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Francia Pezsgő

Ungarische Bezeichnung für Champagner (Pezsgő = Sekt); siehe dort.

Der Schaumwein aus Frankreich ist das wahrscheinlich berühmteste alkoholische Getränk und ein Inbegriff für Lebensfreude und Luxus. Schon im Jahre 1531 wurde in Südwest-Frankreich ein schäumender Wein dokumentiert, nämlich der Blanquette de Limoux aus dem Ort Limoux. Aber in der Champagne war noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Champagner keinesfalls das Synonym für diese Art von Weinen. Ein häufiges Phänomen in dieser Gegend war es, dass auf Grund der kühlen Witterung die Gärung im Herbst unterbrochen und die Weine trotzdem bereits in Flaschen abgefüllt wurden. Bei wärmerer Witterung im Frühjahr wurde durch den Restzucker eine nicht geplante bzw. unerwünschte zweite Gärung in der Flasche ausgelöst. Anfangs war also keine Absicht dahinter, sondern es passierte eben rein zufällig.

Champagner - Champagner-Kübel und Statuette von Dom Perignon

Die „Erfindung“ des Champagners

Die bewusste Produktion von Champagner, das heißt die „Erfindung“ des schäumenden Getränks wird fälschlicherweise oft dem Benediktinermönch Dom Pierre Pérignon (1638-1715) zugeschrieben. Eine Statuette von ihm steht im Stammhaus des größten Champagnerhauses Moët et Chandon in Épernay, das auch eine nach ihm benannte Marke produziert. Ein unbestreitbares Faktum ist jedoch, dass er die kunstvolle Assemblage von Jahrgängen, Rebsorten und Lagen zu höchster Vollendung brachte. Aber er hat eine zweite Gärung in der Flasche nicht nur nicht angestrebt, sondern den unerwünschten Prozess durch verschiedene Maßnahmen zu verhindern versucht. Eine davon war es, eher Rotweintrauben zu verwenden.

Einen wichtigen Beitrag für die Popularität leistete der Satiriker Marquis de Saint-Évremond (1610-1703), der auf Grund von Streitigkeiten mit dem Premierminister von Ludwig XIV. (1638-1715) nach London ins Exil ging. Ab 1661 führte er Weißweine aus der Champagne in Fässern ein. Bedingt durch das warme Frühlingswetter wurde oft schon im Fass eine zweite Gärung eingeleitet. Die lebhaft schäumenden Weine wurden nach der Ankunft in Flaschen umgefüllt und rasch zu einem beliebten Getränk hauptsächlich in adeligen Kreisen. Das waren primitive Vorläufer des Champagners, schon zwanzig Jahre bevor Dom Pierre Pérignon sich damit beschäftigte. Im Jahre 1663 wurde ein „spritziger Champagner“ in London erstmals schriftlich erwähnt. Die ersten Liebhaber waren also die Engländer, erst danach kam er auch in Frankreich in Mode, vor allem in Paris.

Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts wurde es in der Champagne in größerem Umfang üblich, dem Wein bei der Flaschenabfüllung Zucker und Melasse beizugeben und dadurch spritzige und schäumende Weine zu erhalten. Das schäumende Produkt wurde dann gegen Ende dieses Jahrhunderts in größeren Mengen bewusst hergestellt. Doch auch dickwandige Flaschen hielten sehr oft dem durch die üppige Zuckerzugabe und heftige Gärung entstandenen großen Kohlendioxiddruck nicht stand. Rund 80% aller Flaschen gingen damals zu Bruch. Deshalb wurden im gesamten 18. Jahrhundert nur wenige tausend Flaschen jährlich produziert. Und diese waren extrem teuer. Deshalb entwickelte sich Champagner vorerst ausschließlich als Modegetränk in Adelskreisen bzw. bei den Begüterten.

Eine umfangreiche Produktion von Champagner begann erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, als das Problem der richtigen Zuckerdosage gelöst wurde. Der Chemiker Jean-Antoine Claude Chaptal (1756-1832) trug einiges zur Klärung bei. Er erkannte als Ursache des Schäumens in der Flasche die noch nicht beendete Gärung. Den größten Verdienst erwarb sich jedoch der Apotheker Jean-Baptiste François (1792-1838), der das Geheimnis der richtigen Zuckermenge herausfand. Weitere Meilensteine waren die Verbesserung der Korken, die Verkorkungsmaschine, sowie im Champagnerhaus Veuve Clicquot-Ponsardin die Erfindung des Rüttelpultes bei der Remuage durch den legendären Kellermeister Antoine de Muller (1788-1859).

Herkunftsgebiet

Die Champagne und der hier produzierte Champagner genießt den Status einer Appellation d’Origine Protégée (AOP), auch wenn dies zumeist nicht auf dem Etikett vermerkt wird. Vorwiegend wird er weiß und in geringeren Mengen auch als Rosé produziert, aber es gibt keinen roten wie bei einem Sekt. Nach den strengen Bedingungen des CIVC darf sich Schaumwein nur dann Champagne bzw. Champagner) nennen, wenn er genau geregelte Vorgaben bezügöich der Herkunft erfüllt. Die Trauben müssen in der „Région délimitée de la Champagne viticole“ gewachsen, gekeltert und nach der im Jahre 1935 festgelegten Méthode champenoise in zweifacher Gärung vergoren sein. Dies wurde nach endlos langen Rechts-Streitigkeiten im Jahre 1994 durch eine EU-Verordnung festgelegt. Außerhalb der Champagne (und auch in anderen Ländern) wird ein Qualitätsschaumwein als Crémant und im deutschprachigen Raum als Sekt bezeichnet. Die länderspezifischen Bezeichnungen sind:

Champagner -  verschiedene Bezeichnungen für Sekt von Cava bis Vonkelwyn

Die Bezeichnung Champagner ist nicht nur innerhalb der Europäischen Union, sondern weltweit in insgesamt 120 Ländern herkunftsgeschützt. In Russland hingegen wurde im Jahre 2021 ein Gesetz beschlossen, dass hier die Bezeichnung „Champagner“ ausschließlich für russische Schaumweine verwendet werden darf. Französische Champagner müssen nach dem neuen Gesetz mit dem Zusatz „Schaumwein“ benannt werden. Das Wort Champagner darf nur noch in lateinischer und nicht in kyrillischer Schrift auf dem Etikett stehen. Auf den Rückseiten-Etiketten ist nun in kleiner Schrift „Champagne“ angeführt.

Rebsorten

Zugelassen sind sieben Sorten, von denen aber nur Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay eine Rolle spielen. Die vier Sorten Arbane, Petit Meslier, Fromenteau (Pinot Gris ) und Pinot Blanc sind zwar aus historischen Gründen erlaubt, belegen aber nur 90 Hektar. Autorisierte Erziehungsformen sind Chablis, Cordon de Royat, Guyot und Vallée de la Marne. Dies sind kurze Rebschnitte, die eine gemäßigte Produktion gewährleisten. Der Maximal-Ertrag wird jährlich vom CIVC festgelegt und richtet sich nach Witterung und auch wirtschaftlicher Situation. Bei Überangebot an Champagner wird gedrosselt. Im Jahre 2019 waren dies 10.200...

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

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