Die weiße Rebsorte stammt aus Italien. Synonyme sind Apiana, Apiano, Fiana, Fiano di Avellino, Fiore Mendillo, Foiano, Latina Bianca, Latina Bianca di Barletta, Latino, Latino Bianco und Santa Sofia. Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit der Sorte Minutolo (Fiano Aromatico, Fiore Mendillo) oder der lange als identisch angesehenen Santa Sofia verwechselt werden. Die Abstammung (Elternschaft) ist unbekannt. Eine 2001 erfolgte DNA-Analysen ergab, dass die als Spielart vermutete Fiano Aromatico eigenständige ist und deshalb in Minutolo umbenannt wurde.
Nach einer nicht verifizierbaren Hypothese soll es sich bei einer von den beiden antiken römischen Autoren Columella (1. Jhdt. n. Chr.) und Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten Sorte um einen Fiano-Vorfahren handeln, die wegen ihrer besonderen Anziehungskraft auf Bienen (apis) als Vitis apiana bezeichnet wurde. Auf jeden Fall handelt es sich um eine sehr alte Sorte, die bereits im Jahre 1240 im Zusammenhang mit Weinkäufen für den römisch-deutschen Kaiser und Herrscher über das Königreich Sizilien Friedrich II. (1194-1250) mit „vino fiano saumas III“ (saumas = Maßeinheit) erwähnt wurde.
Die Sorte war in Kampanien bis zur Reblauskatastrophe stark verbreitet, erfuhr dann eine extreme Reduktion und war vom Aussterben bedroht. Das bekannte Weingut Mastroberardino bemühte sich in den 1970er-Jahren erfolgreich um eine Reaktivierung. Die mittel bis spät reifende, ertragreiche Rebe ist anfällig für beide Mehltauarten. Sie erbringt aromatische Weißweine mit würzigen Aromen nach Honig und Nüssen, sowie Lagerungspotential. Sie wird in den Regionen Apulien, Basilikata, Kampanien, Marken und Sizilien angebaut. Dort ist sie unter anderem in den DOC/DOCG-Weißweinen Cilento, Contessa Entellina, Fiano di Avellino, Irpinia, Leverano, Locorotondo, Menfi, Sannio und Sicilia zugelassen. Die italienische Anbaufläche beträgt 2.087 Hektar mit stark steigender Tendenz. Weitere Bestände gibt es in Argentinien (5 ha) und Australien (95 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 2.187 Hektar ausgewiesen (Statistik Kym Anderson).
Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
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Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien