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Begrünung

green cover (GB)
enherbement (F)
inerbimento (I)
ajardinamiento (ES)
enverdecer (PO)

Bezeichnung für das bewusste Einsäen und/oder Zulassen geeigneter Pflanzen im Weinberg zwischen den Rebzeilen. Diese Maßnahme ist im Rahmen des Biologischen Weinbau beim Biologischen bzw. Integrierten Pflanzenschutz nahezu obligatorisch. Eine Begrünung schützt vor Erosion, begünstigt die Bildung von Humus, bereichert die mikrobiologische Bodenzusammensetzung durch organische Nährstoffe, schafft positive Wasserkonkurrenz zu den Reben und damit Ertragsreduktion, sorgt für eine bessere Wasserspeicherung und Wasserabzug und damit optimalen Wasserhaushalt, verringert die Nitratauswaschung, bewirkt geringere Anfälligkeit gegen Krankheiten wie zum Beispiel Chlorose, Pilzkrankheiten, Stiellähme und Verrieseln, reduziert den Mineraldüngeraufwand und schafft Nahrungsangebot für Nützlinge wie Insekten und Vögel.

Begrünung zwischen den Rebzeilen, Lupinen (Wolfs/Feigbohne)

Vorteile und eventuelle Nachteile

Nicht zuletzt wird auch eine witterungsunabhängige bequemere Begehung besonders bei der Weinlese, sowie eine bessere Befahrbarkeit bei maschineller Weingartenpflege ermöglicht. Diese Vorteile sind aber nur durch gezielten Einsatz der jeweils dafür am besten geeigneten Pflanzen zu erreichen. Mögliche Nachteile sind zu starker Wasserverbrauch und höhere Evaporation und Transpiration (Verdunstung) und damit Wasserstress, unzureichende Wuchskraft, ungenügende Nährstoffversorgung besonders bezüglich Stickstoff und Verminderung der Extraktgehalts in den Weintrauben. Die wichtigsten Parameter für eine Begrünung sind der Weingartenboden, die jährliche Niederschlagsmenge und der Wasserhaushalt.

Begrünungspflanzen

Typische Begrünungspflanzen sind verschiedene Grasarten (wie zum Beispiel Bermudagras, Rispengras, Schwingelgras, Straußgras, Weidelgras), Gelbsenf, Kümmel, Luzerne, Lupinen, Malve, Kleearten, Ölrettich, Phacelia, Raps, Trespe, Wicken, Wiesenknopf und Getreidearten (wie zum Beispiel Gerste, Hafer, Roggen, Weizen). Die Pflanzen haben unterschiedliche Wirkungen, die jeweilige Auswahl hat gezielt je nach Bodentyp, gewünschtem Effekt und Wasserhaushalt zu erfolgen. Im Handel werden diesbezüglich verschiedene Saatgutmischungen angeboten. Bei trockenen Böden werden kurzwurzelnde Pflanzen bevorzugt, um den Rebstöcken nicht zu viel Feuchtigkeit wegzunehmen. Besteht Neigung zur Staunässe, werden tiefwurzelnde Pflanzen mit hohem Wasserbedarf wie zum Beispiel Gelbsenf eingesetzt.

Bei stickstoffarmen Böden werden Leguminosen (Hülsenfrüchtler) gesät, die Stickstoff aus der Luft binden und dem Boden zuführen. Die Pflanzen sollten aber keinesfalls „Wirte” für die virusübertragenden Nematoden darstellen. Entweder sollen die Schädlinge an ihnen nicht existieren können (Nichtwirte), oder bestenfalls wie der Ölrettich einen schädigenden Einfluss ausüben (Feindpflanzen). Nach einer Bodenanalyse durch die EUF-Methode sowie Berücksichtigung des Wasserhaushaltes muss die passende Saatgutmischung ausgewählt werden. Zum Teil können auch Unkräuter (Beikräuter) bestimmte Funktionen einer gezielten Begrünung erfüllen und werden deshalb bei einer ökologischen Bewirtschaftung zum Teil toleriert.

Begrünungsarten

Die Begrünung erfolgt entweder in Form einer Trockensaat oder bei größeren Flächen mittels Nassansaat (Anspritzbegrünung). In der Regel wird nur jede zweite Gasse begrünt. Eine notwendige Düngung erfolgt dann jeweils in der offenen Gasse, weil die Nährstoffe dadurch die Wurzeln besser erreichen und ein Bedüngen der Begrünung deren Wachstum zu stark anregen würde. Bei der vor allem bei Ertragsanlagen angewendeten mehrjährigen Dauerbegrünung (auch Mulchwirtschaft) werden mehrjährige (langlebige) Pflanzen eingesät. Während der Vegetationsperiode muss mehrmals abgemäht werden, um den Wasserverbrauch der Begrünungspflanzen einzuschränken. Dies sollte in der Regel bei einer Bewuchshöhe von 15 bis 20 Zentimeter erfolgen. Je nach Menge der Niederschläge und Begrünungspflanzen, sowie dem Standort ergibt dies drei bis sieben Mal im Jahr.

Die eingesetzten Mulchgeräte mähen nicht nur die Pflanzen ab, sondern Zerkleinern diese und breiten sie auf dem Boden aus (mulchen). Dabei wird auch durch verschiedene Weingartenarbeiten am Boden liegendes Rebholz mitzerkleinert. Durch die Verrottung des Mulchs zu Kompost werden dem Boden Nährstoffe zugeführt. Eine Kurzzeitbegrünung (auch Gründüngung oder Teilzeitbegrünung) mit einjährigen, das heißt kurzlebigen Pflanzen wird zumeist in Junganlagen angewendet. Sie dient der Anreicherung des Weingartenbodens mit Nährhumus als Vorbereitung einer Dauerbegrünung, sowie bei Einsatz von Leguminosen zwecks Stickstoffversorgung. Die Einsaat erfolgt im Frühjahr oder Frühsommer, die Verrottung und Nährstoffzuführung erst im folgenden Jahr. Eine Begrünung ist eine der vielen Kriterien, die bei einer Neuanpflanzung  bzw. dem Anlegen eines neuen Weingartens zu überlegen ist; siehe dazu im Detail unter Rebenaufbauplan.

Begrünung: Von Martin Mehofer - Eigenes Werk, CC BY 3.0 at, Link
Lupinen: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0 at, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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