Das Weingut bzw. die Kellerei mit Stammsitz im aus dem 18. Jahrhundert stammenden Landschloss Mzar (von dem sich der Weingutsname ableitet) in der Stadt Ghazir 25 Kilometer nördlich von Beirut im Libanon wurde vom Franzosen Gaston Hochar (1910-1972) im Jahre 1930 gegründet. Ab 1959 war sein an der Universität in Bordeaux ausgebildeter Sohn Serge (1939-2014) Kellermeister und dessen Bruder Ronald (*1944) für die Bereiche Finanzen und Marketing zuständig. Unter Beratung der Familie Barton wurde Mitte der 1950er-Jahre der Ausbau in französischer Eiche eingeführt. Das Weingut wurde 1979 auf der Weinmesse im englischen Bristol schlagartig über Nacht bekannt, als sämtliche Verkoster seinen Rotwein sehr hoch bewerteten. Dies ebnete den Weg für die weiteren Erfolge und brachte dem libanesischem Wein und Serge Hochar weltweit höchste Anerkennung. Er wurde zur heroischen Legende, als er während des libanesischen Bürgerkrieges in den 1980er-Jahren weiterhin Wein produzierte, obwohl syrische Panzer in den Weingärten standen (nur 1976 und 1984 gab es durch den Krieg keine Ernte). Nach der Weinlese mussten die Weintrauben durch Minenfelder transportiert werden.
Seit dem Jahre 1994 ist in bereits dritter Familien-Generation Gaston Hochar (*1966) verantwortlich. Das Weingut besitzt keine eigenen Weingärten, sondern die Trauben werden von langfristig gebundenen Vertragswinzern gekauft. Sowohl die Bestockung als auch die Bewirtschaftung bzw. Rebpflege erfolgen nach strengen Richtlinien bzw. Auflagen unter Aufsicht der Kellerei. Die weit verstreut liegenden Weingärten umfassen insgesamt 130 Hektar Rebfläche auf kiesigen Hängen mit Kalkunterboden in durchschnittlich 1.000 Meter Seehöhe. Die extrem niedrigen Erträge sind auf maximal 25 Hektoliter pro Hektar limitiert. Die Trauben müssen rund hundert Kilometer vom Bekaa-Tal zum Weingut transportiert werden.
Die Rotweine werden aus den französischen Sorten Cabernet Sauvignon, Carignan Noir (Mazuelo), Cinsault, Grenache Noir (Garnacha Tinta), Mourvèdre (Monastrell) und Syrah gekeltert. Das Flaggschiff ist der langlebige Rotwein „Château Musar“ aus Cinsault, Carignan Noir und Cabernet Sauvignon, der 12 Monate in französischen Barriques reift. Vor der Vermarktung lagert er weitere vier Jahre in der Flasche. Der weiße „Chateau Musar“ wird aus den Sorten Obeïdi (wahrscheinlich Chardonnay-Klon) und Merwah (Sémillon) gekeltert. Die Weine werden in der Regel ohne Schönen oder Filtration abgefüllt. Es wird auch Arrak namens „L’Arack de Musar“ produziert. Jährlich werden 600.000 bis 700.000 Flaschen Wein erzeugt. Davon werden 80% exportiert, die Hälfte geht nach Großbritannien, 10% nach Nord- und Südamerika und 50% in die übrigen Länder.
Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.
Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien