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Factory House

Gängige Bezeichnung (auch British Association House) für ein historisch bedeutendes Gebäude im gregorianischen Stil in der portugiesischen Hafenstadt Porto. Es wurde im Jahre 1790 von britischen Portwein-Handelshäusern unter Konsul John Whitehead bezogen (ein bereits 1727 erbautes Vorgängergebäude stand an anderer Stelle). Es ist die einzige noch existierende „Faktorei“, in der einst „Faktoren“ (Handelskommissionäre) auf fremdem Territorium ihre Geschäfte verhandelten und abschlossen. Die sich in der Faktorei regelmäßig treffenden britischen Weinhändler beeinflussten in entscheidender Weise das Geschäft mit dem Portwein. Der Grundstein für den Portweinboom wurde durch den bereits im Jahre 1703 abgeschlossenen und als Methuen Treaty bezeichneten Vertrag gelegt, der besondere Zollvergünstigungen für die Einfuhr portugiesischer Weine in England vorsah. Die Briten erlangten dadurch in der Folge ein absolutes Monopol für den Portweinhandel.

Factory House und Marquês de Pombal

Bei den zahlreichen Treffen der Faktoren wurden ohne Einbeziehung der portugiesischen Behörden die Preise abgesprochen, was von portugiesischer Seite immer heftiger kritisiert wurde. Um das Monopol zu brechen, wurde vom portugiesischen Premierminister Marquês de Pombal (1699-1782) im Jahre 1756 die Gründung der „Douro Wine Company“ (auch „Real Companhia Velha“) initiiert. Aufgrund der britischen Geschäftspraktiken kam es im Februar 1757 zu Unruhen und Ausschreitungen in der ganzen Stadt Porto, die durch 3.000 Soldaten unterdrückt wurden. Pombal machte für die Vorkommnisse in erster Linie die Faktoren verantwortlich und reagierte gegenüber Briten und deren Sympathisanten mit harten Strafen. Es kam zu Beschlagnahme von Eigentum und zu Gefängnis, 26 Factory-Mitglieder wurden nach Afrika und Indien verbannt. Die Monopolstellung der Briten war damit beendet. Das neue Gebäude wurde dann 1790 bezogen.

Im Jahre 1806 wurde das Gebäude auf Grund der historischen Rolle der Briten im Portweinhandel „von diesem Tag an und auf ewig dem Konsul der britischen Nation und seiner Gesellschaft und deren Erben“ zugesprochen. Während der Napoleonischen Kriege fielen die Franzosen in Portugal ein, zwischen 1807 und 1811 wurde deshalb das Factory House vorübergehend geschlossen. Schon im Jahre 1810 hatten der englische König Georg III. (1738-1820) und das portugiesische Königshaus in Person des von 1792 bis 1816 amtierenden Prinzregenten João VI. (1767-1826) ein Handelsabkommen unterzeichnet, welches in Portugal keine britischen Faktoreien mehr erlaubte. Deshalb wurde die Faktorei aufgelöst und durch die „British Association“ ersetzt. Die Mitglieder werden ausschließlich aus den britischen Portweinhandelshäusern rekrutiert.

Unter den vielen Räumlichkeiten befinden sich eine Säuleneingangshalle mit monumentaler Treppe, sowie ein Kartenzimmer, ein Salon, ein Tanzsaal, eine Bibliothek und ein Festsaal. Es verfügt außerdem über eine anglikanische Kirche, einen Cricket- und Tennis-Club, sowie die älteste britische Schule außerhalb von England. Bis heute dient es als Herrenclub und Treffpunkt exklusiv für die noch verbliebenen britischen Portwein-Handelsorganisationen. Diese erwirtschaften aber heute „nur“ mehr ein Drittel des Umsatzes. Traditionell findet der „Mittwoch-Lunch“ statt, bei dem aber heute hauptsächlich Portugiesen (als Geschäftsführer der britischen Firmen) dinieren und über die Weinwirtschaft diskutieren. Siehe auch unter Marquês de Pombal.

Factory House: By Manuel de Sousa - Own work, CC BY 2.5, Link 
Marquês de Pombal: By Unidentified painter - artigos, Public Domain, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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