wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Das Weingut liegt in der Gemeinde Saint-Estèphe bzw. gleichnamigen Bereich im Médoc (Bordeaux). Vom berühmten Château Lafite-Rothschild ist es nur durch einen Bach getrennt. Ein Teil der Rebflächen wurde im Jahre 1789 im Zusammenhang mit der Französischen Revolution losgelöst und damit das Château Cos Labory begründet. Als Gründungsjahr des Château Cos d’Estournel gilt das Jahr 1811, als der Pferde- und Weinhändler Louis-Gaspard d’Estournel (1753-1844) die ersten Rebflächen erwarb. Er hatte frühzeitig die hervorragende Qualität der extrem kargen Kieselböden (Cos) erkannt. Der Namensteil „Cos“ (Caux) ist von „Colline de cailloux“ (kiesiger Hügel) abgeleitet. Louis-Gaspard d’Estournel exportierte seinen Wein bis nach Indien und in mehrere arabische Länder. Von dort importierte er edle Pferde, die auf den Weiden rund um die Weinberge gezüchtet wurden. Er erbaute einen riesigen Weinkeller in zum Teil asiatischem Stil, unter anderem den pagodenartig geschwungenen Dächern und der berühmten Türe aus dem Haremsbereich des Sultans von Sansibar.

Château Cos d’Estournel - Château-Gebäude und Etikett

Estournel erkannte durch Zufall den Wert der Schiffsreise des Weines in Holzfässern, als unverkaufter Wein wieder aus Indien heimgebracht wurde. Er verglich ihn mit dem daheimgebliebenen gleichen Wein und stellte eine erhebliche Qualitätsverbesserung fest. Beim Verkauf erzielten diese weit bessere Preise. Deshalb wurden nach einiger Zeit alle Weine vor dem Verkauf auf Schiffsreise gesendet und diese mit einem „R“ (Retour des Indes = zurück aus Indien) gekennzeichnet. Man könnte ihn deshalb als einen der „Erfinder“ oder zumindest ersten Anwender des Barrique-Ausbaus bezeichnen (ob diese Fässer auch schon getoastet waren, ist allerdings nicht bekannt). Mittelfristig führte dieses aufwändige Verfahren aber zu einem finanziellen Fiasko. Deshalb wurde das Gut 1852 an den Londoner Bankier Martyns verkauft. Bei der Bordeaux-Klassifizierung im Jahre 1855 erhielt das Château damals unter dem Namen „Cos Destournel“ den zweiten Rang (Deuxième Cru Classé).

Nach wechselvoller Geschichte gelangte das Gut im Jahre 1970 durch Erbschaft in den Besitz von Yves, Jean-Marie und Bruno Prats. Letzterer agierte bis zum Jahre 1998 als Geschäftsführer. In dieser Zeit wurde der im Médoc geflügelte Begriff „Super-Seconds“ geboren. Das bedeutet, dass sich der Wein sich auf Grund seiner hohen Qualität die „Premier Cru Classé“ verdienen würde. Dies war ein Verdienst von Bruno Prats, der mit ungeheurer Perfektion und mit modernsten Methoden arbeitete. Im Jahre 1998 wurde das Gut an die Taillan-Gruppe und schlussendlich drei Jahre später 2001 an den Lebensmittel-Fabrikanten Michel Reybier verkauft. Die Familie Prats spielt aber noch immer eine Rolle, denn als Geschäftsführer fungiert Guillaume Prats. Wegen fehlender Nachkommen verkaufte die Familie Audoy im Jahre 2023 das Château Cos Labory an den Nachbarn Michel Reybier. Der Kaufpreis wurde nicht bekanntgegeben. Mit dem Kauf von Château Cos Labory wurde der historische Weinberg vom Château Cos d'Estournel, so wie er zum Zeitpunkt der Bordeaux-Klassifizierung 1855 existierte, wieder hergestellt. 

Der Gesamtbesitz umfasst100 Hektar, davon sind 67 Hektar mit Reben bestockt. Das sind Cabernet Sauvignon (60%), Merlot (38%) und Cabernet Franc (2%). Der extrem langlebige Rotwein reift 18 bis 24 Monate in zu 70% bis (in besonders guten Jahren) 100% neuen Barriques. Der Zweitwein heißt „Les Pagodes de Cos“. Der unter AOC Bordeaux produzierte Markenwein „Maître d’Estournel“ wurde 1971 von Bruno Prats kreiert. Mit dem Namen wird der legendäre Gründer Louis Gaspard d’Estournel geehrt. Der Rotwein wird aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, der Weißwein aus Sauvignon Blanc gekeltert, Die Trauben stammen aus der ganzen Region. Es handelt sich dabei um preislich deutlich günstigere Weine.

Bild links: Von ThomasPusch - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link 

Stimmen unserer Mitglieder

Prof. Dr. Walter Kutscher

Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.

Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien

Das größte Weinlexikon der Welt

26.386 Stichwörter · 46.992 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.720 Aussprachen · 203.030 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER