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Anekdoten

anecdotes (GB)
Siehe unter Zitate.

Es gibt unzählige Anekdoten, Geschichten und Legenden über den Wein. Schon in uralten Schriften und Religionswerken ist Wein ein sehr beliebtes und zentrales Thema. Ein gutes Beispiel ist die Bibel, in der unzählige Zitate über und im Zusammenhang mit dem Wein enthalten sind. Eines der schönsten ist das im Psalm 104/15: Der Wein erfreut des Menschen Herz. Wein und Liebe sind eine wunderbare Verbindung und nicht wenige Menschen verdanken wahrscheinlich ihr Dasein ein paar Gläsern genossenen Weines. Der Volksmund drückt das treffend so aus: Wo Bacchus das Feuer schürt, sitzt Frau Venus am Ofen. Von vielen berühmten Persönlichkeiten existieren Anekdoten und Zitate über den Wein. Eine wahre Liebeserklärung an den Champagner stammt von Madame Lily Bollinger (1899-1977), der berühmten Chefin des Champagner-Hauses. Eine der wohl schönsten Anekdoten stammt vom französischen Staatsmann Fürst Charles Maurice Talleyrand-Périgord (1754-1838).

Zitate - Buch und Weinglas

Wein & Weingenuss in der Lyrik

Über kein Thema (ausgenommen die Liebe) gibt es mehr Gedichte und Lieder als über den Wein - oft in Zusammenhang mit Beziehungen. Im Bremer Ratskeller, dessen Weinkarte zu den umfangreichsten der Welt zählt, steht der Reim: Ein Dichten ist auch das Weingenießen, nur dass die Verse nach innen fließen.

Kreislauf des Weines

Eines der schönsten Lieder ist „Kreislauf des Weines“. Der Text stammt von Theobald Kerner (1817-1907), dem Sohn des bekannten deutschen Arztes und Dichters Justinus Kerner (1786-1862), nach dem eine Rebsorte benannt ist. Vertont wurde es von Kurt Lissmann (1902-1983):

Aus der Traube in die Tonne, aus der Tonne in das Fass,
Aus dem Fasse dann oh Wonne, in die Flasche und ins Glas.
Aus dem Glase in die Kehle, in den Magen durch den Schlund,
Und als Geist dann in die Seele, und als Wort dann in den Mund,
Aus dem Worte etwas später, formt sich ein begeisternd’ Lied,
Das durch Wolken in den Äther, mit der Menschheit Jubel zieht,
Und im nächsten Frühling wieder, fallen dann die Lieder fein,
Nass als Tau auf Reben nieder, und daraus wird wieder Wein.

Anakreontischer Imperativ

Nach dem griechischen Lyriker Anakreon (~580-495 v. Chr.) ist die Anakreontik benannt, eine Stilrichtung in der Dichtung, die sich mit der Freude am Leben beschäftigt, zu der auch der Weingenuss zählt. Der Schweizer Schriftsteller Fridolin Tschudi (1912-1966) hat zum Thema den Reim „Anakreontischer Imperativ“ verfasst:

Mit Verstand ein Wein’lein schlürfen, Froh sein, dass wir leben dürfen,
Eine hübsche Jungfer küssen, Nie sich sklavisch ducken müssen,
Freundschaft mit den Freunden pflegen, Möglichst sich normal bewegen,
Keinem die Erfolge neiden, Dankbar werden und bescheiden,
Aber mit sich selbst im Klaren, Dennoch seinen Stolz bewahren,
Die Talente frei entfalten, Kritisch sich und wach verhalten,
Gegen die Vergreisung kämpfen, Seine eig’ne Stimme dämpfen,
Auch die Gegner gelten lassen, Weder sich noch and’re hassen,
Niemals wegen Nichtigkeiten, Blau sich ärgern oder streiten,
Oder hypochondrisch werden, Und sein Glück dadurch gefährden,
Sondern still sein Wein’lein schlürfen, Und - solange wir’s noch dürfen,
Die erwähnte Jungfer küssen. Das ist alles was wir sollen,
Respektive können sollen, respektive können müssen.

Die Schatzgräber

Der deutsche Dichter Gottfried August Bürger (1747-1797) wurde vor allem durch „Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“ und auch seine Balladen bekannt. Von ihm stammt das Gedicht „Die Schatzgräber“, das von der mühsamen Arbeit Im Weinberg handelt, die sich aber lohnt:

Ein Winzer, der am Tode lach (lag), rief seine Kinder an uns sprach:
„In unserm Weinberg liegt ein Schatz, grabt nur danach!“ „an welchem Platz?“
schrie alles laut den Vater an. „Grabt nur!“ O weh! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft, so grub man nach aus Leibeskraft.
Mit Hacke, Karst und Spaten ward der Weinberg um und um geschart.
Da war kein Kloss der ruhig blieb; man warf die Erde gar durchs Sieb
und zog die Harken kreuz und quer, nach jedem Steinchen hin und her.
Allein, da ward kein Schatz verspürt, und jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr, so nahm man mit Erstaunen war,
dass jede Rebe dreifach trug. Da wurden erst die Söhne klug
und gruben nun - jahrein, jahraus, des Schatzes immer mehr heraus.

Wetter & Weinbau

Wohl kein anderer Zweig der Landwirtschaft ist in so großem Ausmaß von den Unbilden der Witterung abhängig bzw. betroffen wie der Weinbau. Immer wieder werden die Reben während des Vegetationszyklus durch Regen, Hagel und Frost sowie auch zahlreiche Rebstock-Feinde (Schädlinge und Krankheiten) in Mitleidenschaft gezogen. In Österreich gibt es dafür einen Vers, der in zahllose Fassböden eingeritzt ist und des Winzers Leiden und Sorgen treffend ausdrückt: Im Winter a Gfrier (Frost), im Frühjahr koa Blia (keine Blüte), im Sommer a Dia (Dürre) und im Herbst koa G’schia (kein Geschirr). Nachdem alles erdenklich Schlechte eingetreten ist, gibt es erstaunlicherweise im Herbst doch reiche Ernte, aber neues Ungemach: das Geschirr (Behälter) zum Ernten fehlt. Fazit: der Winzer jammert immer. Es gibt eine Unzahl von Bauernregeln (Winzerregeln) mit dem Versuch, das Wetter vorherzusagen. Diese stehen oft in Beziehung zu Gedenktagen von Weinheiligen, die Winzer und Weinberg durch Anrufen vor Unheil schützen sollen. Aber all das ist wissenschaftlich nicht begründbar bzw. dem Bereich Esoterik zuzuordnen.

Alkohol als Inspiration

Die Literatur-, Musik- und Malergeschichte ist voll von alkoholtrinkenden bis mehr oder weniger alkoholabhängigen Personen, die aus dem Geist der Flasche Inspiration, Stimulans und Kraft für ihre Werke gewannen. Das waren unter anderem Ludwig van Beethoven, Charles Bukowski, Lord Byron, Adalbert von Chamisso, Johann Wolfgang von Goethe, Gerhart Hauptmann, Friedrich Hebbel, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Jean Paul, Joseph Roth, Franz Schubert, Theodor Storm und Ludwig Uhland. Der US-Psychiater Donald W. Goodwin stellte fest, dass der Prozentsatz an Alkoholikern nirgendwo so hoch sei wie unter amerikanischen Literatur-Nobelpreisträgern. Er nennt als Beispiele Sinclair Lewis, Eugene O’Neill, William Faulkner, Ernest Hemingway und John Steinbeck.

Einige Schriftsteller machten ihre Alkoholabhängigkeit zum literarischen Thema wie Hans Fallada mit dem stark selbstbiographischen Roman „Der Trinker“ und Jack London mit „König Alkohol“. Der US-Autor Edgar Allan Poe (1809-1849) gilt als Begründer der Kriminalromane. In seinen spannenden, unheimlichen Detektiv-Geschichten baut er in scharfsinniger Weise die Handlungs-Struktur raffiniert auf und führt sie zum Höhepunkt. Beim Schreiben hat er regelmäßig Alkohol getrunken und ließ sich bei Unterbrechungen wieder davon inspirieren, um in die fantastische Gedankenwelt seiner Geschichten zurückzufinden und den Handlungsfaden fortsetzen zu können. Ihm gedachte über 70 Jahre lang an seinem Grab mit einem Glas Cognac der geheimnisvolle „Poe-Toaster“.

Damit soll aber nicht gesagt sein, dass Alkoholkonsum sozusagen allen Menschen prinzipiell die Fähigkeit verleiht, künstlerisch tätig zu sein oder besondere Talente und Fähigkeiten bewirkt, die ohne Alkohol nicht existent wären (so im Sinne, man trinke ein paar Gläser Wein und schon ist man ein Friedrich von Schiller). Der deutsche Schriftsteller und Dichter Ludwig Tieck (1773-1853) beschreibt das wie folgt: Es ist eine platte Ansicht zu glauben, dass der Wein unmittelbar, an sich selbst, alle die Wirkungen hervorbringt, die wir ihm zuschreiben; nein, sein Duft und Hauch erweckt nur Qualitäten, die in uns ruhn. Der österreichische Schriftsteller Peter Rosegger (1843-1918) hat in ähnlicher Weise das noch umfassender beschrieben und dem Wein eine Liebeserklärung gemacht. Eine umfangreiche Auflistung von Prominenten mit ihren Vorlieben ist unter Lieblingsweine zu finden.

Zitate von Abraham a Sancta Clara bis Carl Zuckmayer

Die meisten Zitate zeichnen ebenfalls ein positives Bild des Wein- bzw. Alkoholkonsums. Es sind aber einige darunter, die vor Missbrauch warnen, das diesbezüglich anschaulichste ist jenes vom griechischen Politiker Eubulos. Einige davon könnten aber durchaus missverstanden werden, deshalb der warnende Hinweis: Alkohol ist ein hervorragendes Lösungsmittel. Es löst Familien, Ehen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Bankkonten, Leber und Gehirnzellen auf. Es löst nur keine Probleme.

Zitate - Aristoteles, J. W. von Goethe, M. Luther, Napoleon, Richelieu

Der Spruch auf einem antiken Grabstein in Rom beschreibt treffend die Wechselwirkung verschiedener Genüsse. Diese verschönern das Leben, können es aber (bei Übermaß) auch zugrunde richten: Balnea, vina, Venus corrumpunt corpora nostra; sed vitam faciunt: balnea, vina, Venus (Die Bäder, die Weine, die Liebe: sie richten unseren Körper zugrunde; aber sie machen das Leben aus: Die Bäder, die Weine, die Liebe).

unbekannte Quelle

Wo Bacchus das Feuer schürt, sitzt Frau Venus am Ofen.

Ohne Ceres und Bacchus friert Venus.

Wein ist die Vermählung von Himmel und Erde.

Wein ist der gute Geist der Geselligkeit. Er weckt die Lebensgeister, 
macht den Sorgenvollen optimistisch, den Mürrischen heiter,
den Reichen zugänglich und den Introvertierten gesprächig.

Der Betrunkene sagt, was der Nüchterne denkt.

Im Becher ersaufen mehr Leute als im Bach.

Winket Dir der Wein im Becher, greife zu und trinke frisch,
aber nicht mit jedem Zecher setze Dich an einen Tisch.

Wer nie betrunken war, kennt nicht den Wert der Nüchternheit (China).

Erst trinkt der Mensch Sake, dann trinkt die Sake Sake,
und schließlich trinkt die Sake den Menschen (Japan).

Regen lässt das Gras wachsen, Wein das Gespräch (Schweden).

When wine is in, wit ist out  
Wenn Wein intus ist, dann ist der Verstand ausgeschaltet (England).

Vinum et mulieres apostatare faciunt sapientes
(Wein und Weiber betören die Weisen)
.

Abraham a Sancta Clara (1644-1709)

Berühmter Prediger im alten Wien und Schriftsteller, Verfasser des Sauffnarren:
Der Wein ist eine Medizin, wenn er aber ohne eine Manier getrunken wird, ist er ein Gift. Der Wein ist eine Erquickung des Herzens, wenn er aber ohnmäßig getrunken wird, ist er ein Tod der Seele.

Alkäus (600 v. Chr.)

Griechischer Lyriker von der ägäischen Insel Lesbos mit dem wohl bekanntesten und auch meistzitierten Ausspruch über Wein: In vino veritas (Im Wein liegt die Wahrheit).

Archilochos von Palos (700-645 v. Chr.)

Griechischer Lyriker, über die Wirkung des Weines bei langer Seefahrt:

Durch die Ruderbänke reicht die Becher, öffnet alle Krüge für die Zecher, wie könnten wir bei so viel Wein, die ganze Nachtwach` über nüchtern sein?

Aristophanes (445-385 v. Chr.)

Griechischer Komödiendichter:

Du wagst des Wein’s erfinderische Kraft zu schmäh’n? Was fändest du beflügelnd mehr die Tat, als Wein?

Aristoteles (384-322 v. Chr.)

Griechischer Philosoph, über die positive Inspiration von Künstlern durch Weingenuss:

Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte.

Augustinus (354-430)

Bedeutendster christlicher Kirchenlehrer und Philosoph:

Spiritus non potset habitare in sicco (Im Trockenen kann der Geist nicht wohnen).

Charles-Pierre Baudelaire (1821-1867)

Französischer Dichter und Lyriker (Intime Tagebücher, Die Blumen des Bösen, Die künstlichen Paradiese):

Der Wein ist wie der Mensch, man wird niemals recht wissen, bis zu welchem Grade man ihn schätzen oder verachten, ihn lieben oder hassen kann. Ebenso weiß man nicht, wie viele hervorragender Handlungen oder ungeheuerlicher Missetaten er fähig ist. Seien wir also nicht grausamer gegen ihn als wie gegen uns selber und behandeln wir ihn als unseresgleichen.

Wer nur Wasser trinkt, hat ein Geheimnis zu...

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Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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