wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Armagnac

Der berühmte französische Weinbrand ist zwar um einige Jahrhunderte älter als der Cognac, steht aber ein wenig im Schatten des „großen Bruders“. Seine Heimat ist die Gascogne, eine hügelige Landschaft im Zentrum von Südwest-Frankreich. Sie umfasst das Département Gers sowie Teile von Landes und Lot-et-Garonne. Die Gascogner erlernten bereits im 12. Jahrhundert von den Mauren die Kunst der Destillation. Der erste schriftliche Bericht über den Armagnac (aqua ardens = brennendes Wasser) stammt aus dem Jahre 1411. In einer Urkunde aus dem Jahre 1461 wird berichtet, dass „der gebrannte Geist des Weines Schmerzen lindert, das Gedächtnis frisch und die Menschen jung erhält und Freude und Wohlbehagen mit sich bringt“. Im Jahre 1909 wurde erstmals die Herkunftsbezeichnung „Armagnac“ dekretiert. Das BNIA (Bureau National Interprofessionel de l’Armagnac) überwacht die strengen Bestimmungen. Bei positiv bestandener Prüfung wird das goldgelbe Siegel vergeben.

Armagnac - Bocksbeutel-Flasche und Destille

Armaganc-Zonen

Es gibt drei Zonen mit jeweils charakteristischen Merkmalen verschiedener Bodentypen. Im Westen liegt Bas-Armagnac (Lehm und Sand), die mittlere Zone ist Ténarèze (kalkreicher Lehmboden) und im Osten befindet sich Haut-Armagnac (Kalk). Aus Bas-Armagnac (Armagnac Noir) mit 55% Produktionsanteil kommen die besten Destillate mit spezifischem Aroma. Für diese Armagnacs gelten strenge Bestimmungen. Die Elite wird im kleinen Bereich „Terre de Bouc” (Ziegenbockland) gebrannt, diese Produkte dürfen „Grand Bas-Armagnac“ genannt werden. Der Bereich „Haut-Armagnac“ (Blanche Armagnac) erbringt nur 5% der Produktion. Überwiegend werden dort Sektgrundweine erzeugt, ein guter Teil davon geht nach Deutschland.

Rebsorten

Bis zum Auftreten der Reblaus um das Jahr 1878 wurde vorwiegend die weiße Sorte Piquepoul Blanc angebaut. Heute bestehen die rund 12.000 Hektar Rebfläche zu 80% aus Ugni Blanc (Trebbiano Toscano), der klar dominierenden Armagnac-Rebe. Insgesamt sind elf weiße Sorten für den Armagnac zugelassen, jedoch haben neben der Ugni Blanc nur noch die drei Sorten Baco Blanc, Colombard und Clairette eine erwähnenswerte Bedeutung. Alle diese Sorten erbringen alkoholschwache und säuerlich schmeckende Weine, die für eine Destillation geradezu ideal geeignet sind. Die natürliche Spontangärung erfolgt ohne Zusatz von Hefen, Schwefel oder Zucker. Nach etwa zehn bis 17 Tagen entsteht ein säurestarker Wein mit einem Alkoholgehalt von 8 bis 9,5% vol. Vor dem Destillieren dürfen Kräuter, Nüsse und Pflaumen (Bouquetieres) zugesetzt werden.

Brennmethode

Der große Unterschied zum Cognac besteht in der Brennmethode und nachfolgendem Ausbau. Bis vor der Reblaus-Katastrophe wurde (so wie beim Cognac) mit dem fraktionierten Verfahren (Pot Still) gearbeitet, dann setzte sich das kontinuierliche Verfahren durch. Dieses wurde schon um 1830 vom Destillateur-Meister Coffey perfektioniert und 1936 zum einzig zugelassenen Brennverfahren für den Armagnac verordnet. Bei dieser hauptsächlich angewendeten „Méthode Armagnac“ bzw. dem System „Alambic Armagnacais“ werden Rohbrand und Feinbrand in einem einzigen Brennprozess kombiniert. Hierzu dient eine Rektifikationskolonne, ein Apparat zur Trennung der verdampfbaren Komponente, der die verdampften Bestandteile durch Abkühlen wieder verflüssigt. Dieser befindet sich zwischen der Brennblase und dem Kondensator. Dabei wird der Armagnac zwar zweimal erhitzt, aber nur einmal (gegenüber zweimal beim Cognac) einer Destillation unterzogen.

Der Wein wird stark vorgewärmt und trifft in der Brennblase auf die Alkoholdämpfe. Durch ein ausgeklügeltes System von durchlöcherten Platten und Röhren wird bewirkt, dass der Armagnac frei von schädlichen Stoffen ist, aber viel Duft- und Geschmacksstoffe des Weines (mehr Weinigkeit) enthält. Armagnac enthält nach dem Brennen weniger Alkohol (vorgeschrieben sind 52 bis 63%) als Cognac (70%). Solche Destillate benötigen auch eine längere Reifezeit. Der frisch gebrannte Armagnac hat eine wasserklare Farbe und schmeckt scharf. Im Gegensatz zum Cognac wird er nicht sofort in Fässer gefüllt, sondern üblicherweise zuerst verschnitten. Der Armagnac reift in dunklen Mooreichen-Fässern (400 bis 420 Liter) aus der Region, doch aus Holzmangel muss zunehmend Material aus anderen Gegenden (z. B. Limousin) verwendet werden. Während der Lagerzeit wird Faible (destilliertes Wasser mit etwas Alkohol) bis auf die Trinkstärke von 40% vol Alkoholgehalt zugefügt.

Armagnac-Typen

Das fertige Produkt ist ein „Blend“ aus verschiedenen Herkunftsgebieten und Jahren, das jüngste Destillat entscheidet über die Qualität. Die Qualitäts-Bezeichnungen sind ähnlich dem Cognac (siehe dort unter Konto). Das am Etikett angegebene Alter sagt nichts über die Reifezeit aus. Großteils wird Armagnac in Bocksbeutel ähnliche, bauchige Flaschen abgefüllt, die man Basquaise (Pot Gascon) nennt, nur die seltenen Jahrgangs-Armagnacs kommen in der schlanken Charentais-Flasche auf den Markt. Jährlich werden etwa neun Millionen Flaschen Armagnac produziert, das rund 10% der Cognac-Menge. Es werden auch IGP-Weine unter den Bezeichnungen Côtes de Gascogne und Gers, sowie der süße Likörwein Floc de Gascogne erzeugt.

Produzenten

Zu den bekanntesten Armagnac-Produzenten bzw. Handels-Häusern zählen Armadis (Marken Chabot, Duc d’Ejas, Gerland und Marquis de Puysegur), Berger (Prince de Conde), Castarède, Château du Tariquet, Château-Paulet (Baron de Casterac), Darroze, Domaine d’Ognoas, Domaines Laberdolive, Gelas, Goudoulin, La Compagnie des Produits de Gascogne (de Montal), Janneau, Larrose (Comtal und Château de Hontambène), Marnier-Lapostolle (Lapostolle), Marquis de Montesquiou, Marquis de Sauval, Maxim’s de Paris, Ryst-Dupeyron und Samalens. Einige dieser Produzenten erzeugen aber auch Weine und Cognacs.

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange).

Bild links: Von Rama - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.0 fr, Link 
Bild rechts: Von Jibi44 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Egon Mark

Das Lexikon von wein.plus ist für mich die umfangreichste und beste Informationsquelle über Wein, die es derzeit gibt.

Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

Das größte Weinlexikon der Welt

26.394 Stichwörter · 47.006 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.728 Aussprachen · 204.203 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER