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Bauernregeln

Bezeichnung für meist in Reimform gefasste alte Volkssprüche über das Wetter und die in der Regel drastisch als positiv oder negativ formulierte Folgen für die Landwirtschaft. Auf Grund von Erfahrungen in der Vergangenheit werden damit Vorhersagen getroffen. Sie sind über Jahrhunderte durch genaue Beobachtung der Naturereignisse entstanden und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Die Vorhersagen beziehen sich oft auf einen sogenannten Lostag. Lostage (auch Lurtage) sind feststehende Tage im Kalender, die nach altem Volksglauben Vorhersagen über die Wetterverhältnisse der folgenden Wochen, Monate und seltener auch des kommenden Jahres ermöglichen, den günstigsten Zeitpunkt verschiedener landwirtschaftlicher Tätigkeiten (etwa Aussaat oder Ernte) bestimmen und auch Prognosen über die zu erwartende Ernte erlauben.

Bauernregeln - Ist Dreikönig hell und klar, gibt’s guten Wein im neuen Jahr!

Lostag

Der Ausdruck „Lostag“ leitet sich von „Los“, einem alten Wort für „Schicksal“ ab. Bei der Festlegung der Lostage orientierte man sich oft an den Namens- oder Gedenktagen (meist Todestagen) katholischer Heiliger. Ein Beispiel ist St. Gallus, an dem in alten Zeiten die Weinlese beendet sein sollte (16. Oktober). Dieser Tag war früher auch das Ende der befristeten Tätigkeit für die Weingartenhüter. Die Seriosität bzw. Richtigkeit von Bauernregeln wurde schon immer in Zweifel gezogen, was sich mit Sprüchen wie „Kräht der Hahn am Mist, ändert sich das Wetter - oder es bleibt, wie es ist“ dokumentiert. Statistische Untersuchungen in den 1990er-Jahren ergaben unter Beachtung des Entstehungs-Gebietes der jeweiligen Bauernregel einen erstaunlich hohen Grad des Zutreffens. Wenn man nun die durch Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 sich ergebende Datumsverschiebung um zehn Tage berücksichtigt, steigt angeblich sogar noch der Zuverlässigkeitsgrad.

Die wissenschaftliche Erklärung für die hohe Treffsicherheit der Lostage liefern die Großwetterlagen, die sich bereits früh abzeichnen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit jährlich wiederkehren. Die Lostage zeigen lediglich statistische Zusammenhänge auf. Das Wetter orientiert sich nicht an ihnen, es besteht also kein kausaler Zusammenhang. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei einzelnen Lostagen zwischen 60 und 90%, was oft von Anhängern dieser Theorie als Beweis angesehen wird. Hingegen liegen Wettervoraussagen über die nächste Woche nur über 50%. Der Grund liegt auch darin, dass Lostage oft nur recht allgemeine 50:50-Aussagen (regnet, regnet nicht) liefern, bei den Wettervoraussagen hingegen weitaus komplexere Vorhersagen erfolgen. Naturwissenschaftlich sind die Bauernregeln jedenfalls dem Bereich der Esoterik zuzuordnen.

Lostage im Weinbau

Im Weinbau gibt es ebenfalls zahlreiche Bauernregeln bzw. Lostage. Diese müssen nicht unbedingt konform gehen mit den Regeln für die allgemeine Landwirtschaft. Denn Regen zur Zeit der Weinlese zum Beispiel ist für den Winzer unerwünscht, kann aber durchaus für einen Bauern, der andere Feldfrüchte anbaut, von Vorteil sein. Ein Beispiel ist der Spruch: „Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft.“ Es fällt auf, dass Korn und Wein häufig ein „gemeinsames Schicksal“ haben. Und nun 100 Winzerregeln/Lostage von Jänner bis Dezember:

Januar

  • Ist Dreikönig hell und klar, gibt’s guten Wein im neuen Jahr (6. Jänner)
  • Hat der Vinzenz Wasserflut, ist es für den Wein nicht gut (22. Jänner)
  • Zu Vincenzen Sonnenschein - bringt viel Korn und Wein (22. Jänner)
  • Gibt’s zu St. Vinzenz Sonnenschein, füllt das Fass mit gutem Wein (22. Jänner)
  • An dem Tag Vinzenzius, jede Rebe treiben muss (22. Jänner)
  • An Sankt Paulus Sonnenschein, bringt in Keller viel Frucht und Wein (25. Jänner)
  • Bringt Martina Sonnenschein, hofft man auf viel Korn und Wein (30. Jänner)
  • Ist der Januar gelind, die Trauben im Oktober trefflich sind (Jänner)

Februar

  • An St. Agathe Sonnenschein, bringt recht viel Korn und Wein (5. Feber)
  • Sankt Eulalia Sonnenschein, bringt viel Obst und guten Wein (12. Feber)
  • Regnet es an Sankt Valentin, ist die halbe Ernte hin (14. Feber)
  • Hat’s in der Petersnacht gefroren, lässt uns der Frost dann ungeschoren (22. Feber)

März

  • März nicht zu trocken und nicht zu nass, füllt des Bauern Kiste und Fass (März)

April

  • April kalt und nass, füllt Scheuer und Fass (9. April)
  • Sind die Reben an Georgi noch blind, so freut sich Mann und Kind (23. April)
  • Zu Georgi blinde Reben, volle Trauben später geben (23. April)
  • Gibt’s an Markus Sonnenschein, dann hat der Winzer guten Wein (25. April)
  • Märznebel bringt keine Not, aber Aprilnebel nimmt Wein und Brot (April)
  • Wer im April erst den Weinstock will binden, wird wenig Wein im Herbste finden (April)
  • Aprilsturm und Regenwucht kündet Wein und gold’ne Frucht (April)

Mai

  • Kühler nicht nasskalter Mai, bringt guten Wein und viel Heu (6. Mai)
  • Gehn die Eisheiligen ohne Frost vorbei, schreien Bauern u. Winzer juchhei (11-15. Mai)
  • Ehe nicht Pankratius, Servatius und Bonifatius vorbei, ist nicht sicher vor Kälte der Mai
  • Mamertus, Pankratius, Servatius - stehn für Kälte und Verdruss (11-13. Mai)
  • Pankrazi, Servazi, Bonifazi, sind 3 frostige Bazi, u. am Schluss fehlt nie, die kalte Sophie
  • Wenn’s an Sankt Pankratius gefriert, wird viel im Weinberg ruiniert (12. Mai)
  • Nach Servaz - findet der Frost keinen Platz (13. Mai)
  • Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost (14. Mai)
  • Oft hat Sophie Frost gebracht, und manche Pflanze tot gemacht (15. Mai)
  • Kalte Sophie wird sie genannt, denn oft kommt sie mit Kälte dahergerannt (15. Mai)
  • Der Nepomuk uns das Wasser macht, dass uns ein gutes Frühjahr lacht (16. Mai)
  • Heiliger Sankt Nepomuk, treib uns die Wassergüss zurück (16. Mai)
  • Hat Urban Sonnenschein, gibt es viel und guten Wein (25. Mai)
  • Sankt Urban hell und rein, segnet die Fässer ein (25. Mai)
  • Hat Urban Sonnenschein, gibt’s viel und guten Wein,
    bringt er Regenschauer, wird er sauer (25. Mai)
  • Ist Sonnenschein am Urbanstag, gedeiht der Wein nach alter Sag’ (25. Mai)
  • Scheint am Urbanstag die Sonne, so gerät der Wein zur Wonne, regnet’s aber,
    nimmt er Schaden und wird schwer nur wohlgeraten (25. Mai)
  • Pankraz und Urban ohne Regen, bringen großen Erntesegen (25. Mai)
  • Das Wetter, das Urbanus hat, auch bei der Lese findet statt (25. Mai)
  • Wenn Urban kein gutes Wetter geit, so wird er in die Pfütz geleit (25. Mai)
  • Abendtau und kühl im Mai, bringt viel Wein und bringt viel Heu (Mai)

Juni

  • Medardus bringt keinen Frost mehr, der dem Weinstock gefährlich wär (8. Juni)
  • Regnet es an St. Barnabas, ergibt das guten Wein im Fass (11. Juni)
  • Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass (11. Juni)
  • Hat der Wein abgeblüht auf Sankt Vit, bringt er ein schönes Weinjahr mit (15. Juni)
  • O heiliger Veit - regne nicht, dass es uns nicht am Wein gebricht (15. Juni)
  • Bis zu Johanni kann’s mal regnen, danach kommt er ungelegen (24. Juni)
  • Werden die sieben Schläfer nass, regnet's noch lange Fass um Fass (27. Juni)
  • Regnet es an Peter und Paul - wird des Winzers Ernte faul (29. Juni)
  • An St. Paulus Sonnenschein, bringt in Keller und Scheuer viel Frucht und Wein (29. Juni)
  • Bringt der Juni trock’ne Glut, dann gerät der Wein uns gut (Juni)
  • Juni trocken mehr als nass, füllt mit gutem Wein das Fass (Juni)
  • Im Juni tut der Nordwind gut, dem Korn und auch dem Rebenblut (Juni)

Juli

  • Nur in der Juliglut, wird Obst und Wein auch gut (Juli)
  • Juligewitter schätzen Winzer und Schnitter (Juli)
  • Einer Reb und einer Geiß, ist’s im Juli nie zu heiß (Juli)
  • Was der Juli verbricht, rettet der September nicht (Juli)

August

  • Was die Hundstage gießen, muss die Traube büßen (23. Juli bis 24. August)
  • Soll der nächste Wein gedeih’n, muss Sankt Benno windstill sein (3. August)
  • Oswaldtag muss trocken sein, sonst wird teuer Korn und Wein (5. August)
  • An Laurentius, es ist Brauch, hört das Holz zu wachsen auf (10. August)
  • Kommt St. Lorenz mit heißem Hauch - füllt er dem Winzer Fass und Bauch (10. August)
  • Ist der Lorenz gut und fein, wird es auch die Traube sein (10. August)
  • Sollen Trauben/Obst sich mehren, müssen mit Lorenz die Gewitter aufhören (10. Aug)
  • Mariä Himmelfahrt klarer Sonnenschein, bringt meist viel u. guten Wein (15. August)
  • So das Wetter zu Bartholomäus ist, daran sich der Winter misst (24. August)
  • Regen an St. Bartolomä - tut den Reben bitter weh (24. August)
  • Gewitter um Bartholomä, bringen Hagel und Schnee (24. August)
  • Will der August dem Winzer nicht lachen, kann der September nicht mehr viel machen
  • Stellt im August sich Regen ein, so regnet’s Honig und guten Wein (August)
  • August reift die Beere, September hat die Ehre (August)
  • Einer Rebe und einer Geiß wird’s im August nie zu heiß (August)
  • Wenn im August viele Goldkäfer laufen, braucht der Wirt den Wein nicht taufen (August)
  • Wenn im August viele Goldkäfer laufen, braucht der Wirt den Wein nicht kaufen (August)
  • Je dichter der Regen im August, je dünner wird der Most (August)
  • Je dicker der Regen im August, je dicker Wein und Most (August)
  • Augustregen wirkt wie Gift, wenn er die reifenden Trauben trifft (August)
  • Im August viel Regen ist dem Wein kein Segen (August)

September

  • Septemberregen - kommt Saat und Reben gelegen (20. September)
  • Matthäus, wenn er weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht (21. September)
  • Matthäuswetter hell und klar, bringt guten Wein im nächsten Jahr (21. September)
  • Michaeliswein wird süß und fein (29. September)
  • Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft (September)

Oktober

  • Sankt Burkhardi Sonnenschein, schüttet Zucker in den Wein (14. Oktober)
  • Zu Theres ist die Weinles (15. Oktober)
  • Zu Terese stets beginnt - die Weinlese, weiß jedes Kind (15. Oktober)
  • Musst’ noch bis St. Gallus Butten tragen, wird der Wein dir nicht behagen (16. Okt)
  • Auf Sankt Galles, soll daheim sein alles (16. Oktober)
  • Muss Gallus Buttenträger sein, ist’s schlechtes Zeichen für den Wein (16. Oktober)
  • St. Gallus ist voll Überdruss, wenn Weinbutten er tragen muss (16. Oktober)
  • Oktober-Sonnenschein schüttet Zucker in den Wein (Oktober)
  • Regnet’s viel in Hopfen und Trauben, wird es Wein und Bier berauben (Oktober)
  • Oktober geht ein rauer Wind, dann wärm’ am Sauser dich geschwind (Oktober)

November

  • Hat der November einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart (November)

Dezember

  • Bringt Sankt Stephan Wind, die Winzer nicht erfreut sind (26. Dezember)
  • Windstill muss Sankt Stephan sein, soll der nächste Wein gedeih’n (26. Dezember)
  • Silvesternacht wenig Wind und Morgensonn, gibt viel Hoffnung auf Wein und Korn
  • Silvesternacht Wind, früh Sonnenschein, bringt keinen guten Wein (Silvester)
  • Wind in Sankt Silvesters Nacht, hat nie Wein und Korn gebracht (Silvester)

Wettervorhersagen

Eine seriöse Wettervorhersage ist nur mittels wissenschaftlicher Methoden möglich. Heute ist eine Prognose für die kommende Woche ungefähr so zuverlässig, wie sie es vor 30 Jahren für den nächsten Tag war. Die 24-Stunden-Vorhersage erreicht eine Eintreffgenauigkeit von gut 90% und für die kommenden 3 Tage rund 75%. Siehe dazu unter Meteorologie und Wetter.

weiterführende Informationen

Siehe zum Themenkomplex auch unter den Stichwörtern Astrologie, Brauchtum im Weinbau, Esoterik bei der Weinbereitung, Mondphasen, Musik bei der WeinbereitungTrinksprüche, Weinbauwürdigkeit und Zitate.

Spruchband: © Norbert F. J. Tischelmayer

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Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

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