Die auch als „Grapevine flavescence dorée phytoplasma“ bezeichnete relativ neue Rebstock-Krankheit wurde vermutlich in den 1940er-Jahren aus dem Osten Nordamerikas aus dem Gebiet der großen Seen nach Europa eingeschleppt. Massiv trat sie hier erstmals Anfang der 1950er-Jahre in Frankreich-Armagnac auf und breitete sich dann epidemisch über Südfrankreich, Italien und Spanien aus. Besonders schwer getroffen wurde Korsika, weil hier dafür besonders anfällige Rebsorten kultiviert werden. Sie scheint in wärmeren Gegenden bevorzugt aufzutreten, die starke Verbreitung ist möglicherweise auch auf Grund des Klimawandels zurückzuführen. Einzelne Beobachtungen mit ähnlichen Symptomen gab es auch in Deutschland.
Verursacher
Die Krankheit wird durch Phytoplasmen (bakterienähnliche Mikroorganismen) verursacht, die auch die Erreger der Ulmen-Vergilbung sind. Übertragen werden die Erreger vermutlich durch zumindest zwei Zikadenarten (Amerikanische Rebzikade und Orientzikade) übertragen. Die Larven bleiben zumeist am selben Rebstock und halten sich auf den Blattunterseiten auf. Die erwachsenen Zikaden hingegen sind sehr mobil und können eine rasche Verbreitung der Krankheit über weite Distanzen verursachen. Besonders die Rebsorten Alicante Henri Bouschet, Aramon Noir, Baco Blanc, Chardonnay, Riesling und Sangiovese scheinen anfällig zu sein. Die Bilder zeigen das fortgeschrittene Stadium der Krankheit bei der Rebsorte Scheurebe (Sämling 88).
Symptome
Die ersten Anzeichen zeigen sich im Frühsommer an den Blättern. Diese rollen sich nach unten ein, werden bei weißen Sorten leuchtend goldgelb (daher der Name „Goldgelbe Vergilbung“) und bei roten Sorten rot. Die Gescheine verrieseln sehr stark und können vollkommen austrocknen. An den Internodien (Teile zwischen den Knoten eines Triebes) bilden sich schwarze Pusteln und manchmal auch Längsrisse (siehen Bild oben). Die Triebe hängen schlaff herunter, als ob sie welken würden. Im Herbst bilden sich an den Blatt-Hauptadern Nekrosen. Wenn der Befall im frühzeitigen Wachstum erfolgt, können auch die Trauben abfallen. Zumindest aber schrumpfen die Beeren ein und nehmen einen bitteren Geschmack an. Empfindliche Rebstock-Sorten können bereits ein Jahr nach einem Befall komplett absterben. Erreger und Zikadeneier werden durch Pflanzgut verbreitet.
Bekämpfung
Bekämpft werden die Zikaden durch Insektizide. Mitte 2021 publizierte ein Labor in Bordeaux die Ergebnisse erster Versuche mit Anti-Covid 19-Impfstoffen. Dabei wurde den krankheitsübertragenden Rebzikaden eine RNA-Interferenz injiziert, welche die Synthese eines bestimmten Proteins verhindert. So wird die Fähigkeit der Rebzikade zur Übertragung für bis zu zwölf Tage unterdrückt. Die Rebenspezies Vitis rotundifolia (2 x 20 = 40) ist widerstandsfähig gegen diese Krankheit. Diese hat aber einen anderen Chromosomensatz als die Spezies Vitis vinifera (2 x 19 = 38), weshalb Kreuzungen mit fortpflanzungsfähigen Nachkommen sehr schwierig sind. Es sind aber inzwischen solche gelungen. Eine ähnliche Krankheit ist Pierce Disease.
goldgelbe Blätter: © H. Reisenzein - AGES Wien
verdorrte Blätter: Von Josef Klement, CC BY 2.0 at, Link
Trieb-Symptome: Von Josef Klement CC BY 2.0 at, Link
Blatt-Symptome: Von Josef Klement CC BY 2.0 at, Link
