Bezeichnung (auch Direkter, Selbstträger, frz. Producteur direct) für wurzelechte Rebsorten, bei denen keine Veredelung erfolgte. Wie der Name schon sagt, stehen sie sozusagen „auf eigenem Fuß“. Der Begriff ist erst im Zusammenhang mit der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten Einführung der heute üblichen Praxis des Aufpfropfens von Edelreisern auf amerikanische Unterlagen (Wurzelstöcke) entstanden. Dadurch wurde letztlich nach vielen Fehlversuchen erfolgreich die Reblaus bekämpft. Vor dem Auftreten des Schädlings in Europa war diese Maßnahme ja nicht erforderlich und damit waren alle Rebstöcke Direktträger. Bestimmte Amerikaner-Reben werden (vor allem in den USA) häufig als Direktträger kultiviert, da einige davon mehr oder weniger reblausresistent sind und damit keine Pfropfung notwendig ist.
Amerikanische Reben sind aber nicht wie oft behauptet a priori Direktträger, denn auch diese werden in der Regel veredelt (und sind damit keine Direktträger mehr). Ein bekannter „Direktträgerwein“ aus amerikanischen Rebsorten ist die österreichische Spezialität Uhudler. Innerhalb der EU gibt es bezüglich Direktträgerweinen keine Einschränkung, denn theoretisch könnte jede Rebsorte (natürlich abhängig vom Bodentyp) als Direktträger gepflanzt werden. Eine oft gestellte Frage ist, wie denn wohl die Weine „vor der Reblaus“ geschmeckt haben. Das ist aber, trotz nicht so weniger Produzenten mit wurzelechten Rebbeständen, nicht so leicht möglich und leider kaum mehr nachzuvollziehen. Siehe dazu unter Prä-Phylloxera.
Graphik Unterteil/Oberteil: Bauer/Regner/Schildberger, Weinbau,
ISBN: 978-3-70402284-4, Cadmos Verlag GmbH
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Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)