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Auktionen

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Bezeichnung (auch Versteigerung oder in Österreich Lizitation) für die Versteigerung von Produkten bzw. Waren aller Art an den Höchstbieter. Auktionen waren immer schon als besondere Art des Weinhandels üblich. Bereits im antiken Rom wurden besondere Weine wie der berühmte Falerner versteigert. Im Mittelalter setzte sich durch, dass die Einkäufer auch zu den Produzenten reisten, um vor Ort ihren Bedarf zu decken. Bis zum 17. Jahrhundert wurden die Weine hauptsächlich in Fässern versteigert, bis sich die Abfüllung in Flaschen durchsetzte. Besonders der Bordeaux-Weinhandel mit dem Hauptabnehmer England war führend. In Deutschland wurde es im 18. Jahrhundert üblich, bestimmte Weine zu versteigern.

Auktionen - James Christie und Auktionshammer

berühmte Auktionshäuser

Als Mittelpunkt des weltweiten Auktionhandels für Weine und Spirituosen gilt schon immer und weiterhin London. Die größten und bedeutendsten Auktionshäuser sind heute das im Jahre 1759 gegründete Christie’s in London und das im Jahre 1744 gegründete Sotheby’s in New York. Beide Unternehmen wurden in London gegründet, der Hauptsitz von Sotheby’s ist heute New York. Kleinere Auktionshäuser in England sind Bonhams, Bigwood und Straker-Chadwick. Ein auf alte Weine spezialisiertes Weinhandelshaus ist Antique Wine Company (London). In Frankreich ist das Auktionshaus Artcurial mit Hauptsitz in Paris ebenfalls auf alte Weine spezialisiert. In den USA zählen neben Sotheby’s zu den bedeutendsten Auktionshäusern Butterfield & Butterfield (San Francisco), Chicago Wine Company und Zachys (New York). Im Laufe der Zeit hat sich nicht nur ein Markt für Sammler und Liebhaber, sondern auch für zahlungskräftige Investoren zwecks Kapitalanlage entwickelt.

gemeinnütziger Zweck

Oft stehen Auktionen unter einem gemeinnützigen Zweck, die berühmteste und älteste ist das auch als „Hôtel Dieu“ (Hotel Gottes) bezeichnete burgundische Hospices de Beaune, die schon seit dem Jahre 1443 solche jährlich durchführt. Weitere ähnliche Events sind die nach diesem Vorbild veranstaltete Hospices de Nuits im burgundischen Nuits-Saint-Georges, sowie die „Cape Fine & Rare Wine“ auf dem südafrikanischen Weingut Nederburg. In Deutschland sind die Versteigerungen des VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter im Kloster Eberbach sowie die Riesling-Auktion des Bernkasteler Rings zu erwähnen. Bei Weinen jüngeren Datums (10, 20, 30, 40 und zum Teil auch mehr Jahre) sind Preise bis zum drei, zum Teil auch vierstelligen Dollar/Euro-Bereich zu erwarten und werden auch geboten bzw. bezahlt. Bei diesen Weinen kann man auch von einwandfreiem Zustand ausgehen. Das ist bei Auktionen auch zugesagt bzw. durch Versicherungen abgedeckt.

Sonderauktionen 

Eine sehr häufig geübte Praxis bei Auktionen ist es, unter bestimmten Gesichtspunkten zusammengestellte Posten (sogenannte Lots) gemeinsam zu versteigern. Das können Funde von zum Beispiel versunkenen Schiffen, Kisten (Verpackung von Wein für den Versand und Transport) oder umfangreiche Exponate von Sammlern sein. Im Jahre 1997 wurden von Christie’s 600 Flaschen Château Mouton-Rothschild 1982 (also 15 Jahre alt) um $ 420.000 versteigert, dies waren also je Flasche $ 700. Im Jahre 2006 wurden wieder 600 Flaschen dieses Jahrgangs diesmal von Sotheby’s versteigert und erbrachten $ 1,051.600, was einen Flaschenpreis von $ 1.753 für den nun 24 Jahre alten Wein ergab – also bereits mehr als doppelt soviel.

Anfang 2004 wurden in New York von einem anonymen Sammler 245.700 Dollar für ein Lot exklusiver Bordeaux-Weine geboten. Dafür erhielt er den Zuschlag für 33 Impériale-Flaschen (à 6 l) aus dem Jahrgang 1982, darunter Weine von den Spitzen-Weingütern Château Ausone, Château Cheval Blanc, Château Lafite-Rothschild, Château Latour, Château Margaux, Château Mouton-Rothschild und Château Pétrus. Das umfangsreichste Lot war eine Jahrgangssammlung von 70 Flaschen Château d’Yquem der Jahre 1858 bis 2001 (mit Unterbrechungen), für die im Oktober 2007 bei Zachys in New York $ 2,013.540 geboten wurden. Das ergibt einen Durchschnittspreis von $ 28.765. Höchste Preise für alte Champagner aus Schiffswracks wurden für Produkte der Marken Heidsieck-Monopole und Veuve Clicquot-Ponsardin erzielt (siehe im Detail bei den Marken).

alte Jahrgänge

Sehr begehrt bei Sammlern von Weinen sind herausragende, alte Jahrgänge, wobei besonders Flaschen in Übergrößen gefragt sind. Dabei geht es nicht immer um die Trinkbarkeit der Weine, denn nicht selten sind sie ungenießbar. Vielmehr spielt auch die Historie eine große Rolle und wird sozusagen mitbezahlt. Nicht selten werden sie niemals geöffnet bzw. getrunken und werden in Glasvitrinen nur als Museumsstücke präsentiert. Diese Raritäten zählen zu den teuersten Weinen der Welt (siehe dort die Top-20). Rekordhalter war lange ein Château Lafite-Rothschild 1787, der 1985 von Christie’s um $ 160.000 verkauft wurde. Die aus dem Nachlass von Thomas Jefferson (1743-1826) stammende Flasche ging an den US-Verleger Malcolm Forbes (1919-1990). Schließlich wurde dieser Rekordhalter doch überboten. Das Auktionshaus Sotheby’s Hongkong versteigerte im Oktober 2010 im 5-Sterne-Hotel „Mandarin Oriental Hongkong“ unter anderem drei Flaschen Château Lafite-Rothschild 1869 um je 1,8 Mio Hongkong-Dollar. Das entsprach $ 232.692. Der Käufer war eine Telefonfirma aus Asien. Bei dieser Auktion wurden Weine im Wert von insgesamt $ 8,4 Mio bei einem Anfangsschätzwert von $ 2,5 Mio verkauft.

Auktionen besonderer Weintypen

Auktionen sind aber keinesfalls auf solche Raritäten beschränkt, sondern es gibt auch einen Handel mit jungen Weinen. Das betrifft allerdings in der Regel nur Weine der absoluten Spitzenqualität. Rotweine aus dem Bordeaux bilden rund 60% des Anteils, wobei als Qualitätsmaßstab immer noch die berühmte Bordeaux-Klassifizierung aus dem Jahre 1855 dient. Besonders häufig vertreten sind die Weintypen Portwein (Vintage Port) und Madeira (Portugal) und Tokajer (Ungarn), sowie Spitzenweine aus den französischen Bereichen Burgund, Champagne, Rhône und Sauternes, aber auch Weine aus Ländern wie Deutschland und Österreich. Bei den Versteigerungen treten zumeist Auktionatoren als Vertreter des Verkäufers auf.

Versteigerungs-Praktiken

Die Praktiken sind unterschiedlich. Bei Sotheby’s werden die Original-Holzkisten nicht geöffnet, bei Christie’s nur bei jungen Weinen nicht. Bei beiden Häusern gibt es bereits vor der Auktion viele Vorausangebote. Diese können aber dann bei der Veranstaltung natürlich überboten werden. Rund zwei Drittel der Weine werden erst im Verkaufsraum zugeschlagen. Zumeist erfolgt ein Gebot auf ein Dutzend Flaschen. Auch bei Weinveranstaltungen finden häufig Auktionen statt. Sammlungen oder Funde werden zumeist als Lot (Posten) versteigert. Bekannte Sammler von Weinen und Organisatoren von Verkostungen herausragender Weine sind der Deutsche Hardy Rodenstock (1941-2018), der Sommelier Christian Vanneque (*1950) und der Industriemanager François Audouze (*1943). Eine besondere Form des Weinverkaufs ist die Subskription (Vorausverkauf).

James Christie: Von Thomas Gainsborough - Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link
Hammer: von succo auf Pixabay

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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