Möglicherweise gab/gibt es mehrere Rebsorten mit dem Namensteil Scheuchner. Im VIVC-Katalog sind drei Sorten mit Scheuchner im Hauptnamen oder als Synonym angeführt. Das sind die drei roten Scheuchner Blau (Grübler, Pommer, Scheuchner, Schwarzer Grübler), Schwarzblauer Scheuchner (Alicantetraube, Bommer, Grübler) und als Synonym für Blauer Kölner (Žametovka) ebenfalls Scheuchner Blau, sowie eine weiße namens Scheuchner Weiß. Ob tatsächlich alle eigenständige Sorten sind, ist unklar und eher zu bezweifeln. Die zum Teil gemeinsamen Synonyme verstärken noch die Verwirrung.
Jedenfalls wurde im Jahre 1815 vom Hofbotaniker Johann Simon Kerner (1755-1830) in seinem Rebsortenkatalog eine Sorte mit dem Namen Blauer Scheuchner abgebildet. Erstmals erwähnt wurde sie (dieselbe?) bereits 1766 von Balthasar Sprenger (1724-1791) mit Verweis auf ihre Herkunft aus Ödenburg (Sopron) in Ungarn. Eine Sorte dieses Namens war früher in Deutschland verbreitet. Im Jahre 2006 wurde sie an der Badischen Bergstraße nahe Heidelberg in alten Weinbergen wiederentdeckt. Vom Rebenforscher Andreas Jung wird vermutet, dass sie identisch mit der kroatischen Sorte Tribidrag (Primitivo/Italien, Zinfandel/USA) ist. Im Jahre 2016 wurden unter diesen Namen keine Bestände ausgweisen (Kym Anderson).
Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.
Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien