Der französische Züchter Victor Ganzin entwickelte im Jahre 1879 durch Kreuzung der Sorte Aramon Noir mit einer amerikanischen Wildrebe Vitis rupestris eine Reihe von hybriden Unterlagsreben, die er nach den Eltern kurz AxR (Aramon x Rupestris) nannte. Die erfolgreichste davon war die AxR 1 (in Frankreich, Australien und Neuseeland nennt man sie ARG 1). Diese war anfangs in Frankreich und Übersee auf Grund ihrer Wuchskraft und Ertragreichtums sehr populär. Bereits 1903 wurde aber in Frankreich die ungenügende Reblausfestigkeit sowie Kurzlebigkeit erkannt und deshalb die Verwendung aufgegeben.
Feldversuche der University of California
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von der University of California in Davis umfangreiche Feldversuche gemacht, geeignete Unterlagsreben zu finden. Anfang der 1960er-Jahre wurde schließlich von Davis-Fachleuten empfohlen, die Unterlage AxR 1 in küstennahen Weinbauregionen einzusetzen, was dann auch in Kalifornien in großem Umfang erfolgte. Die Erfahrungen bzw. Warnungen aus Europa von zum Beispiel dem französischen Önologen Dr. Denis Boubals (1926-2007) beachtete man nicht. Der Wissenschaftler Albert Julius Winkler (1894-1989) und andere begründeten diese Entscheidung so, „dass die Wahl einer Unterlage nicht ausschließlich auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Reblaus gegründet werden kann“. Die Reblaus-Symptome zeigten sich erst relativ spät Anfang der 1980er-Jahre, als zahlreiche Rebanlagen Kaliforniens durch den Schädling befallen wurden. Lange Zeit war aber Davis nicht bereit, den Fehler zuzugeben und von der Unterlagsrebe AxR 1 abzuraten.
schwere Schäden in Kalifornien
Erst im Jahre 1989 erfolgte von der Universität der Hinweis, dass die AXR 1 nicht resistent sei. Als Grund wurde eine neue Reblaus-Variante des „Biotypus B“ angegeben. Dies ist aber eher unwahrscheinlich, denn mit anderen Unterlagen bestockte Rebflächen wurden vom Schädling nicht befallen. Alle mit der Unterlage AxR 1 bepflanzten Weingärten mussten gerodet werden, der Gesamtschaden wurde mit einer Milliarde Dollar beziffert. Einer der zuerst betroffenen Weinberge war Martha’s Vineyard, dessen 14 Hektar Cabernet Sauvignon im Jahre 1993 neu bepflanzt werden musste. Um den Schaden möglichst gering zu halten, versucht man die Lebensdauer der befallenen Weingärten durch Desinfektionsmittel zu verlängern. Man schätzt, dass rund dreiviertel aller kalifornischen Weingärten davon betroffen waren. Nicht wenige Weingüter standen vor dem finanziellen Ruin, zum Teil wurde dies durch Förderungen der Regierung abgemildert. Als Folge wurden in einer großen Bereinigungsaktion viele Bestände durch hochwertige Sorten ersetzt. Siehe auch unter Veredelung.
Weingarten: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0 at, Link
Rebläuse: Von Joachim Schmid, Geisenheim - Selbst fotografiert, CC BY 3.0 de, Link
