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Lexikon
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Die rote Rebsorte stammt aus der historischen Untersteiermark im heutigen Nordost-Slowenien. Es gibt rund 120 Synonyme, die auf hohes Alter und weite Verbreitung hinweisen. Einige alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Gamé (Bulgarien); Blauer Lemberger, Blauer Limberger, Blaufranchis, Hartig 353, Lemberger, Limberger (Deutschland); Franconien Bleu, Franconien Noir, Franconim Noir, Limberger Noir, Limberqer (Frankreich); Franconia, Franconia Nera, Franconia Nero (Italien); Borgonja, Frankovka, Frankovka Cerna, Frankovka Crna, Frankovka Modrá (Kroatien); Burgunder, Frühschwarze, Frühschwarzer, Großburgunder, Karmazin, Mährische, Mährischer, Mährische Schwarze, Mährische Schwarze Karmazin, Mährische Traube, Schwarze Fränkische, Schwarzfränkisch, Schwarzgrobe (Österreich); Borgona (Peru); Burgund Mare (Rumänien); Sura Lisicina (Serbien); Frankovka Modrá (Slowakei); Modra Frankinja (Slowenien); Frankovka (Tschechien); Kékfrankos, Nagyburgundi, Szeleslevelü, (Ungarn), Blue Franc, Blue French, Lemberger, Limberger Black, The Wide-Leafed (USA).

Blaufränkisch - Weintraube und Blatt

Nach einer Legende war Kaiser Karl der Große (742-814) an der Entstehung beteiligt, indem er befahl, die „guten fränkischen Sorten von den schlechten heunischen Sorten zu trennen“. Aus dieser Selektion des „wertvollen, fränkischen Materials“ könnte sich der Blaufränkisch entwickelt haben. Im Gebiet der österreichischen Bundesländer Niederösterreich und Burgenland waren Vorstufen möglicherweise schon im 10. Jahrhundert verbreitet. Nach einer nicht verifizierbaren Legende wurde der Blaufränkisch erst im Jahre 1735 von Herzog Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), Gemahl von Maria Theresia (1717-1780) nach Österreich gebracht. Der Ampelograph Dr. Sebastian Helbling zählt sie 1777 in seiner „Beschreibung der in der Wiener Gegend gemeinen Weintrauben-Arten“ als „Schwarze Fränkische“ zu den besten Rotweinsorten in Niederösterreich.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie unter den Bezeichnungen Limberger oder Lemberger schließlich auch in Deutschland heimisch. Aus Lemberg in der damaligen Untersteiermark (heute Slowenien) wurde 1877 Rebmaterial als „Lembergerreben“ nach Deutschland exportiert. Das zweite Synonym Limberger verweist auf die kleine Ortschaft Limberg bei Maissau (NÖ), wo gegen Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls „wurzelechte Limberger Blaufränkisch-Reben“ vermarktet wurden. Der heutige Name Blaufränkisch wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Bereits 1875 hatte man sich international auf diese Bezeichnung geeinigt, was aber dann vor allem in Deutschland nicht realisiert wurde.

Die Rebe wird auf Grund ähnlicher Weinaromen auch als „Pinot Noir des Ostens“ bezeichnet und deshalb lange Zeit eine Elternschaft von Pinot vermutet. Gemäß im Jahre 2016 erfolgten DNA-Analysen handelt es sich um eine vermutlich natürliche Kreuzung zwischen Blaue Zimmettraube x Gouais Blanc (Weißer Heunisch). Durch weitere DNA-Analysen wurde aber die Muttersorte nicht bestätigt, sondern ist unbekannt. Die Sorte war Kreuzungspartner der Neuzüchtungen Acolon, André, Bíborfrankos, Blauburger, Heroldrebe, Laurot, Rathay, Reberger, Roesler, Rubintos, Seifert, Táltos und Zweigelt.

Die spät reifende Rebe ist anfällig für Echter und Falscher Mehltau sowie auch für die Stiellähme. Sie benötigt ein verhältnismäßig warmes Klima und neigt bei kühler Witterung bei der Blüte zum Verrieseln. Die Sorte erbringt feinsäuerliche, tanninbetonte Rotweine mit rubinroter Farbe und vielfältigen Aromen nach dunklen Kirschen, Brombeeren, Kräutern und Minze. Diese besitzen ein ausgezeichnetes Lagerungspotential und sind auch ausgezeichnet für einen Barrique-Ausbau geeignet.

In Österreich belegt die Sorte 3.009 Hektar Rebfläche; vor allem im Burgenland. Die Bedeutung der Sorte in Österreich zeigt sich auch in der Verwendung als Leitsorte in mehreren burgenländischen DAC-Weinen; das sind Eisenberg, Leithaberg und dem auch als „Blaufränkischland“ bezeichneten Mittelburgenland. In Deutschland sind unter den Namen Limberger oder Lemberger 1.912 Hektar mit leicht steigender Tendenz bestockt, davon 1.760 im Anbaugebiet Württemberg.

Weitere Bestände in Europa gibt es in Italien hauptsächlich im Friaul (28 ha), Kroatien (521 ha), Rumänien (729 ha), Serbien (727 ha), Slowakei (1.216 ha), Schweiz (4 ha), Slowenien (709 ha), Tschechien (1.143 ha) und in Ungarn (7.260 ha) sogar als häufigste Sorte. In Übersee ist sie in Australien (1 ha), Japan, Kanada (5 ha), Peru (290 ha), sowie USA (3 ha) in den Bundesstaaten New York und Washington vertreten. Sie belegte im Jahre 2016 insgesamt 17.180 Hektar Rebfläche mit gleichbleibender Tendenz. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 48 (Statistik Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

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