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Casta

Portugiesische Bezeichnung für Rebsorte; siehe dort.

Der Ursprung der Weinrebe liegt in Transkaukasien, nach neuesten Forschungen möglicherweise auch im türkischen Südost-Anatolien in der Nähe des biblischen Berges Ararat. Wie bei den meisten Nutzpflanzen gibt es auch bei der Weinrebe viele Varietäten, die man als Rebsorten (Cultivare) bezeichnet. Die morphologische Beschreibung ist unter dem Stichwort Rebstock enthalten. Die Wissenschaft über das Beschreiben der Sorten nennt man Ampelographie (Rebsortenkunde). Die botanische Taxonomie (hierarchische Systematik) ist unter Reben-Systematik beschrieben. Im Laufe von Jahrtausenden sind durch spontane (natürliche) Kreuzung und Aussaat, zufällige Mutationen und ab dem 19. Jahrhundert durch gezielte Neuzüchtung Tausende neuer Rebsorten entstanden. Sie entstehen durch in den Boden gelangte befruchtete Kerne oder gezielte Aussat, sind also Produkte einer generativen (geschlechtlichen) Vermehrung

Transkaukasien - Karte

Rebsorten in der Antike

Die Etrusker, Römer und Griechen, sowie die früheren Hochkulturen wie Ägypter, Babylonier, Hethiter und Phöniker haben bereits gezielte Sämlings-Selektion (Auslese) betrieben. Ob sie auch bereits gezielt Pollen von einer Sorte auf die andere Sorte übertragen, also bewusst Kreuzungen (Neuzüchtungen) herbeigeführt haben, ist nicht bekannt. Von den Römern sind etwa 150 lateinische Rebsortennamen überliefert. Jedoch schreibt der römische Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) über die Rebsorten, sie seien „zahllos wie die Sandkörner in der Wüste“ (siehe auch unter antike Rebsorten).

Die wegen ihrer positiven Eigenschaften für einen Anbau am geeignetsten Reben wie zum Beispiel hoher Ertrag, Resistenz (Widerstandsfähigkeit) gegen Umwelteinflüsse wie Frost und Krankheiten, frühe Reife sowie besonders guter Geschmack der Trauben wurden jedenfalls schon in der Antike von Menschen selektiert und durch vegetative Vermehrung weitere Rebstöcke abgezweigt. Große Verdienste bei der Kultivierung von Rebsorten und Weiterentwicklung des Weinbaus erwarben sich die katholischen Mönchsorden der Benediktiner, Kartäuser und Zisterzienser, die ab dem 6. Jahrhundert in vielen Ländern entscheidende Impulse setzten.

Entstehung der Rebsortenvielfalt

Nach der Aussaat von Beerenkernen entsteht eine neue Sorte mit spezifischen phänotypischen und genotypischen Merkmalen. Das ist in der heterozygotischen, das heißt spalterbigen Eigenschaft der Weinrebe begründet, was die Unfähigkeit sortengleicher Nachkömmlinge bedeutet (Siehe unter Blüte). Ohne Eingriff des Menschen sind die Eltern dem Zufall überlassen. Die Muttersorte wird durch die Pollen der Vatersorte befruchtet, wobei die frühesten Weinreben in der Regel eingeschlechtlich (zweihäusig) waren, das heißt, es gab rein weibliche und rein männliche Exemplare. Bei Vater und Mutter handelte sich also um verschiedene Pflanzen. Die heutigen Kulturreben sind aber zweigeschlechtlich (einhäusig) und können sich dadurch auch selbst befruchten

Neue Sorten können aber auch durch spontane Mutation entstehen. Je älter eine Rebsorte ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass viele Mutationen sich auch auf die Morphologie der Pflanzen ausgewirkt haben. Diese können im Laufe der Zeit eigenständige Entwicklungslinien begründen. Bei auffälligen Merkmalen wurden solche mutationsbedingten Klone häufig wie eigenständige Sorten behandelt. So zum Beispiel bei  Pinot Blanc, Pinot Gris und Frühburgunder (Pinot Précoce), die in der Beerenfarbe bzw. im Reifezeitpunkt mutierte Klone des Pinot Noir (Blauburgunders) darstellen. Es handelt sich dabei um einen Farbverlust. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden viele neue Rebsorten (Neuzüchtungen) bewusst durch Kreuzungen kreiert, um die positiven Eigenschaften von mehreren Sorten in einer Pflanze zu vereinen.

Rebsorte - Weintraube blau, Weingläser mit Trauben, Weintraube weiß

Anzahl verschiedener Rebsorten

Die Zahl existierender Rebsorten beruht auf groben Schätzungen. Im VIVC-Katalog des Julius Kühn-Institutes sind mehr als 18.000 Rebsorten registriert, inklusive von Zuchtstämmen, Hybridsorten, Wildarten und historischen Sorten. Allerdings dürften sich darunter viele unerkannte Synonyme (Pseudonyme) befinden, oder auch ausgetorbene Sorten. Realistische Schätzungen gehen von 8.000 bis 10.000 Sorten der europäischen Spezies Vitis vinifera aus. Der Grund für die Ungenauigkeit der Schätzung liegt darin, dass eine genaue Zählung schwierig ist, denn zahlreiche Rebsorten werden in den Ländern unter verschiedenen Namen (Synonymen) angebaut, und bis heute ist es noch niemandem gelungen, die tausende Sorten umfassenden nationalen Sortenbestände international gegeneinander abzugleichen.

Unklarheit besteht vor allem über die Sorten aus dem Ostblock, der Türkei oder aus Japan, Indien und China. Aber auch Sorten aus Portugal, Spanien, Italien, Malta und Griechenland sind teils nur ungenügend beschrieben worden, so dass nur der direkte Vergleich der Lebendpflanzen Aufschluss geben könnte. Mit Hilfe von standardisierten Methoden des genetischen Fingerabdrucks ist der Sortenabgleich relativ problemlos am Schreibtisch durchzuführen. Dies erfolgt durch molekulargenetische Analysen und Vergleiche der DNA, das heißt des genetischen Musters. Möglich ist dies erst seit Anfang der 1990er-Jahre, bis dahin musste die Rebsorten-Bestimmung einzig und allein auf Grund der morphologischen Eigenschaften von Blatt, Traube und anderer Kriterien wie Reifezeitpunkt erfolgen.

Das Forschungszentrum Domaine de Vassal bei Montpellier im Languedoc-Roussillon pflegt das größte lebende Rebsortiment der Welt mit mehreren tausend Exemplaren. Darunter sind 2.300 europäische Sorten der europäischen Spezies Vitis vinifera, 800 interspezifische Kreuzungen bzw. Hybriden, 230 Unterlagen und 28 Wildreben-Spezies. Heute sind nach den jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen der Länder etwa 2.500 Qualitätswein-Rebsorten zugelassen, viele spielen aber nur eine lokale Rolle. Von tatsächlicher weltweiter Bedeutung sind nur ein paar Hundert. Als bedeutende Ampelographen der Neuzeit gelten die Franzosen Pierre Galet (1921-2019), der in seinen vielen Publikationen rund 10.000 Sorten beschrieben, und Paul Truel (1924-2014), der die Identität vieler Sorten aufgeklärt hat.

Leitsorten & Abstammung

Die meisten europäischen Kultursorten gehen auf eine relativ kleine Gruppe von Leitsorten und deren spontane Kreuzungen zurück. Die wichtigste ist wohl Gouais Blanc (Weißer Heunisch), von der über 100 Sorten wie Riesling (Deutschland), Chardonnay (Frankreich), Blaufränkisch und Silvaner (Österreich), sowie Furmint (Ungarn) abstammen. Auch Traminer (Savagnin Blanc) mit Chenin Blanc, Sauvignon Blanc und Roter Veltliner, sowie Pinot (oft mit Gouais Blanc) haben viele Spuren hinterlassen. Weitere mit vielen Nachkommen sind Cabernet Franc, Cayetana Blanca, Chasselas, Rèze, Garganega, Hebén, Listán Prieto, Luglienga Bianca, Muscat Blanc, Nebbiolo, Teroldego und Tribidrag.

Keltertrauben & Tafeltrauben

Es besteht ein relativ großer Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen. Je nach dem Verwendungszweck müssen diese Sorten bestimmte Eigenschaften aufweisen. Die Keltertrauben sind für die Gewinnung von Wein, die Tafeltrauben für den Verzehr bestimmt. Darüber hinaus gibt es spezielle zumeist den Tafeltrauben zugordnete Sorten, die für die Produktion von Rosinen, Traubenmarmelade, Weingelee und Traubensaft dienen. Die Beeren der Tafeltrauben sind in der Regel größer, kernlos und enthalten weniger Säuren aber viel Traubenzucker. Gegenüber den schnell verarbeiteten Keltertauben müssen sie länger haltbar sein. Tafeltrauben unterliegen auch nicht dem Weinrecht

Es gibt aber auch für die Weinbereitung geeignete Tafeltrauben-Sorten wie zum Beispiel Muscat d’Alexandrie, Muscat d’Hamburg und Regent. In der Europäischen Union liegt es in Länderverantwortung, die Sorten für die jeweilige Verwendung zu definieren, dies gilt besonders für die Qualitätswein-Rebsorten. Im Gegensatz zu den Keltertraubensorten, wo viele der wichtigsten sehr alt sind und einer spontanen (natürlichen) Kreuzung entstammen, ist der Großteil der Tafeltraubensorten durch gezielte Neuzüchtung mit gewünschten Eigenschaften entstanden.

Rebengürtel = Rebenanbaugebiete

In rund 120 der insgesamt 193 Länder der Erde werden Reben angepflanzt. Die besten klimatischen Bedingungen gibt es in den Rebengürteln (40. bis 50. nördlicher und 30. bis 40. südlicher Breitengrad) in 100 bis 400 Meter Seehöhe, obwohl es auch Rebflächen außerhalb dieser Bereiche gibt. Die Rebsorte hat neben Gestein, Bodentyp, Klima, Lage und Vinifikationsmethode entscheidenden Einfluss auf Charakter und die Qualität eines Weines. Jedes Land, Weinbauregion, Weinbaugebiet und oft kleinste Teilgebiete haben ihre typischen Rebsorten, die auch die typischen Eigenschaften des daraus gewonnenen Weines prägen. Durch die weltweite Ausbreitung der aus Amerika eingeschleppten Reblaus müssen europäische Rebsorten fast überall veredelt werden, um Reblausschäden an den Wurzeln vorzubeugen.

Rebengürtel - Weltkarte mit Weinbaugebieten

Die 150 häufigsten Rebsorten

Im Jahre 2022 umfasste die weltweit bewirtschaftete Rebfläche insgesamt 7,254.512 Hektar, was mit rund 73.000 km² der Größe von Österreich relativ nahe kommt (84.000 km²). Das bezieht sich auf alle Verwendungszwecke wie Wein, Traubensaft, Tafeltrauben und Rosinen einschließlich junger, noch nicht in Ertrag stehender Reben. Weltweit wurden insgesamt rund 80 Millionen Tonnen Trauben geerntet. Rund 47% waren Keltertrauben (Tafeltrauben 45%, Rosinen 8%), davon wurden 258 Millionen Hektoliter Wein produziert. Das entspricht 34,4 Milliarden 0,75-Liter-Flaschen.

Der Vergleich der Jahre 2000 mit 2016 zeigt die bei vielen Sorten großen mengenmäßigen Veränderungen im Zeitraum dieser 16 Jahre. Einzelne Sorten wurden auf Grund wechselnder Weinmoden und steigender Qualitäts-Ansprüche vermehrt angebaut,...

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Dominik Trick

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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg

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