Ab Mitte des 12. Jahrhunderts war Bordeaux 300 Jahre lang unter englischer Herrschaft, die erst mit Ende des Hundertjährigen Krieges im Jahre 1453 beendet wurde. In dieser Zeit wurde von Bordeaux aus massenhaft Wein nach England exportiert. Der englische Markt war besonders empfänglich für helle, roséfarbene Weine. Bei diesen erfolgte eine kurze Maischegärung, dann wurde der Wein abgezogen und weiterverarbeitet. Die hellrote Farbe der Weine ergab sich auch deshalb, weil in den Weinbergen häufig rote und weiße Sorten gemischt standen, die gemeinsam geerntet und verarbeitet wurden (Gemischter Satz). Der Begriff „Clairet“ und die anglisierte Form „Claret“ wurden schließlich zum Synonym für Bordeauxwein schlechthin.
Die große Vorliebe der Engländer für diesen Wein verdeutlicht die Tatsache, dass König Edward II. (1284-1327) für seine Hochzeits-Feierlichkeiten in London 1.000 Tonneaux Claret bestellte. Das entsprach einer Menge von heutigen 1,152.000 Bouteillen. Diese Transaktion wurde übrigens vom heute noch bestehenden berühmten italienischen Handelshaus Frescobaldi finanziert. Es sind genaue Aufzeichnungen über die Exportmengen erhalten geblieben. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden jährlich geschätzte 700.000 Hektoliter Claret nach England verschifft, das entsprach durchschnittlich immerhin sechs Flaschen jährlich pro Kopf. Das war die Hochzeit im Bordeaux-Weinhandel. Heute gibt es im Bordeaux eine eigene regionale Appellation namens Bordeaux Clairet. Dieser ist gegenüber einem „echten“ Rosé in der Regel ein etwas dunklerer Wein.
Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spezialweine, Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange).
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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg