Mit „flüchtig“ wird die Neigung eines Stoffes verstanden, in den gasförmigen Zustand überzugehen. Alle Duftstoffe im Wein sind flüchtige Aromastoffe, denn sonst wäre es ja nicht möglich, sie geruchlich durch die Nase wahrzunehmen. Die Abgrenzung zu den Geschmacks-Empfindungen (bitter, salzig, süß, sauer und umami) ist jedoch fließend, denn die olfaktorische Wahrnehmung des Geruchs und die gustatorische Wahrnehmung des Geschmacks ist äußerst komplex mit gegenseitiger Beeinflussung, sodass der Ursprung Zunge/Gaumen oder Nase nicht mehr genau nachzuvollziehen ist.
Im Rahmen einer Weinansprache versteht man jedoch in der Regel beim Begriff „flüchtig“ oder der lateinischen Form „volatil“ eher nur Fehltöne, die auf Weinfehler hinweisen. Zum Beispiel ist die Hauptmenge der im Wein enthaltenen flüchtigen Säuren die Essigsäure, was auf den Essigstich verweist. Besitzt ein Wein also einen „flüchtigen Ton“, so ist zumeist genau dieser Weinfehler gemeint. Ebenso können aber andere flüchtige Töne auf andere Fehler wie zum Beispiel Lösungsmittelton (Aceton, Nagellackton) und Uhuton (Klebstoffton) hinweisen. Ohne nähere Erklärung ist also „flüchtig“ oder „volatil“ nicht eindeutig.
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach