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Amphore

amphora (GB)

Gefäß aus Ton, Steingut, Bronze und seltener auch aus Glas. Der griechische Name „Amphora“ leite sich von der Beschaffenheit ab, dass man das Gefäß an „zwei Griffen tragen“ konnte („amphi“ = „zwei Griffen tragen“ und „phéro“ = „tragen“). Dies erfolgte bei größeren Volumina durch zwei Personen. Amphoren wurden vermutlich von den Kanaanitern, den Vorfahren der Phöniker, erfunden und 1500 vor Christus nach Ägypten gebracht. Sie entwickelten sich zum beliebtesten Gefäß in der Antike, das für Flüssigkeiten aller Art, vor allem für Öl oder Wein, verwendet wurde. Von den Griechen wurde es bis nach China gebracht.

Amphoren aus Apulien/Italien / Amphoren aus Kroatien

Beschaffenheit

Die klassische Weinamphore war ein bauchiges Tongefäß mit zwei Henkeln an einem schmalen Hals und spitz zulaufendem Unterteil. Amphoren hatten zumeist keinen Fuß, sodass sie ohne zumeist dreibeinigen Untersatz nicht gestellt werden konnten, sondern auch liegend gelagert oder an den Henkeln aufgehängt wurden. Sie wurden auch oft für Schiffstransport verwendet, wozu man sie zwecks Fixierung mit dem spitz zulaufenden Unterteil in eine dicke Sandschicht steckte. Es gab verschiedenste Formen (siehe ganz unten), so unter anderem die attische Pelike (auch Stamnos) mit festem Standfuß und kurzem Hals, die hauptsächlich für die Lagerung und Transport von Wein und Öl, aber auch als Urne für die Aufbewahrung der Asche in Grabmälern verwendet wurde. Kleine Amphoren für Salböle, Parfüms oder Duftstoffe wurden als Amphoriskos bezeichnet.

Volumina

Die Größe bzw. das Volumen der Amphoren war sehr unterschiedlich. Griechische Amphoren für Wein fassten ungefähr 40 Liter; bei den Römern wurde „Amphora“ aber auch als Maßeinheit für 26 Liter verwendet (siehe dazu unter Congius die altrömischen Hohlmaße). Der griechische Historiker Diodorus Siculus (90-21 v. Chr.) schreibt zwar, dass beim Handel zwischen Römern und Kelten (im 5. Jhdt. v. Chr.) der Gegenwert für nur eine Amphore Wein ein Sklave gewesen sei, aber das war sicher nicht der wahre Gegenwert. Häufig wurden die Amphoren innen mit Wachs oder Harz ausgegossen. In Griechenland war es üblich, die Oberfläche des Weines vor dem Verschließen mit einer Harz- und Ölschicht zu bedecken, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Auf diese Art und Weise ist mehr oder weniger unbeabsichtigt der traditionelle Harzwein Retsina entstanden.

Amphoren - aus griechischem Schiffswrack und Terrakotta-Amphore

Verschluss und Etikettierung

Verschlossen wurden Amphoren mit Stöpseln aus Terrakotta (gebrannte Erde), die mit Bindfaden befestigt und dann mit Lack, Ton oder Pech abgedichtet wurden. Dadurch war das Gefäß luftdicht verschlossen und der darin enthaltene Wein konnte lange gelagert werden. Der berühmte als „Opimianer“ und als „Cäsarenwein“ bezeichnete Falerner wurde in Amphoren angeblich hundert Jahre und länger aufbewahrt. Auch eine Etikettierung war bereits bei den Römern üblich. Da der Jahrgang bis zur Herausbildung renommierter Anbaugebiete die einzige Möglichkeit bot, Weine zu unterscheiden, wurden die Amphoren entsprechend beschriftet. Derartige Etiketten waren entweder auf Bauch oder Hals der Amphoren mit Tinte, Mennige (Bleioxyd) oder weißer Farbe geschrieben. In Form von Täfelchen hingen sie auch am Hals, was natürlich nicht fälschungssicher war.

Die zwei wichtigsten Etiketten-Angaben waren das Alter und die Sorte. Manchmal wurden sogar Lagerangaben oder das Datum des Abstichs angegeben, die Farbe nur dann, wenn ein Anbaugebiet sowohl weißen als auch roten Wein hervorbrachte. Gelegentlich fanden sich auch Qualitätsattribute wie „bonum“ oder „excellens“ auf den Täfelchen. Aber auch damals gab es bereits einen Etikettenschwindel, wie zum Beispiel beim Falerner. Den Amphoren ähnliche Tongefäße waren Dolium (Römisches Reich) und Pithos (Griechenland), sowie die heute noch verwendeten Kvevri (Georgien) und Tinaja (Spanien) Diese waren bzw. sind aber mit bis zu mehreren 1.000 Liter Volumen wesentlich größer. Heute werden Amphoren wieder zunehmend bei der Gärung und/oder Reifung von nach uralten Methoden hergestellten Weinen verwendet. Siehe diesbezüglich unter Kachetischer Wein und Orange Wine sowie auch eine Aufstellung verschiedener Weintypen unter Weinbereitung und Spezialweine.

Amphoren - verschiedene Formen (Zeichnungen)

Amphoren Apulien: Von AlMare - Eigenes WEerk, CC BY-SA 3.0, Link
Amphoren Kroatien: Von Silverije - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link 
Amphoren Schiffswrack: Von Dimitris Vetsikas auf Pixabay 
Amphore Terrakotta: Von Capri23auto auf Pixabay 
Amphoren Formen: Von S. Martin-Kilcher - Literatur, CC BY-SA 4.0, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Dominik Trick

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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg

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