Der französische Jurist und Weinbaufachmann Baron Pierre Marie Gabriel Le Roy Boiseaumarié (1890-1967) war nach seinem Studium der Rechtswissenschaften im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 Kampfpilot. Er heiratete im Jahre 1919 Emma Bernard Le Saint, die Erbin des Château Fortia an der südlichen Rhône. In seiner neuen Funktion als Weinguts-Besitzer wurde er mit großen Problemen im Département Vaucluse konfrontiert. Durch die Verwüstungen der Reblaus war es zu einem Niedergang der Weinqualität gekommen. Verfälschungen mit Trauben aus anderen Gebieten wie zum Beispiel dem Département Gard waren an der Tagesordnung. Bereits 1923 definierte er ein Gebiet, das nach seinen Analysen (heute würde man sagen: nach ökologischen) am besten für den Weinbau geeignet war. Sein Kriterium waren dabei die hier gemeinsam wachsenden Wildpflanzen Thymian und Lavendel. Für dieses Gebiet bestimmte er die auch heute noch gültigen Rebsorten, die sich auf Grund von Bodentyp und Klima am besten eignen. Damit ist er der Begründer der dann aber erst 1935 klassifizierten Appellation Châteauneuf-du-Pape.
Boiseaumarié versuchte auch sehr erfolgreich, die Winzer für seine Ideen zu mobilisieren. Deshalb gründete er im Jahre 1924 eine Winzervereinigung in Châteauneuf-du-Pape und im Jahre 1929 die Union Côtes du Rhône. Im Jahre 1930 gründete er mit dem Gastronomen und Schriftsteller Maurice E. Sailland alias Curnonsky (1872-1956) die L’Académie du Vin de France nach dem Vorbild der Académie Française. Und mit dem befreundeten Landwirtschafts-Professor Joseph Capus (1868-1947) wurde im Jahre 1935 der Vorläufer der heutigen INAO geschaffen, als deren Präsident Boiseaumarié 20 Jahre lang von 1947 bis 1967 fungierte. Boiseaumarié und Capus gelten als Begründer und Pioniere des französischen Herkunftssystems (siehe Appellation d’Origine Protégée). Auf Grund seiner Verdienste um die Qualität des Weins wurde Pierre Boiseaumarié zum Offizier der Ehrenlegion ernannt und zum Präsidenten der OIV (Organisation Internationale de la Vigne et du Vin) gewählt.
Château: Château Fortia
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