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Blindverkostung

dégustation à l`aveugle (F)
blind tasting (GB)
degustazione alla cieca (I)
cata anónima (ES)
prova cega (PO)

Bezeichnung (auch Blindprobe) für eine spezielle Art der Weinverkostung, bei der entweder gar keine oder nur bestimmte Parameter bekannt sind. Durch entsprechende Vorkehrungen wird verhindert, dass die Flasche bzw. der Produzent optisch erkannt werden kann. Ziel ist eine möglichst objektive Beurteilung, bei der eine Beeinflussung durch Kenntnis berühmter Namen, Lagen oder Produzenten ausgeschlossen ist. Der britische Weinkritiker Michael Broadbent (1927-2020) meinte, dass die Qualitätsbeurteilung eines Weines durch Blindverkostung ohne jegliche Angaben die nützlichste Ausbildungsmethode für jeden Weinliebhaber, aber nicht selten auch die demütigendste darstelle.

Blindverkostung - 5 Weinflaschen verhüllt

Bedeutung des Begriffes

Es muss aber zwischen einer Blindverkostung im „buchstäblichen bzw. wörtlichem Sinn“ (bezüglich Optik) und einer Blindverkostung im „übertragenen Sinn“ (bezüglich Informationen) unterschieden werden. Das „schöne Aussehen“ eines Weines, so wichtig ein Wein ohne Trübung auch ist, kann zu einer Verzerrung der Objektivität führen. Um die Beeinflussung durch Farbe oder optische Reize generell auszuschließen, kann eine buchstäbliche sinnvoll sein. Dies kann durch eine Verkostung bei Rotlicht, durch Verwendung schwarzer Degustationsgläser, Testen in völliger Dunkelheit oder durch verbundene Augen erreicht werden. Solche Blindverkostungen sind jedoch Ausnahmen, nicht die Regel.

Rahmenbedingungen

Eine Blindverkostung im übertragenen Sinn hingegen findet bei „normalem“ Licht, aber ohne Produktinformationen statt. Werden mehrere Weine miteinander verglichen, können ggf. gemeinsame Informationen wie Rebsorte, Jahrgang oder Herkunft bekanntgegeben werden. Im Sinne einer gerechten Beurteilung dürfen die Verkoster keinesfalls über Produzent, Markenname oder sonstige auf den Produzenten hinweisende Daten informiert sein.

Die Flaschen bzw. Gläser werden bei beiden Arten mittels Nummer oder Code gekennzeichnet. Bei der Verkostung wird zwischen horizontaler Verkostung oder „Blindhorizontale“ (ein Anbaugebiet, ein Jahr, verschiedene Produzenten) und vertikaler Verkostung oder „Blindvertikale“ bzw. auch „Châteauvertikale“ (ein Weingut, jedoch verschiedene Jahrgänge) unterschieden. Der Extremfall, dass über die Weine keinerlei Informationen bekannt sind, ist eher die Ausnahme, kann aber eine Prüfungsform sein. Ist genau bekannt, um welche Weine es sich handelt, nicht jedoch, in welcher Karaffe sie sich befinden, spricht man von einer Halbblindverkostung.

Abwicklung

Um Manipulationen auszuschließen und 100%-ige „Blindheit“ zu gewährleisten, müssen die Weine vorbereitet werden. Man löst von den Flaschen entweder die Etiketten ab, oder man verhüllt diese mit Verkostungshüllen. Die Originalkorken werden gegen neutrale Spitzkorken ausgetauscht. Noch sicherer ist das aufwändigere Umfüllen in Karaffen. Eine unbeobachtete Person füllt die Weine in Karaffen und kennzeichnet sie mittels Code-Etiketten (z. B. Nummern), die aber nicht aufgeklebt, sondern vor die betreffenden Karaffen gelegt werden. Darüber wird eine schriftliche Notiz angefertigt (z. B. Nr 1 = Wein A, 2 = Wein B usw.). Die erste Person verlässt mit den Flaschen den Raum.

Nun kommt eine zweite Person, die die Anordnung der Karaffen ändert, oder eben nicht. Sie tauscht also platzmäßig die Karaffen, oder lässt sie genauso stehen. Nun werden die Etiketten aufgeklebt, die bei den getauschten Flaschen natürlich nicht mehr mit der Liste der Person 1 übereinstimmen. Über die Tauschvorgänge wird ebenfalls eine Notiz angefertigt (z. B. 1 mit 6, 2 mit 4, kein Tausch bei 3 und 5). Dadurch wissen weder Person 1 oder 2 noch sonst jemand, welcher Wein sich wo befindet. Die Identität wird nach der Verkostung durch die beiden Notizen festgestellt.

weiterführende Informationen

Siehe zum Themenkomplex auch unter den Weinansprache und Weinbewertung sowie eine komplette Aufstellung relevanter Stichwörter unter Weinverkostung.

Stimmen unserer Mitglieder

Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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