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Dinstlgut

Großes historisches Weingut bzw. Winzergenossenschaft in der Gemeinde Loiben im niederösterreichischen Weinbaugebiet Wachau am linken Donauufer. In den über 1000 Jahren seiner Entwicklung leistete es einen bedeutsamen Beitrag zur österreichischen Weingeschichte und Weinkultur. Es zählt zu den ältesten Weinbaubetrieben Österreichs und auch der Welt. Der Beginn reicht bis in das Jahr 860 zurück, als König Ludwig der Deutsche (804-876) das Gut „Liupna“ (heutiges Oberloiben) der Salzburger Kirche schenkte. Das Weingut wurde in der Folge zum Zentrum der Kolonisation und Urbarmachung in dieser Gegend. Im Jahre 1002 schenkte König Heinrich II. (973-1024) dem Kloster Tegernsee „zwei Hufen im Osten im Orte Liupna“, was in Unterloiben zum Anlegen neuer Weingärten und zur Erbauung eines großen Wirtschaftshofes (späteres Dinstlgut und Pfarrhof), Kelleranlagen und einem Presshaus führte. Das Gut wurde bis zum 18. Jahrhundert auf den Umfang der Rieden Supperin, Oberhauser und Schütt erweitert. Die Besitzungen in Ober- und Unterloiben blieben bis 1802 in Eigentum der Kirche, dann war es kurze Zeit ein vom Nikolaihof in Mautern aus verwaltetes k. k. Staatsweingut und danach in gräflichem Besitz.

Dinstlgut - Gebäude

Dr. Ferdinand Dinstl

Dr. Ferdinand Dinstl (Kremser Abgeordneter im Frankfurter Parlament 1849 und Bürgermeister von Krems) erbte 1832 das Gut und vereinigte die wesentlichen Teilstücke des ehemaligen Kirchenbesitzes Salzburg und Tegernsee. Er wurde zum Förderer des Loibner Weinbaus, führte eine qualitätsorientierte Kellerwirtschaft ein und bewirtschaftete das Gut nach genossenschaftlichen Grundsätzen. Für die traubenliefernden Hauer gab es eine strenge Leseordnung bezüglich der Anlieferungs-Reihenfolge aus den einzelnen Rieden. Die Hauer mussten das Geschirr selbst bereitstellen und mit ihrem Namen kennzeichnen. In einen Bottich durfte nicht Maische aus zwei Weingärten eingefüllt werden, auch wenn der Hauer beide bearbeitete. Das Ausschneiden von Trauben für persönlichen Bedarf war nur mit Erlaubnis gestattet. Die Lese zog sich oft bis in den November hinein. Der Trauben- bzw. Maischepreis war von der Qualität und von den in Klassen eingeteilten Rieden abhängig.

Dinstlgut - Felsenkeller

Mehltau & Reblaus 

1882 bewirtschaftete Dinstl 25 Hektar Weingärten, der Rest war verpachtet. Um die Jahrhundertwende trat wie in ganz Österreich der Falsche Mehltau auf, der hier größeren Schaden anrichtete als später die Reblaus. Von 1920 bis 1930 erfolgte die Umstellung auf reblausresistente Unterlagen. Bei der Erneuerung der Weingärten wurden nur mehr Qualitäts-Rebsorten wie Grüner Veltliner, Riesling, Neuburger und Muskat-Ottonel ausgesetzt, diesbezüglich war der Loibner Musterbetrieb wegweisend. Nach dem Tode von Ferdinand Dinstl im Jahre 1913 übernahm seine Schwester Hedwig das Gut und bewirtschaftete ohne Verpachtungen fast alle Weingärten selbst. Mit ihrem Tod 1930 endete die Ära Dinstl, es gab keine Erben.

Genossenschaft und Schließung

Das Gut mit 26 Hektar Ackerland und 23 Hektar Weingärten wurde von einer neu gegründeten Genossenschaft mit 42 innovativen Weinbauern um 380.000 Schilling (knapp 28.000 Euro) ersteigert. Nach einer wechselvollen Geschichte mit stetem Aufstieg gab es durch den Zweiten Weltkrieg große Rückschläge, die den Wiederaufbau notwendig machten. Heute umfasst das Einzugsgebiet der „Winzergenossenschaft Dinstlgut Loiben“ Gemeinden hauptsächlich aus den Weinbaugebieten Wachau und Kremstal. Rund 350 Mitglieder bewirtschafteten insgesamt 232 Hektar Rebfläche, zum Beispiel in den Rieden Pfaffenberg (Krems), Dinstlgarten, Loibenberg und Schütt (alle in Loiben). Den Mitgliedern wurden die Sorten Grüner Veltliner und Riesling zur Anpflanzung empfohlen. In Loiben erfolgte die zentrale Pressung, die Vinifikation, die Flaschenabfüllung und die Vermarktung. Im neben der Kellerei befindlichen Felsenkeller konnten die Weine sowie Weinaccesoires erworben werden. Der traditionsreiche Betrieb geriet immer mehr in Schwierigkeiten und wurde dann Ende 2006 geschlossen.

Gebäude: NÖN 
Felsenkeller: Beyond Arts

Stimmen unserer Mitglieder

Roman Horvath MW

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Roman Horvath MW
Domäne Wachau (Wachau)

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