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Der fröhliche Weinberg

Lustspiel des in Nackenheim in Rheinhessen geborenen, deutschen Dramatikers Carl Zuckmayer (1896-1977), das im Erstaufführungs-Jahr 1926 großen Erfolg hatte, aber auch einige Skandale auslöste. Unter anderem ereiferte sich die Kirche über die „unzüchtige Freizügigkeit“ und die deutschnationale rechte Presse über die hohlköpfig dargestellten konservativen Typen. Das naturalistische, deftig-farbige Werk spielt ohne genaue Ortsangabe im Herbst des Jahres 1921 in einem fiktiven rheinhessischen Winzerdorf mit Rheinblick. Die Handlung beginnt am Spätnachmittag und endet in den frühen Morgenstunden. Das Stück ist in drei Akte unterteilt, die im Haus Gunderloch, in der Landskrone Wirtschaft des Wirtes Eismayer und im Gärtchen des Weinguts Gunderloch spielen. Es beschreibt rheinhessische Gestalten, Redensarten, Volkslieder und Gebräuche.

Der fröhliche Weinberg - Hinweisschild in Nackenheim, Szenenbild

Die Handlung des Lustspiels ist wie folgt: Der Weingutsbesitzer Jean Baptist Gunderloch möchte in den Ruhestand gehen. Seine zahlreichen Weinberge will er zur Hälfte verkaufen, zur anderen Hälfte seiner Tochter vererben. Diese wiederum ist zwar mit dem steifen Akademiker Knuzius verlobt, liebt jedoch den raubeinigen und herzlichen Neckarschiffer Jochen Most. Während zahlreiche Weinhändler und Weinreisende sich um den Erwerb der reichen Güter Gunderlochs bewerben, kommt es zu Verwirrungen unter den jungen Liebenden. Ein zünftiger, weinseliger Abend und die darauffolgende Nacht bringen Klarheit und führt die „richtigen Paare“ zusammen. Das Stück wurde 1927, 1952 und 1961 verfilmt.

Obwohl wie erwähnt der Ort nicht namentlich genannt ist, ist die bekannte rheinhessische Winzer-Gemeinde Nackenheim gemeint. Denn Carl Zuckmayer war der Sohn eines Fabrikanten für Weinflaschenkapseln in dieser Gemeinde. Der Schriftsteller wird heute am Eingang der Gemeindeverwaltung durch eine Büste geehrt. Beim fröhlichen Weinberg handelt es sich konkret um die Einzellag Rothenberg, und zwar um den Besitzteil des bekannten und noch bestehenden Weinguts Gunderloch. Dort steht heute eine mit „Der fröhliche Weinberg“ beschriftete große Hinweistafel. Die im Stück erwähnte „Riesling Spätlese Nackenheimer Rothenberg“ des Jahrgangs 1920 ist hier gewachsen. Im Keller des Weinguts lagern noch einige Flaschen dieses legendären Jahrgangs (siehe auch unter Jahrhundertwein). Diesen Wein preist der Weingutsbesitzer mit folgenden Worten:

Ja, trinke ma drauf! Sein ma nocheinmal fidel! Lasse ma uns den Wein schmecke, liebe Leut, den Wein, wo unsereiner sein Lebenszweck drin hat, und noch den von seine Väter und Vorvorväter, und wo wächst wie anderswo der Roggen oder die Kohle im Berg oder sonst was Gott walt und schalt, er ist zwar vielleicht kein lebenswichtiger Betrieb, wie man heutzutag sagt, aber allzeit ein Stück’che Natur, ein Stück’che Element, ein Stück’che Kindstauf und Himmelfahrt, beim scheppe Bildche von Dotzem! 1920er Spätlese, da steckt auch das letzte Feuer vom vergangenen Herbst drein, das ist so recht ein Schluck für unsereiner, so ein reifgewordener, so recht zum Abschiednehmen!  Siehe auch unter Brauchtum im Weinbau, Trinkkultur und Zitate.

Hinweisschild in Nackenheim: Von Kandschwar, CC BY-SA 3.0, Link 
Szenenbild: Von Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de, Link

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Thorsten Rahn

Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.

Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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