darunter die Sortentypizität. Andererseits kaschiert Alkohol die Säuren im Wein. Ein trocken ausgebauter Wein mit geringem Restzucker und hohem Alkoholgehalt kann durchaus relativ süß schmecken.

Weine mit hohem Alkoholgehalt haben mehr Körper (Fülle), weniger Alkohol unterstreicht die Eleganz. Weine mit (zu) niedrigem Alkoholgehalt schmecken oft charakterlos und hohl (leer). Beim auch als „Sweet Spot“ bezeichneten Grad erreicht der Wein eine möglichst perfekte Harmonie zwischen Aroma, Fruchtigkeit und Geschmack. Bei (zu) alkoholstarken Weinen kann diese Harmonie durch das Verfahren Alkoholreduktion erreicht werden.

weingesetzliche Vorgaben

Gemäß EU-Verordnung ist der vorhandene Alkoholgehalt am Etikett in Volumenprozenten durch volle oder halbe Einheiten anzugeben, im Bedarfsfall wird gerundet. Der angegebene Wert darf vom durch die Analyse bestimmten Gehalt um höchstens 0,5% vol abweichen. Bei Weinen mit Angabe des Erntejahres, über drei Jahre Flaschenlagerung, Schaumweinen, Perlweinen, Likörweinen und Weinen aus überreifen Trauben darf der angegebene Alkoholgehalt vom durch die Analyse bestimmten um höchstens 0,8% vol abweichen. Dem Wert ist „% vol“ anzufügen. Es können die Begriffe „vorhandener Alkohol(gehalt)“ oder die Abkürzung „alc.“ vorangestellt werden.

Es gibt  Vorgaben für Mindest-Alkoholgehalt je Weinbauzone. Für A und B sind dies seit 2009: Für Wein zumindest 6,5% (entspricht 11,2 KMW, bei denen gelesen werden darf) plus max. möglicher Anreicherung um 2% ergibt 8,5% für den fertigen Wein. Für alle anderen Weinbauzonen gelten zumindest 9%. Die Vorgaben für Landwein, Qualitätswein und Prädikatswein dürfen aber von den Ländern selbst geregelt werden und sind daher (auch je Anbaugebiet) höchst unterschiedlich. Die jeweiligen Bestimmungen sind bei den Ländern enthalten.

Es darf uch ein Anreichern mit bestimmten zuckerhältigen Mitteln erfolgen, um den natürlichen Alkoholgehalt zu erhöhen. Die Zugabe von Alkohol zum fertigen, das heißt bereits vergorenem Wein nennt man Spriten. Der Alkoholgehalt kann durch verschiedene Methoden festgestellt werden; siehe dazu unter analytische Prüfung. Eine tabellarische Aufstellungen aller Weininhaltsstoffe ist unter dem Stichwort Gesamtextrakt (enthalten.

weiterführende Informationen

Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter den Stichwörtern Alkohol, Alkoholismus, Alkoholverbot und Gesundheit, sowie Aufstellungen relevanter Stichwörter unter alkoholische Getränke und Alkoholkonsum.

Graphik Rebelein-Methode: von danielb81 - Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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