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China

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Die Volksrepublik China (chinesisch 中华人民共和国, Pinyin Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó) in Ostasien mit der Hauptstadt Peking umfasst 9,596.961 km² und ist der drittgrößte Staat der Welt. Sie grenzt an 14 Nachbarländer, das sind im Süden Vietnam, Laos, Myanmar, Bhutan und Nepal, im Westen Indien, Pakistan und Afghanistan, im Norden Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan, Russland und die Mongolei sowie im Osten Nordkorea. Im Osten und Südosten liegt es am Gelben, dem Ostchinesischen und dem Südchinesischen Meer. Das Territorium erstreckt sich von der nördlichsten Spitze an der sibirischen Grenze bis zum Südzipfel der Insel Hainan auf rund 5.500 Kilometer und von Ost nach West auf etwa 5.200 Kilometer.

China - Landkarte, Flagge und Wappen

Historie

Auf einen Weinbau in China vor bereits 4.600 Jahren deuten Inhalte von im Jahre 1995 nahe Rizhao (Shandong) gefundenen 200 Tongefäßen hin, die auf 2.600 v. Chr. datiert wurden. In diesen wurden Rückstände von Traubenwein gefunden. Der Entdecker Zhang Qian (195-114 v. Chr.) kehrte im Jahre 138 v. Chr. zur Zeit der Han-Dynastie von seinen Reisen aus dem Westen zurück und brachte Weinbaukenntnisse mit. Erste schriftliche Dokumente stammen aus der Tang-Dynastie (618-907), als Kaiser Li Shimin vulgo Taizong (599-649) die besondere Qualität der Trauben aus dem Turpan-Becken auffiel, weshalb er sein Herrschaftsgebiet auf die nordwestliche Region Xinjiang ausdehnen ließ. Bereits Mitte des 7. Jahrhunderts wurden wahrscheinlich aus Russland Vinifera-Sorten namens Schlange, Stutenzitze (Mare’s Nipple) und Drachenperle eingeführt. Marco Polo (1254-1324) berichtet von Weinplantagen und ausgezeichnetem Wein in der nordöstlichen Region Taiyuan. Im 14. Jahrhundert wurden aber auf kaiserlichen Befehl viele Weinberge zugunsten von Getreideanbau gerodet.

Wein wurde in China nie so wie bei allen anderen großen Kulturvölkern zum wichtigen Bestandteil des Lebens. Neben dem Klima, das in großen Gebieten von kalten Wintern und extrem heißen Sommern geprägt ist, hängt dies neben den riesigen Reis- und Getreideflächen auch mit der Essgewohnheit zusammen, denn in der chinesischen Küche sind zumindest in einigen Gebieten besonders scharf gewürzte Speisen beliebt, zu denen Reisschnaps viel besser passt als Wein. Speisen auf scharf zu reduzieren wird aber China nicht gerecht. Es gibt breite Bereiche, die keine scharfe Küche haben. Im speziellen sind dies Guangdong, Shandong, Xinjiang, Shanghai, Peking und Nordost-China. Auch bei den alkoholärmeren Getränken spielte der in China so bezeichnete Traubenwein (Traubenalkohol) neben dem Reiswein (Mijiu) sehr lange eine untergeordnete Rolle. Wein blieb über tausend Jahre eine exklusive Rarität für eine wohlhabende Minderheit; das beginnt sich erst heute rasant zu ändern.

Beginn der modernen Weinbaugeschichte

Die moderne chinesische Weingeschichte begann im Jahre 1892. Der Geschäftsmann Cheong Fatt Tze vulgo Chang Bishi (1840-1916) kaufte Land in Yantai (Shandong), führte 150 Sorten mit rund 500.000 Rebstöcken aus Europa und USA ein und gründete die Kellerei Chang Yu. Als Berater und Kellermeister wurde der österreichisch-ungarische Konsul Baron Max von Babo (1862-1933) verpflichtet. Dieser führte Fässer, Pressen und 400.000 Welschriesling-Setzlinge aus Österreich ein und brachte die Kellerei zu internationalem Ansehen. Das war die Geburtsstunde des Weinmultis Yantai Changyu Pioneer Wine Company. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Gründungen weiterer große Kellereien, wie 1910 durch französische Missionare Shang-Yi (heute Beijing Friendship Winery) in Shandong, 1914 Melco in Quingdao durch deutsche Missionare und von Japanern Tung-Hua in Jilin. Gleichzeitig wurde zu der Zeit in Yunnan von französischen Mönchen Weinbau zwar lokal überschaubar aber mit einem erstaunlichen Einfluss auf die Bevölkerung betrieben, der bis heute andauert.

Yantai Changyu - Chang Bishi / Etikett Noble Dragon / Château Tinlot

Nach Gründung der Volksrepublik China 1949 wurden am Gelben Fluss weitflächige Weingärten angelegt. Ab Ende der 1970er-Jahre wurden ausländische Beteiligungen gefördert. Ab 1980 produzierte die französische Firma Rémy Martin, die Marke Dynasty. Die „Huadong Winery“ in Qingdao (Shandong) wurde 1985 aufgebaut und 1990 von Allied Domecq erworben. Die französische Firma Pernod Ricard begründete mit der „Beijing Friendship Winery“ 1987 die Marke „Dragon Seal“. Im Jahre 1978 wurde Chateau Huaxia mit der Marke „Greatwall“ gegründet, die zum größten staatlichen Lebensmittelkonzern COFCO gehört. Die „Marco Polo Winery“ in Yantai entstand 1990. Der spanische Betrieb Torres gründete 1997 den Weingroßhandel „Torres China“. Der Chemie-Konzern „Leung’s Group“ aus Hongkong erwarb 2000 die „Suwu Zhuangyan Winery“ in Gansu. Weitere wichtige Weingüter sind Long Dai und Nine Peaks. Diese Firmen importierten europäische Sorten, moderne Kellerei-Einrichtungen und beschäftigten ausländische Önologen. Die Top-10-Betriebe Chinas erzeugen rund 80% der Weinmenge.

Weinbaubereiche

China ist in 11 Weinbaugebiete gegledert, die sich auf Grund der enormen Größe des Landes bezüglich Klima und Bodentyp stark unterscheiden. Im Osten, beginnend nördlich von Shanghai bis in den äußersten Nordwesten an der Grenze zur Mongolei befinden sich an der Küste zum Gelben und Südchinesischen Meer einige große Weinbaubereiche. Das für europäische Sorten bestens geeignete Weinbaugebiet ist die südlich von Peking liegende Provinz bzw. Halbinsel Shandong mit den besten Teilbereichen Lao Shan und Da Za Shan. Es liegt am Unterlauf des Gelben Flusses (Huang He) und hat Küsten zum Golf von Bohai und zum Gelben Meer. Durch die Meeresnähe herrscht maritimes Klima vor. Die Heuptregenzeit ist während der Reifezeit Juni/Juli, ebenso fallen große Niederschlagsmengen während der Lese. Daran anschließend liegt die Provinz Hebei mit dem als „Bordeaux Chinas“ bezeichneten Teilbereicht Changli, wo das Tiroler Unternehmen Swarovski-Langes die „Bodega Langes“ betreibt. Weitere große Weinbaugebiete im Nordosten Chinas sind Tianjin, Liaoning und Jilin

China - Weinbaugebiete

Der wichtigste und zukunftsträchtigste Weinbaubereich ist die zentralnördlich liegende Provinz Ningxia, die im Jahre 2021 zur offiziellen Pilotzone erklärt wurde. Weitere Bereiche sind nordwestlich Gansu und südwestlich Yunnan-Guizhou-Plateau. Im äußersten Nordwesten befindet sich der größte Weinbaubereich Xinjiang. Hier gab es im Turpan-Becken schon im 2. Jahrhundert v. Chr. die anfangs erwähnten frühesten chinesischen Rebflächen. Das sonnenreiche Gebiet mit kalkreichen Sandböden und großen die Aromen fördernden 24-Stunden-Temperaturdifferenzen gilt als bestes für Weinbau. Das „Autonome Gebiet Tibet“ im Südwesten des Landes ist seit 1965 eine Verwaltungseinheit der Volksrepublik China auf dem Gebiet des historischen, ehemals unabhängigen Tibet. Auch hier wird in geringem Umfang Weinbau betrieben. 

Rebflächen, Rebsorten und Produktionsmengen

Im Jahre 2022 umfassten die Weinberge 784.750 Hektar Rebfläche und die Wein-Produktionsmengen 4,2 Millionen Hektoliter. Die vielen autocthonen Sorten stammen zumeist von Wildreben ab. Viele Reben sind nicht veredelt, da es hier noch keine Reblaus gab. Für die in großem Umfang erzeugten Tafeltrauben und Rosinen werden vor allem Beichun, Longyan (Drachenauge), Jifeng, Stutenzitze, Bai Ji Xin (Hühnerherz) und Kreuzungen der Muscat d’Hamburg mit Sorten der asiatischen Spezies Vitis amurensis verwendet. Rund 80% der Rebflächen sind mit Nicht-Vinifera-Sorten bestockt. Der Rebsortenspiegel umfasst die Qualitätswein-Rebsorten mit etwa 100.000 Hektar für Weine europäischen Standards:

Rebsorte

Farbe

Synonyme

Hektar

Cabernet Sauvignon rot - 40.300
Merlot rot - 16.700
Carmenère rot Cabernet Gernischt 11.200
Chardonnay weiß - 6.100
Yan 73 rot - 4.800
Garnacha Tinta rot Grenache Noir 4.000
Welschriesling weiß Graševina 3.000
Muscat d’Alexandrie weiß - 3.000
Sauvignon Blanc weiß - 2.000
Beibinghong rot - 1.600
Riesling weiß - 1.600
Trebbiano Toscano weiß - 1.500
Vidal Blanc weiß - 1.500
Longyan rot - 1.000
Syrah rot Petite Sirah, Shiraz 1.000
Cabernet Franc rot - 600
Pinot Noir rot - 400
Mazuelo rot Carignan Noir 100
Chenin Blanc weiß - ?
Cinsaut weiß Cinsault ?
Crystal weiß - ?
Gewürztraminer / Traminer weiß - ?
Pinot Blanc weiß - ?
Pinot Gris weiß - ?
Sémillon weiß - ?
Tuo Xian weiß Tuo Xian Putao ?

 

Weingesetz

Ein Weingesetz nach europäischem Maßstab gibt es nicht. Nach dem Lebensmittelgesetz gilt importierter und in China abgefüllter Wein als chinesisches Produkt. Deshalb ist es üblich, chinesischen mit ausländischem Wein zu verschneiden. Es gibt allerdings ein Herkunftsgesetz, mit dem Weine nach dem Ursprung wie z. B. Ningxia, Shandong und Xinjiang zertifiziert werden können. Der Staat greift auch immer mehr in unlautere Praktiken ein. Im Jahre 2010 wurden in der Region Hebei 30 Betriebe geschlossen, nachdem Pantsch-Skandale und Etikettenschwindel ruchbar wurden. Im Jahre 2013 wurde der Generalsekretär Xi Jinping (*1953) zum neuen Staatspräsidenten. Er verschärfte den Kampf gegen Korruption.

Weinkultur

Wein spielt im täglichen Leben der Chinesen immer noch eine eher untergeordnete Rolle. Einer der Hauptgründe ist dafür der relative hohe Preis. Preise von 50 Euro und mehr je Flasche vor allem bei den aus dem Ausland stammenden Produkten sind keine Seltenheit und deshalb für viele nicht erschwinglich. Der Prokopf-Verbrauch im Jahr ist aber ständig im Steigen und beträgt bereits rund eine Flasche gegenüber Ende der 1990er-Jahre mit damals einem Viertelliter.

Das beliebteste Leichtalkoholgetränk ist Bier, die Nationalgetränke Baijiu (Spirituose) und Mijiu (Reiswein). Es gibt einen Trendr zu besonders Rotwein, wozu vor allem die große Bedeutung der Farbe rot sowie die weithin verbreitete Meinung über die positiven Aspekte von Alkoholgenuss beigetragen hat. Denn rot ist nicht nur die Nationalfarbe, sondern in der chinesischen Kultur auch Sinnbild für Reichtum, Macht und Glück. Das manifestiert sich auch in der Bezeichnung für Wein, der in der Regel als Pútáojiǔ (Weintraubenalkohol), aber auch unabhängig der Farbe als Hóngjiǔ (roter Alkohol) bezeichnet wird.

Mehr als 90% der Produktion wird im eigenen Land konsumiert. Wein wird aber nur ab gehobenem Mittelstand getrunken, es gilt als Getränk der Begüterten. In China trinken nur rund 40 Millionen der 1,4 Milliarden Menschen Wein (3%). Der chinesische Konsument ist sozusagen noch am Lernen; nicht selten wird Wein mit Coca Cola gemischt und der Rotwein mit Eiswürfeln gekühlt. Auch die seit Jahrhunderten gepflegte Tradition des Gānbēi wie beim Schnaps (Ex-Trinken) ist noch weit verbreitet. Die Weinproduktion beträgt rund 16 Millionen Hektoliter, das macht China zum fünftgrößten Weinproduzenten weltweit. Der Staat investiert in großem Umfang in Weingüter und Strukturen, um China unter die Top-3-Weinländer zu positionieren.

Text-Mitarbeit: Jörg Philipp, PAR Ambassador Asia, www.degustar.de 
Landkarte: © Goruma 
Flagge: by SKopp, Gemeinfrei, Link
Wappen: von 澳门特别行政区立法会, Gemeinfrei, Link
Bild Yantai Changyu: Changyu - Since 1892
Karte Weinbaugebiete: Von Pancrat - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

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Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

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