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Babo August-Wilhelm

Der kurpfalz-bayerische Hofbeamte Johann Lambert Gregor Reichsfreiherr von Babo (1725-1799) war Stadtschreiber in Mannheim und Weinheim in Baden-Württemberg. Er war Begründer des Geschlechts der Freiherren von Babo, welches mehrere bedeutende Weinbaufachleute hervorbrachte. Sein Sohn Lambert Joseph Leopold von Babo (1790-1862) begann zuerst Jura und danach Chemie zu studieren. Nach Besuch der 1. höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt in Möglin a. d. Oder wurde seine landwirtschaftliche Nerigung gefördert. Nach landwirtschaftlichen Studienreisen ließ sich als Gutsbesitzer in Weinheim nieder. Im Jahre 1832 gründete er mit dem Pomologen Johann Metzger (1789-1852) den landwirtschaftlichen Vereinsgarten. Hier wurden hauptsächlich Sämereien gezüchtet und getestet. Er verfasste als Agronom und Önologe einige bedeutende Werke wie „Die Wein- und Tafeltrauben der deutschen Weinberge und Gärten“ (1836 mit Metzger), „Der Weinstock und seine Varietäten“ (1844) mit den Rebsorten der damaligen Zeit, sowie „Die Hauptgrundsätze des Ackerbaus“ (1851).

Lambert Joseph Leopold von Babo / August Wilhelm Freiherr von Babo

August-Wilhelm Freiherr von Babo

Sohn August-Wilhelm Freiherr von Babo (1827-1894) ist sicher der bekannteste aus der Familie. Er trat in die Fußstapfen des Vaters, genoss eine umfassende landwirtschaftliche Ausbildung an mehreren Hochschulen (z. B. Heidelberg) und übernahm in Karlsruhe die Leitung eines Versuchsweingutes. 1860 folgte er dem Ruf nach Klosterneuburg nahe von Wien und wurde der erste Direktor des im selben Jahr gegründeten Klosterneuburger Weinbauinstituts in Niederösterreich. Auf Basis des von Carl Joseph Napoleon Balling (1805-1868) erfundenen Saccharometers entwickelte Babo im Jahre 1861 die Klosterneuburger Mostwaage (KMW). Diese Senkwaage ist auch heute in Österreich das offizielle Gerät für die Ermittlung des Mostgewichtes.

Im Jahre 1869 gründete er die erste regelmäßig erscheinende Weinfachzeitschrift Österreichs „Weinlaube“. Sie besteht als „Österreichische Weinzeitung“ noch heute. Später brachte er einen Weinkalender heraus, der ebenfalls heute noch als „Österreichischer Weinbaukalender“ erscheint. Bekannt und berühmt wurde er durch seine als „Feldmessen“ bezeichneten und oft in Weingärten gehaltenen Vorträge, bei denen er sein umfangreiches Wissen an die Winzer weitergab. Auf seinen vielen Reisen durch die Länder der Monarchie sammelte er viele damaligenRebsorten (1869 waren es über 60) und machte damit viele Versuche. Von 1881 bis 1883 verfasste er gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Edmund Mach (1846-1901) das „Handbuch des Weinbaues und der Kellerwirtschaft“, das mit fünf Auflagen zum Standardwerk für mehrere Winzergenerationen wurde.

Reblaus-Plage

Im Jahre 1867 bekam Babo von seinem Freund Jakob Ludwig Schiebler, vormals Ebermann (1810-1882), dem Gartenbaudirektor in Celle-Hannover als wahres Danaergeschenk ein Sortiment amerikanischer Rebsorten. Babo begann sofort, damit zu experimentieren. Es gab zwar bereits erste alarmierende Nachrichten aus Frankreich über die Reblaus, aber kein Mensch wusste damals schon, dass der Schädling mit amerikanischen Reben über den Teich gekommen war. Im Jänner 1870 erschien in der „Weinlaube“ ein erster Bericht über die Reblaus und im selben Jahr traten die ersten Schäden in Klosterneuburger Weingärten auf (am Liebertsacker, beim „Gelben Bankl“). Man hat dies Babo später - als man als Ursache die verseuchten Amerikaner-Reben erkannt hatte - zu unrecht zum Vorwurf gemacht und ihn bezichtigt, die Reblaus in Österreich eingeschleppt zu haben.

Es kam geradezu zu „Winzeraufständen“ gegen ihn und seine Anstalt, als die ersten Weingarten-Rodungen staatlich angeordnet wurden und viele Hauer zugrunde gingen. Zeitweise musste er den Weg zum Institut unter Gendarmerie-Schutz vornehmen, um vor der Wut der erbosten Winzer sicher zu sein. Babo nahm den Kampf gegen die Reblaus auf. Aber alle Maßnahmen wie in den Boden injiziertes Petroleum und Schwefelkohlenstoff oder das Aufspannen von feinmaschigen Netzen über den Weingärten, um die flugfähigen Läuse einzufangen, blieben erfolglos, bzw. waren viel zu aufwändig und zu kostspielig. 1880 waren bereits nahezu alle Weingärten in Klosterneuburg vom Schädling befallen und mussten zum Großteil gerodet werden.

Veredelung als Problemlösung

Als Alternative regte Babo den Anbau von Tabakpflanzen und Tomaten (österreichisch Paradeiser) an. Dies scheiterte aber auch deshalb, weil man im damaligen Wien Tomaten noch gar nicht kannte. Eine weitere Initiative war jedoch sehr erfolgreich, Babo förderte nämlich den Anbau von Ribisl (Johannisbeeren) und Kirschen für die Herstellung von Wein. Im Jahre 1874 war die Situation bereits so trist, dass eine „Reblauskommission“ gegründet wurde, welche die Reblausherde aufspüren musste. Dann kam um diese Zeit aus Frankreich endlich die Lösung des Problems, nämlich das Aufpfropfen von europäischen Edelreisern auf amerikanische Wurzelstöcke, die so genannte Veredelung. Im Jahre 1876 empfahl Babo bzw. das Klosterneuburger Institut den heimischen Weinbauern, diese Vorgangsweise generell anzuwenden. An der Anstalt wurden 2.000 Stecklinge der amerikanischen Sorte Taylor angelegt und vermehrt und diese Unterlagen den Gemeinden zur Verfügung gestellt.

Mehltau-Plage

Im Jahre 1889 trat dann die Pilzkrankheit Falscher Mehltau erstmals in Klosterneuburg auf. Neben der Reblaus und dem Echten Mehltau wurde diese Plage ebenfalls aus Nordamerika eingeschleppt. Zwei Jahre später starb dann dieser verdienstvolle Mann, der mit einer im Jahre 1927 im Garten der Weinbauschule Klosterneuburg aufgestellten Büste gebührend geehrt wurde.

Baron Max von Babo

Zuletzt ist auch noch sein Sohn Baron Max von Babo (1862-1933) erwähnenswert. Dieser spielte als österreichischer Konsul in China bei der Gründung des heute noch bestehenden Weingutes Yantai Changyu eine maßgebliche Rolle.

Bild links: Gesellschaft für Geshichte des Weines
Bild mitte und rechts: Klosterneuburger Kultur-Gesellschaft

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Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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