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Das berühmte Weingut liegt bei der Gemeinde Saint-Lambert im Bereich Pauillac im Haut-Médoc, Bordeaux). Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde eine befestigte Anlage mit einem als La Tour en Saint-Maubert benannten Festungsturm nahe der Girondemündung erbaut, um diese im Hundertjährigen Krieg gegen Angriffe verteidigen zu können. Der Turm existiert nicht mehr, aber um 1620 wurde ein Rundturm mit dem Namen La Tour de Saint-Lambert auf dem Gut erbaut (im Bild links). Davon leitet sich der Weingutsname ab, aber auf dem Etikett ist der alte Turm abgebildet. Weinbau gab es hier schon lange vorher, aber die Geschichte von Château Latour begann erst im späten 17. Jahrhundert. Das Latour-Anwesen war „nur“ ein Teil des großen Besitzes der Adelsfamilie Ségur. Dieser gehörten u. a. die Vorläufer der Weingüter Château Lafite-Rothschild (damals Château Lafite), mit dem Château Latour bis 1760 vereint war, sowie Château Mouton-Rothschild (damals Château Mouton).

Château Latour - Weingutsgebäude

Bordeaux-Klassifikation 1855

Die anderen Weingüter gingen in der Folge an andere Besitzer, aber Château Latour blieb bis 1963 im Besitz der Familie (Nachkommen waren bis Ende des 20. Jahrhunderts im Management vertreten). In diesem Jahr verkauften Erben 75% der Anteile an britische Gesellschafter. Die Pearsons-Gruppe hielt die Mehrheit. Das Weinhandelshaus Harvey’s of Bristol (Allied-Lyons) hielt 25%. Diese Gruppe übernahm dann 1989 auch die Pearsons-Anteile für umgerechnet 180 Millionen Euro.

Das Weingut wurde von Grund auf renoviert. Schließlich erwarb es 1994 der Milliardär François Pinault (*1936) um kolportierte 680 Millionen Francs (130 Mio Euro). Aufgrund seines Status als Premier Cru darf Château Latour als „Nationales Kulturgut“ nicht an Ausländer verkauft werden; das heißt ein Erwerber muss Franzose sein. Das Gut wurde bei der Bordeaux-Klassifizierung 1855 in die Elite der fünf (damals vier) besten Premier Grand Cru Classé eingereiht. Der Gesamtbesitz umfasst 93 Hektar, die mit Cabernet Sauvignon (76%), Merlot (22%) und Petit Verdot (2%) bestockt sind. Es werden drei Rotweine bzw. Qualitätsklassen produziert. Das sind der Grand Vin, der Zweitwein „Les Forts de Latour“ und der Drittwein „Pauillac de Latour“. 

Grand Vin

Der Grand Vin stammt ausschließlich vom von einer Mauer umfriedeten Herzstück „L’Enclos“ mit 47 Hektar Rebfläche ganz nahe der Girondemündung. Jeder kranke oder zu alte Weinstock wird einzeln entfernt und gegen eine Jungpflanze ersetzt. Es gibt vereinzelt auch über 100-jährige Rebstöcke. Die Qualität und Langlebigkeit des Rotweines beruhen unter anderem auf dem einmaligen Terroir mit Kies an der Oberfläche und lehmigem Untergrund. Er wird 20 bis 24 Monate ausschließlich in zu 100% neuen Barriques ausgebaut. Der extrem langlebige Wein sollte bestenfalls nicht vor zumindest 10 bis 15 Jahren Lagerung geöffnet werden. Das außergewöhnliche an diesen Rotwein ist, dass seit Jahrhunderten auch in schlechteren Jahrgängen mit großer Regelmäßigkeit wahrhaft monumentale Qualitäten produziert werden. Herausragende Jahrgänge jüngerer Zeit sind der als Jahrhundertwein titulierte 1961, sowie 1962, 1966, 1967, 1970, 1973, 1975, 1978, 1981, 1982, 1986, 1988, 1989, 1990, 1993, 1994, 1996, 2000, 2003 und 2005. Diese zählen zu den teuersten Weinen Frankreichs bzw. der Welt.

Zweitwein

Die Trauben für den Zweitwein „Les Forts des Latour“ stammen von jungen, weniger als zwölf Jahre alten Reben des L’Enclos, die separat abgeerntet und vinifiziert werden. Zusätzlich werden auch Trauben von drei separaten Parzellen außerhalb des „L’Enclos“ verwendet, von denen normalerweise nichts in den Grand Vin eingeht. Des Weiteren können auch noch Fässer des Erstweins dazukommen, die nicht dem hohen Standard des Grand Vin entsprochen haben. Der Wein wird im Durchschnitt aus 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot verschnitten und 18 Monate in zu 50% neuen Eichenfässern ausgebaut.

Er erreicht die Qualität und auch den Preis eines Châteaux der Deuxième Grand Cru Classé. Seit dem Jahre 1990 wird er auch per Subskription (en Primeur) verkauft. Jährlich werden rund 150.000 Flaschen produziert, das entspricht rund einem Drittel der Gesamtproduktion. Der Drittwein „Pauillac de Latour“ wurde erstmals 1973 und danach in den Jahren 1974 und 1987 produziert. Seit dem Jahrgang 1990 wird er jährlich von jungen Reben der drei oben erwähnten Parzellen vinifiziert. 

Bild: Château Latour - © Alain Benoit

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