Durch das Faktum eines (zu) raschen Klimawandels kam es auch im Weinbau zu einem Umdenken. Seit Mitte der 1990er-Jahre begann man vermehrt insbesondere in Regionen und Ländern mit heißem Klima Weinreben in kühleren, kontinental beeinflussten und zumeist auch höher gelegenen Gebieten anzupflanzen. Man verwendet dafür bevorzugt die traditionellen Rebsorten, denen das kühle Klima und die lange Reifeperiode (Reifezeitpunkt) entgegenkommen. Im Allgemeinen versteht man unter einem Weinbau mit kontinentalem Klima bzw. klimatischen Einfluss einen Sommer mit heißen Tagen und kalten Nächten, einen regenarmen, milden Herbst sowie einen Winter mit auch heftigem Frost. Insgesamt gibt es eher trockenes Wetter mit etwa 500 bis 600 mm Niederschlägen pro Jahr.
Beim Cool Climate Winegrowing werden die Weinberge oft in Höhenlagen bis 750 Meter Seehöhe angelegt. Im Idealfall wird im Sommer tagsüber durch hohe Temperaturen und viel Sonneneinstrahlung eine optimale Traubenreife sowie durch kühle Nächte eine gute Säure- und Fruchtaromenbildung erreicht. Durch einen milden und trockenen Herbst können die Reben die ganze Länge der Vegetationsphase nutzen. Solche Weine zeichnen sich in der Regel durch frischer wirkende Fruchtigkeit, Aromatik und einen ausgewogenen Säuregehalt aus. Diese Form wird als Alternative besonders in Ländern der Neuen Welt wie zum Beispiel Australien, Chile, Neuseeland und den USA, aber auch in einigen traditionellen europäischen Weinbauländern zunehmend praktiziert.
In großen Betrieben kommen bei der Weingarten-Bewirtschaftung vermehrt Roboter zum Einsatz. Im Präzisionsweinbau werden mit Einsatz von Satelliten bei der Weingarten-Bewirtschaftung klimatische Gegebenheiten berücksichtigt. In Kanada gibt es CCOVI (Cool Climate Oenology and Viticulture Institute) als Studienzweig der Brock University.
Siehe zum Thema auch unter Biodiversität (Förderung der Artenvielfalt), Climate Change and Wine (Weltkongress), Dekarbonisierung (Reduktion der Kohlendioxid-Emission), Globalisierung (Auswirkungen auf den Weinbau), IWCA (International Wineries for Climate Action), Klimawandel (durch Emissionen), myclimate (Klimaschutz), Nachhaltigkeit (Nutzung regenerierbarer Systeme), Treibhauseffekt (Erderwärmung durch Treibhausgase) und Verschmutzung (Umwelt).
Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.
Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien