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Lexikon
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Chasselas

Die weiße Rebsorte stammt möglicherweise aus Frankreich oder aus der französischen Schweiz. Rund 250 Synonyme (davon 60 mit Namensteil Chasselas) bezeugen das hohe Alter und die weltweite Verbreitung. Die wichtigsten alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Queen Victoria White, Sweetwater White (Australien); Edelwein, Bassitraube, Elsässer, Frauentraube, Gutedel, Krachgutedel, Krachlampe, Krachmost, Markgräfler, Rheinrebe, Schönedel, Silberling, Süßling, Viviser, Weißer Gutedel, Weißer Krachgutedel (Deutschland); Queen Victoria, Queen Victoria White (England); Bar-sur-Aube, Bar-sur-Aube Blanc, Bon Blanc, Chasselas Blanchette, Chasselas Blanc Royal, Chasselas de Barde Montauban, Chasselas de Thomery, Lardat, Lardeau, Lardot, Lausannois, Mornant, Mornant Blanc, Mornen Blanc, Pinzutella, Raisin d’Officier, Rougeasse, Royal Muscadine, Valais Blanc (Frankreich); Chasselas Bianco, Chasselas Dorato (Italien); Plemenka, Plemenka Bijela, Praskava (Kroatien); Gutedel, Junker, Moster, Silberling, Silberweiß, Silberweißling, Silberwisli, Silberwissling (Österreich); Sasla (Rumänien); Blanchette, Bois Rouge, Chasselas Blanc, Chasselas Doré, Chasselas Fendant, Chasselas Giclet, Chasselas Jaune Cire, Chasselas Plant Droit, Chasselat, Dorin, Fendant, Fendant Blanc, Perlan, Wälsche (Schweiz); Chrupka, Chrupka Biela, Chrupka Červená, Chrupka Fialová, Chrupka Petržlenová, Chrupka Muškátová, Chrupka Ružová, Chrupka Ušľachtilá (Slowakei); Bela Žlahtnina, Žlahtnina Bijela (Slowenien); Chasselas Dorada, Elba Toro, Franceseta, Temprana Agostena, Temprana Tardía, Tempranillo de Nav, Temprano (Spanien); Chrupka, Chrupka Bílá, Chrupka Červená, Chrupka Petrželová (Tschechien); Shasla Belaya (Ukraine); Chasselas Piros, Fabianszölö, Fehér Chasselas, Fehér Fabianszölö, Saszla (Ungarn); Amber Chasselas, Chasselas Doré, Golden Bordeaux (USA). 

Chasselas - Weintraube und Blatt

Abstammung

Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Albillo Mayor, Barbarossa, Admirable de Courtiller (Chasselas de Courtiller), Chasselas de Pondichery, Fayoumi, Madeleine Royale, Marzemina Bianca, Palomino (Golden Chasselas), Priknadi oder Žlahtina verwechselt werden. Gemäß im Jahre 2009 erfolgten DNA-Analysen soll eine Eltern-Nachkommen-Beziehung mit der Sorte Mornen Noir bestehen (ex Wine Grapes). Gemäß dem VIVC-Katalog ist aber die genaue Abstammung (Elternschaft) unbekannt. Die Rebe gilt im europäischen Genpool als Leitsorte. Sie ist Elternteil der durch vermutlich natürliche Kreuzungen entstandenen Sorten Bronnertraube, Muscat Gris de la Calmette, Plant de Séchex, Plant de Vincelles und Sainte Marie. Es gibt viele somatische und geschmackliche Mutationen. Das sind Chasselas Cioutat (Petersiliengutedel), Chasselas Croquant, Chasselas Musqué (Muskateller-Gutedel), Chasselas Rose (Roter Schönedel), Chasselas Rouge (Roter Gutedel) und Chasselas Violet (Königsgutedel). Eine weiße Rebsorte namens Chasselas Sabor stammt aus Portugal; über eventuell mögliche genetische Beziehungen dieser Sorte ist nichts bekannt.

Chasselas - Trauben von Chasselas Cioutat, Chasselas Croquant, Chasselas Musqué, Chasselas Rose, Chasselas Rouge

Nachkommen durch Neuzüchtungen

Auf Grund ihrer guten Eigenschaften war sie ein beliebter Kreuzungspartner vieler Neuzüchtungen. Das waren unter anderem die Sorten Angelo Pirovano, Autuchon, Baco Chasselas, Black Prince, Blanc d’Ambre, Challenge, Charmont, Chasselas des Bouches-du-Rhône, Corneille, Danlas, Doral, Favorit, Ferdinand de Lesseps, Gutenborner, Gutknipperlé, Hecker, Hector, Herbemont, Ithaca, Johanniter, Jo Rizling, Kossuth Ferenc, Lindley, Mathiász Jánosne, Megrabuir, Menoir, Milleniumtraube, Muskat-Ottonel, Narancsizü, Nobling, Rabaner, Revolta, Rouge de Diolly, Schönburger und Triumph.

Herkunft

Chasselas zählt höchstwahrscheinlich zu den ältesten kultivierten Rebsorten. Nach einer Hypothese wurde ein Vorfahre schon 6.000 vor Christi im Jordantal im heutigen Israel und Jordanien kultiviert und war angeblich vor 5.000 Jahren in Ägypten bekannt. Man will sie sogar auf Wandgemälden in Königsgräbern bei Luxor erkannt haben, jedoch hat so etwas selbstverständlich keinerlei Beweiskraft. Auch der Ampelograph Adrien Berget vermutete einen ägyptischen Ursprung. Eine alte „Chasselas“ genannte Rebe wuchs angeblich im Garten des koptischen Gymnasiums von Kairo. Sie stammte aus der Oase Al-Fayoum, wohin griechische Kolonisten zur Zeit Alexanders des Großen (356-323 v. Chr.) den Weinbau eingeführt haben sollen. Heute befindet sich hier eine Stadt im Zentrum des gleichnamigen Fayoum-Beckens. Nach einer weiteren Hypothese soll die Sorte mit der von Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten Aminea identisch oder zumindest ein Nachfahre sein.

Der Schweizer Biologe Dr. José Vouillamoz führte 2009 mit seiner Kollegin Dr. Claire Arnold von der Universität in Neuchâtel DNA-Analysen durch und kam zu einem ganz anderen Ergebnis. Nach seiner Meinung stammt die Sorte nicht aus dem Orient, sondern aus dem Schweizer Kanton Waadt am Genfer See. Hier kommen besonders viele Spielarten der Rebe vor. Er beruft sich dabei auf den russischen Botaniker Nikolai I. Vavilov (1887-1943), für den das ein sehr wichtiges Indiz für die Bestimmung einer Herkunft ist. Der deutsche Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) erwähnt in seinem „Kreütter Buch“ im Jahre 1539 die Namen Kleinfränkische, Großfränkische, Edel und Lautterdrauben. Zum badischen Namen „Gutedel“ gibt es einen historischen Hintergrund. Markgraf Ludwig Wilhelm I. von Baden (1677-1707) war seit den Türkenkriegen mit dem für das Habsburgerreich dieneden Savoyenprinzen Prinz Eugen (1663-1736) befreundet. Bei seinen Besuchen in Savoyen soll der weinfreudige Markgraf den spritzig-süffigen Weißwein des Prinzen besonders geschätzt haben, der von der Chasselas-Rebe gekeltert wurde und den man dort (bis heute) Fendant nennt. Prinz Eugen schickte ihm Chasselas-Setzlinge nach Baden, die der Markgraf in seiner Markgrafschaft anpflanzen ließ. Der Weißwein wurde als „gut“ und „edel“ empfunden, was schließlich den Namen ergab.

Der Schweizer Name „Fendant“ (Spaltung) leitet sich von der Tatsache ab, dass durch die ungewöhnlich harten Schalen die Beeren nicht bersten, sondern sich spalten, wenn man sie zwischen Zeigefinger und Daumen zusammendrückt. Den Namen verwendete erstmals der Botaniker Johannes Bauhin (1541-1613) in seinem 1650 posthum erschienenen Werk „Historia Plantarum Universalis“. Der französische Name „Chasselas“ wurde erstmals im Jahre 1654 von Nicolas de Bonnefons (Diener von König Ludwig XIV.) in seinem Kochbuch „Les délices de la campagne“ erwähnt. Der Name Chasselas leitet sich höchstwahrscheinlich von der gleichnamigen Gemeinde bei der Stadt Mâcon im französischen Burgund ab, von wo aus sich die Rebe wahrscheinlich in Frankreich verbreitet hat (aber deshalb nicht unbedingt von dort stammen muss). 

Eigenschaften

Die früh reifende, ertragreiche Rebe ist anfällig für Kleinbeerigkeit (Millerandage), Chlorose, Esca und Schwarzflecken-Krankheit (Phomopsis). Sie erbringt säure- und alkoholarme, gelbgüne Weine mit Mandelaroma, die in der Regel jung genossen werden. Eine besondere Eigenschaft der Sorte besteht darin, dass im Verlaufe der Reifeperiode nur eine bestimmte Maximalmenge an Zucker gebildet wird - unabhängig des Zeitpunkts der Weinlese. Auch wenn die Trauben spät geerntet werden, wird kein Zucker mehr gebildet. Das Ergebnis sind eher alkolarme Weine mit maximal etwa 12% vol Alkoholgehalt.

Anbaumengen

Vor allem in der Schweiz werden aber auch sehr gute Qualitäten unter dem ursprungsgeschützten Namen Fendant gekeltert. Hier belegt sie mit 3.838 Hektar rund ein Drittel der Rebfläche. Der deutsche Großherzog Karl-Friedrich (1728-1811) lernte die Rebe in Vevey (Schweiz) kennen, brachte sie im Jahre 1780 nach in Baden. In diesem Anbaugebiet ist sie auch heute noch vor allem vertreten und belegt in Deutschland insgesamt 1.121 Hektar Rebfläche. In Österreich sind keine Bestände bekannt.

Weitere Anbauflächen in Europa gibt es in Frankreich (541 ha und 81 ha), Italien (11 ha), Kroatien, Moldawien (329 ha und 3 ha), Portugal (72 ha und 7 ha), Russland (21 ha), Serbien, Spanien (24 ha) und Ungarn (1.159 ha). In Übersee gibt es Anbauflächen in Brasilien, Chile (197 ha), Kanada (11 ha) und Neuseeland. Im Jahre 2016 wurden insgesamt 7.377 Hektar Rebfläche mit extrem fallender Tendenz ausgewiesen. Die Bestände der Spielart Chasselas Rouge sind bei den betreffenden Ländern als zweiter Wert angeführt; insgesamt sind dies 90 Hektar. Chasselas liegt im Rebsortenranking auf Rang 93 (Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

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