Die Republik Chile im Südwesten Südamerikas mit der Hauptstadt Santiago de Chile umfasst 756.102 km². Das Land erstreckt sich über 4.275 Kilometer in Nord-Süd-Richtung entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans. In west-östlicher Richtung ist die Ausdehnung durchschnittlich weniger als 200 Kilometer. Wegen dieser ungewöhnlichen, durch seine Lage am Westhang der Andenkordillere bedingten Form wird Chile häufig „La tierra alargada“ (langgestrecktes Land) genannt.
Das Land grenzt im Westen und Süden an den Pazifik, im Norden an Peru, im Nordosten an Bolivien und im Osten an Argentinien. Zu Chile zählen auch die im Pazifik gelegene Osterinsel (Rapa Nui), die Insel Salas y Gómez, die Juan-Fernández-Inseln (einschließlich der Robinson-Crusoe-Insel), die Desventuradas-Inseln sowie im Süden die Ildefonso-Inseln und die Diego-Ramírez-Inseln. Über die vollständig zu Chile gehörende Magellanstraße hat das Land Zugang zum Atlantischen Ozean.
Der Weinbau hat hier eine lange Tradition. Die ersten Weinreben ließ im Jahre 1551 der spanische Conqistador Don Francisco de Aguirre de Meneses (1507-1581) in der 1543 gegründeten im kleinen Norden liegenden Stadt La Serena in der Región de Coquimbo anpflanzen. Darunter war die aus Spanien stammende Criolla Chica (Listán Prieto), die hier als País oder Negra Antigua bezeichnet wird (siehe unter Criolla). Wenige Jahre später führte sein Schwiegersohn Juan Jufré de Loayza (1516-1578) bei Santiago im Bereich Maule Reben ein. Es wurde billiger Massenwein erzeugt und nach Peru und Mexiko verschifft.
Der englische Freibeuter Francis Drake (1540-1596) kaperte im Jahre 1578 ein Schiff, das 1.770 Weinschläuche von Chile nach Peru bringen sollte. Chile wurde zunehmend Konkurrent für europäische Weine. Deshalb wurde vom spanischen Königshaus 1620 die Anpflanzung weiterer Reben verboten, um den Weinhandel Spaniens mit dem amerikanischen Kontient zu schützen. Im Jahre 1830 errichtete die Regierung die landwirtschaftliche Versuchs-Station Quinta Normal. Der französische Naturforscher Claudio Gay (1800-1873) führte europäische Sorten ein; um 1850 gab es bereits 70 verschiedene.
Bertrand Silvestre Ochagavia Echazareta brachte 1851 erstmals edle Rebsorten aus dem Bordeaux mit, darunter waren Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Merlot. Chile begann wieder, Wein zu exportieren und bei der Weltausstellung in Paris 1889 gab es sogar einen Grand Prix für einen chilenischen Wein. Im Jahre 1938 wurden von der Regierung prohibitive Maßnahmen beschlossen. Das Anlegen neuer Weinberge wurde verboten, die Weinproduktion auf maximal 60 Liter pro Bürger beschränkt und die Steuern auf Wein zwecks Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs drastisch erhöht. Dies führte zu einer Stagnation des Weinbaus. Das Anpflanzungs-Verbot wurde erst 1974 wieder aufgehoben. Dadurch kam es zu großem Aufschwung im Weinbau.
Besonders Miguel Torres Carbó (1909-1991) hatte daran großen Anteil, der im Jahre 1979 bei Curicó das Weingut Miguel Torres gründete. Er führte als erster in Chile Edelstahltanks und kleine Barrique-Fässer ein. Ab 1985 wurden in großem Umfang neue Weinberge angelegt und europäische Qualitätswein-Rebsorten importiert. Die Sorte País hatte 1985 noch fast die Hälfte der Gesamtrebfläche belegt, heute sind es aber nur mehr weniger als 10%. Zahlreiche Joint Ventures mit kalifornischen, französischen und deutschen Partnern führten in der Folge zu entscheidenden Qualitäts-Verbesserungen.
Durch die besondere geographische Lage des extrem langgestreckten Landes (westlich der Pazifik, östlich die schützenden Anden) konnte die Reblaus dort nie Fuß fassen. Es wird vermutet, dass durch die traditionelle künstliche Bewässerung (besonders im Norden, wo kaum Regen fällt) in Form einer Überflutung der Weingärten die wenigen Exemplare immer wieder vernichtet werden. Schon die Inkas hatten ein umfangreiches Netz von Kanälen angelegt, mit dem 1,2 Millionen Hektar Land bewässert wurden. Deshalb gibt es in Chile auch heute noch große Rebflächen unveredelter, wurzelechter Rebstöcke.
Chile wurde bisher auch von der Pilzkrankheit Falscher Mehltau verschont, weshalb weniger Fungizide eingesetzt werden müssen. Die Weingärten befinden sich vor allem am westlichen Fuß der Anden in hochgelegenen Flusstälern in 600 bis 1.000 Meter Seehöhe. Der Großteil liegt im riesigen Valle Central. Sie ziehen sich entlang der Gebirgskette als schmales Band in einer Länge von 1.300 km. Die Weinlese beginnt ab Mitte Februar. Aufgrund der großen Nord-Süd-Ausdehnung gibt es in Chile unterschiedliche Klimazonen. Die fünf Regionen mit ihren Weinbaubereichen in der Reihenfolge von Norden nach Süden sind:
Im extrem wasserarmen Wüstengebiet Atacama werden zwar Trauben angebaut, die aber für Wein keine Rolle spielen.
Hier begann in der Stadt La Serena im Jahre 1551 der Weinbau. Die Region liegt im Norden Chiles am Pazifik etwa 400 Kilometer nördlich von Santiago de Chile. Sie ist in die drei Bereiche Choapa, Elqui und Limarí gegliedert. In vielen Bereichen herrscht wüstenartiges Klima mit geringen Regenmengen. Auf rund 20.000 Hektar Rebfläche werden Tafeltrauben und Grundweine für den Branntwein Pisco produziert, der als Nationalgetränk gilt. Die Rebflächen für die Weinproduktion umfassen rund 2.300 Hektar. Durch den kühlenden Einfluss der Anden und des Pazifiks gedeihen hier besonders Rotweinsorten gut.
Die nach dem mit 6.961 Metern höchsten Berg Südamerikas benannte Region liegt 100 Kilometer nördlich von Santiago de Chile. Sie ist in die drei Bereiche Aconcagua, Casablanca sowie San Antonio gegliedert. Die Obst- und Weinberge im Tal des Río Aconcagua profitieren vom Schmelzwasser des Berges. Die Rebflächen umfassen rund 5.000 Hektar.
Diese größte Weinbauregion erstreckt sich von Norden nach Süden über eine Länge von 1.000 Kilometern. Im Westen wird sie durch das niedrige Küstengebirge Cordillera de la Costa vom Pazifik getrennt, im Osten bilden die Anden die Grenze zu Argentinien. Das Klima ist vorwiegend mediterran, doch die nachts aus den Anden in die Weinberge strömende frische Luft sorgt für Abkühlung. Die Keltersorten umfassen rund 90.000 Hektar, auf weiteren 50.000 Hektar werden Tafeltrauben angebaut. Die Region ist von Norden nach Süden in die vier Bereiche Maipo; Rapel (mit Subbereichen Cachapoal und Colchagua); Curicó (mit Subbereichen Teno und Lontué) sowie Maule (mit Subbereichen Claro, Loncomilla und Tutuvén) gegliedert.
Die südlichste Region umfasst rund 14.000 Hektar Rebfläche. Sie ist von Norden nach Süden in die drei Bereiche Itata, Bío-Bío und Malleco gegliedert. Hier gibt es mehr Regen und weniger Sonne mit einfacheren Weinen als in den nördlicheren Gebieten. Kleinere autonome Rebflächen gibt es sogar noch weiter südlich.
Im Jahre 2022 betrug die Gesamtrebfläche 195.860 Hektar, wovon 12,4 Millionen Hektoliter Wein produziert wurden (siehe unter Wein-Produktionsmengen). Ein beträchtlicher Teil sind Grundweine für den Branntwein Pisco und andere Produkte. Rund ein Viertel der Fläche sind Tafeltrauben. Der Rebsortenspiegel mit den Top-50 (Kym Anderson):
Rebsorte |
Farbe |
Synonyme bzw. chilenischer Name |
Hektar |
Cabernet Sauvignon | rot | - | 42.409 |
Sauvignon Blanc | weiß | - | 14.999 |
Merlot | rot | - | 12.057 |
Chardonnay | weiß | - | 11.435 |
Carmenère | rot | Grande Vidure | 10.503 |
Listán Prieto | rot | Negra Antigua, País, Uva Negra, Viña Negra | 9.693 |
Syrah | rot | Shiraz | 7.994 |
Alicante Henri Bouschet | rot | - | 6.908 |
Muscat d’Alexandrie | weiß | Moscatel de Alejandría | 5.424 |
Pedro Giménez | weiß | Pedro Jiménez | 4.379 |
Pinot Noir | rot | - | 4.091 |
Cot | rot | Côt, Malbec | 2.293 |
Torrontés Sanjuanino | weiß | Moscatel de Austria | 1.771 |
Muscat Gris | weiß | Moscatel Rosado | 1.732 |
Cabernet Franc | rot | - | 1.578 |
Petit Verdot | rot | - | 863 |
Sémillon | weiß | - | 849 |
Cinsaut | rot | Cinsault | 848 |
Viognier | weiß | - | 839 |
Mazuelo | rot | Bovale Grande, Carignan | 811 |
Sauvignonasse | weiß | - | 658 |
Torrontés Riojano | weiß | - | 643 |
Pinot Gris | weiß | - | 437 |
Riesling | weiß | - | 413 |
Gewürztraminer / Traminer | weiß | - | 371 |
Lacrima Christi (siehe Lacrima) | rot | - | 226 |
Durif | rot | Petite Sirah | 208 |
Chasselas | weiß | - | 197 |
Garnacha Tinta | rot | Grenache Noir | 187 |
Goldmuskateller | weiß | Moscatel Amarilla, Moscato Giallo | 162 |
Sangiovese | rot | - | 152 |
Sauvignon Gris | weiß | - | 134 |
Tempranillo | rot | - | 127 |
Monastrell | rot | Mataró, Mourvèdre | 102 |
Korinthiaki | rot | - | 89 |
Tribidrag / Zinfandel | rot | - | 66 |
Blanca Oval | weiß | Blanca Ovoide | 44 |
Chenin Blanc | weiß | - | 39 |
Roussanne | weiß | - | 25 |
Marselan | rot | - | 24 |
Pinot Blanc | weiß | - | 18 |
Marsanne | weiß | - | 18 |
Nebbiolo | rot | - | 11 |
Tannat | rot | - | 7 |
Barbera | rot | - | 5 |
César | rot | - | 4 |
Blauer Portugieser | rot | - | 3 |
Arinarnoa | rot | - | 2 |
Verdejo | weiß | - | 2 |
Pinot Meunier | rot | - | 2 |
Im Jahre 1995 wurde ein einfaches und freizügiges Weinrecht eingeführt, das die Anbaugebiete definiert. Diese Weine können auf dem Etikett eine Denominación de Origen erhalten, die aber eher Herkunftss-Bezeichnung als Qualitäts-Nachweis ist. Die Qualitätsweine müssen zumindest 11,5% vol Alkoholgehalt aufweisen (Ausnahme mit Sondergenehmigung ist der Bereich Bío-Bío mit nur 10,5% vol). Ein Anreichern des Mostes mit Zucker ist verboten, jedoch Säuerung (Azidifikation) erlaubt.
Am Etikett dürfen 12 weiße und 13 rote Rebsorten angeführt werden (nicht zum Beispiel die autochthone País) wenn der Wein aus zumindest 75% dieser Sorte gekeltert wird. Diese 75% gelten auch für die Jahrgangsangabe. Der Rest dürfen auch Trauben bzw. Weine außerhalb von Chile sein. Die am Etikett enthaltenen Bezeichnungen Reserva, Gran Reserva, Reserva Especial, Reserva Privada, Gran Vino, Selección und Superior können vollkommen beliebig verwendet werden und unterliegen keinerlei Vorschriften. Unter Pisco (Fliegender Vogel) werden die chilenischen Branntweine aus der gleichnamigen Region aus der Zona Pisquera verstanden, die nach besonderen Regeln produziert werden müssen.
Es gibt nur rund 100 Weingüter, allerdings mit zum Teil riesigen Ausmaßen; ein Gut mit „nur“ 100 Hektar gilt als klein. Viele Weingüter kaufen zusätzlich Trauben zu. Immer mehr Produzenten bewirtschaften nach Regeln des Biologischen (Organischen) Weinbaus. Bekannte Weingüter sind Almaviva, Canepa, Carmen, Carta Vieja, Concha y Toro, Errázuriz (Caliterra, Arboleda), Lapostolle, Los Vascos, Miguel Torres (Torres), Montes, San Pedro, Santa Inés, Santa Monica, Santa Rita, Tarapacá, Terranoble, Undurraga, Valdivieso, Veramonte und Viu Manent. Weitere Betriebe sind jeweils bei den Bereichen angeführt.
Valle de Cholchagua: By Elemaki - Own Work, CC BY 3.0, Link
Chile Karte: CC BY-SA 3.0, Link
Chile Weinbaugebiete: Trekkingchile
Quelle 1. Kapitel: WIKIPEDIA Chile
Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.
Andreas Essl
Autor, Modena