An der University of California in Davis (USA) wurde Mitte der 1980er-Jahre von Professor Ann C. Noble (*1935) ein so genanntes „Aroma Wheel“ entwickelt. Die Wissenschaftlerin hatte im Zusammanhang mit einem Sensorik-Forschungsprojekt festgestellt, dass es für die Beschreibung von Weinen keine einheitliche Terminologie existiert. Ziel war es, mit dem Aromarad ein möglichst allgemein verständliches und verwendbares Begriffsmuster zu schaffen, mit dem der Geruch bzw. Aromastoffe eines Weines im Rahmen einer Weinbewertung bzw. Weinansprache möglichst eindeutig definiert bzw. beschrieben werden kann. Das Aromarad ist gleichermaßen für professionelle Verkoster und Laien geeignet.
Die Palette enthält keine hedonistisch wertenden oder ungenauen Begriffe wie außergewöhnlich, elegant, körperreich, sauber oder ähnliches, sondern ausschließlich Geruchsbeschreibungen, die allgemein bekannt sind und in Fachkreisen gleich verstanden werden. Das Aromarad besteht aus drei Kreisen von innen nach außen. Der innerste Kreis enthält 12 Hauptgruppen, der mittlere Kreis 29 Untergruppen und der äußere Kreis 94 Einzelaromen. Man kann sich sozusagen ausgehend von der Mitte in drei Schritten bis ganz nach außen vorkosten. Die 12 Hauptgruppen mit entsprechenden Beispielen sind:
Ein spezielles Aromarad wurde später auch für Sekt erstellt. Das kalifornische Aromarad hat sich mit länderspezifischen Anpassungen weltweit durchgesetzt. Analog dazu wurde in Australien ein „mouthfeel wheel“ (Mundgefühls-Rad) entwickelt, mit dem die taktilen (den Tastsinn betreffenden) bzw. trigeminalen Eindrücke systematisiert wurden. Der BDO (Bund Deutscher Önologen) hat auf Basis des kalifornischen Aromarades auf die Gegebenheit deutscher Weine angepasste Aromaräder in vereinfachter Form entwickelt. Es gibt je eines für Weißwein und Rotwein. Diese können über das DWI bezogen werden. Die Aromaräder unterteilen sich in sieben Hauptgruppen (Segmente) für den Geruch, sowie eine für den Geschmackseindruck.
Der Duft wird zunächst allgemein eingegrenzt (innerer Kreis) und dann in einem zweiten Schritt genauer umrissen (äußerer Kreis). So kann man zum Beispiel im ersten Schritt unter fruchtig riechen, dass der Wein nach einer Beere duftet. Dann kann durch im zweiten Schritt durch intensiveres Riechen feststellen, ob es sich eher um Holunderbeere oder Johannisbeere oder um beides handelt. Ein spezielles Aromarad mit verschiedenen Fehltönen zur Identifikation von Weinfehlern wurde vom deutschen Weinjournalisten Laurentius Kollmann entwickelt. Ergänzend zu Aromarädern kann ein Aromaset zum Erlernen von Gerüchen hilfreich sein, das zum Beispiel für Rotwein und Weißwein von der Firma AROMASTER angeboten wird. Außerdem gibt es von dieser Firma ein Booklet mit einem Aromarad für Sommeliers sowie Aromaräder für die typischen Aromen von 20 Rebsorten.
Bilder oben: ©: Deutsches Weininstitut und Bund Deutscher Oenologen e.V.
Bilder unten: © AROMASTER
Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.
Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)