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Lexikon
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Die berühmte Adelsfamilie in der Toskana widmet sich bereits seit 26 Generationen dem Weinbau. Sie zählt zu den bedeutendsten Weinproduzenten und Handelshäusern und das Weingut zu den ältesten Weinbaubetrieben von Italien. Begründer war Giovanni di Piero Antinori 1385, in dessen Lebenszeit auch der Aufstieg der Familie der Medici in Florenz zählt. Er stammte aus einer Florentiner Händlerfamilie mit langer Weinbautradition. Die Stadt war damals durch viele kriegerische Wirren und mehrerer Pestwellen gegangen. Die Weinproduktion bildete mit dem Seidenhandel und dem internationalen Bankgeschäft die dritte Säule der Familien-Aktivitäten. Niccolò di Tommaso Antinori erwarb 1506 den 1469 erbauten Renaissancepalast an der Piazza degli Antinori. In der Folge wurden in der Toskana Weinberge und Landgüter erworben. 

Palazzo Antinori und  Antinori Wappen

Gründung des heutigen Unternehmens

Im Jahre1898 gründeten die beiden Brüder Piero und Ludovico Antinori zusammen mit ihrem Schwager Guglielmo Guerrini das heutige Unternehmen Marchesi Antinori, ursprünglich unter der Bezeichnung Marchesi L&P Antinori, mit dem Ziel, „ein wenig Ordnung unter den verschiedenen Weinbauaktivitäten zu schaffen, die seit dem 14. Jahrhundert von den früheren Generationen der Antinori aufgebaut wurden“. Bei einer Reise in die Champagne im Jahre 1905 wurde Lucien Charlemagne (einer der Chefs de Caves) engagiert, der den ersten Schaumwein des Hauses nach der Méthode traditionnelle kreierte. Ein nächster Meilenstein war im Jahre 1928 der Chianti „Villa Antinori“, der mit einem damals in der Toskana neuartigen, langlebigen Stil vinifiziert wurde.

Jüngere Geschichte

Niccolò Antinori legte mit hochwertigem Chianti- und Orvieto-Weinen die Basis für höchste Qualität und baute trotz der Wirren des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) das Unternehmen erfolgreich weiter aus. Im Jahre 1966 übernahm sein Sohn Marchese Piero Antinori (*1938) die Leitung. Er gilt als Leitfigur der önologischen Revolution in Italien auch im Zusammenhang mit den sogenannten Super-Toskanern, der die Qualität der italienischen Weine wesentlich beeinflusst hat. Neben vielen anderen Innovationen experimentierte er als einer der ersten mit Barrique-Ausbau. Im Jahre 1961 stellte er den jungen Önologe Giacomo Tachis (1933-2016) ein, der bereits zu Lebzeiten legendären Ruhm erworben hat. Dieser gab den Anstoß zur Verwendung der Rebsorte Cabernet Sauvignon im Chianti-Gebiet. Seine Nachfolge hat 1993 Renzo Cotarella angetreten.

Antinori - Marchese Piero Antinori mit Töchtern Albiere, Allegra und Alessia

Durch anhaltende wolkenbruchartige Regengüsse kam es 1966 zu einem großen Unglück. Die über die Ufer tretenden Wasser des Arno ergossen sich in die Antinori-Weinkeller. Dabei wurde auch eine große Menge Wein vernichtet. Das war der Anlass, das Haus komplett zu erneuern. Als Berater wurde der französische Önologe Émile Peynaud (1912-2004) engagiert, der temperaturgesteuerte Edelstahltanks einführt. Im Jahre 1971 wurde der später berühmte Tignanello nach Vorbild des von Pieros Onkel Nicolò Incisa produzierten Sassicaia kreiert. Die beiden Weine gelten als Beginn der Super-Toskaner-Ära.

Die drei Töchter Albiera, Allegra und Alessia folgen der Familientradition und sind im Unternehmen in verschiedenen Funktionen tätig. Sie haben die operativen Geschäfte von Ihrem Vater übernommen. Das Familienimperium umfasst heute insgesamt 16 Weingüter in Italien und 7 im Ausland. Dies sind Weingüter und Kellereien in Apulien, Piemont, Toskana und Umbrien sowie auch in Kalifornien. Die Gesamtrebfläche umfasst knapp 3.000 Hektar, davon 2.200 in Italien. Der Gesamtbesitz ist aber weit größer. Auf einigen Gütern wird neben Wein auch Olivenöl erzeugt. Zum Besitz zählen auch die Restaurants „Cantinetta Antinori“ in Florenz, Zürich, Wien, Moskau und Montecarlo sowie „Procacci“ in Florenz. Das Unternehmen Antinori ist Mitglied der renommierten Familienweingüter-Vereinigung PFV (Primum Familiae Vini).

Weingüter und Joint Ventures

Das Weingut Tenuta Tignanello wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Nebenlinie des berühmten Medici-Geschlechtes gekauft und liegt im Herzen von Chianti-Classico, 30 Kilometer südlich von Florenz. Die zwei Spitzenlagen heißen Tignanello (57 ha in offener Südost-Lage) und Solaia (20 ha daran anschließend). Das im Jahre 2012 fertiggestellte Headquarter „Bottega Cantina Antinori“ in Bargino an der Schnellstraße von Florenz nach Siena gilt als Wahrzeichen der Region. Im Keller in Bargino entstehen der „Villa Antinori Chianti Classico Riserva“, der „Chianti Classico Peppoli“, und der „Vin Santo del Chianti Classico“.

Tenuta di Pèppoli und Badia a Passignano

Fünf Kilometer nördlich von Tignanello liegt die im Jahre 1985 anlässlich des 600-Jahre-Jubiläums der Familie Antinori erworbene Tenuta di Pèppoli. Die Rebflächen umfassen 50 Hektar, die hauptsächlich mit Sangiovese, sowie kleinen Mengen der Sorten Syrah, Merlot und Malvasia Bianca Lunga bestockt sind. Hier wird auch Olivenöl erzeugt. Das dritte Standbein im Chianti Classico ist das Weingut Badia a Passignano, drei Kilometer südlich von Tignanello. Der Heilige Giovanni Gualberto gründete hier im Jahre 1049 den Vallombrosaner Orden, einem Zweig der Benediktiner, die sich auf Weinbau und Forstwirtschaft spezialisierten. Hier wurde 1983 eine fossile Vitis vinifera gefunden. Von den 223 Hektar dienen 65 dem Weinbau und sind vor allem mit Sangiovese bestockt. Hier wird der „Chianti Classico Gran Selezione Badia a Passignano“ hergestellt.

Guado al Tasso und Ornellaia

Das Gut Guado al Tasso (Furt des Dachses) liegt bei Bolgheri an der toskanischen Küste und umfasst 320 Hektar Rebfläche. Es wird der nach dem Gut benannte Rotwein (eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und manchmal kleinem Anteil Petit Verdot der Rosé „Scalabrone“ und der Weißwein „Vermentino“ produziert. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt das Gut Ornellaia, welches früher Lodovico Antinori (jüngerer Bruder von Piero Antinori) gehörte. Und ebenfalls nicht weit davon befindet sich das Gut Biserno, das erste gemeinsame Projekt der Brüder Antinori, unter der Leitung von Lodovico.

weitere Weingüter in der Toskana

In Montepulciano liegt das im Jahre 1990 erworbene Weingut La Braccesca. Die Rebflächen umfassen 340 Hektar. Hier werden unter anderem ein Vino Nobile di Montepulciano, der Rosso di Montepulciano „Sabazio“, sowie die zwei Syrah „Achelo“ und „Bramasole“ erzeugt werden. Nahe Cortona befindet sich das Gut Santa Cristina, wo Weine unter dieser Marke erzeugt werden. In Montalcino befindet sich das 1995 erworbene und nach einem Bahnhof benannte Weingut Pian delle Vigne mit einem Brunello di Montalcino und dem Riserva „Vignaferrovia“. Ganz im Süden der Toskana liegen in der Maremma die Fattoria Aldobrandesca bei Sovana sowie das Weingut Le Mortelle.

Weingüter in Umbrien, Piemont und Apulien

Das nach der mittelalterlichen Burg benannte Gut Castello della Sala nahe der Stadt Orvieto in Umbrien wurde 1940 gekauft. Auf den ausgedehnten Weinbergen mit 160 Hektar Rebfläche werden die Sorten Procanico, Grechetto, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Sémillon, Pinot Bianco (Pinot Blanc), Viognier, Traminer, Riesling und Pinot Nero (Pinot Noir) kultiviert. Hier wird der Weißwein „Cervaro della Sala“ produziert. Weitere Weingüter sind Prunotto (Piemont), Tormaresca mit den zwei Kellereien Tenuta Bocca di Lupo und Masseria Maìme (Apulien) sowie Montenisa mit einem Schaumwein Franciacorta (Lombardei).

ausländische Besitzungen

Ausländische Besitzungen von Antinori sind die Weingüter Haras de Pirque (Chile) und Antica (Napa Valley in Kalifornien). Joint Ventures gibt es mit den Weingütern Stag’s Leap Wine Cellars (Napa Valley), Col Solare (Washington), Tuzko (Ungarn), Meridiana (Malta) und Vitis Metamorfosis (Rumänien).

Palazzo Antinori: Von Sailko - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link  
Wappen: Von I, Sailko, CC BY 2.5, Link
Familie Antinori: HAWESKO

Stimmen unserer Mitglieder

Thorsten Rahn

Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.

Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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