wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Friedrich II. der Große

Der preußische König Friedrich II., posthum „Der Große“ (1712-1786) zählte zu den größten Weinliebhabern seiner Zeit. Er ließ in seinem Park in Potsdam (Brandenburg) drei Weinberge anlegen. Zuerst waren dies auf dem einstigen Wüsten Berg die im Jahre 1747 fertiggestellten weltberühmten sechs breiten, mit Stützmauern befestigten Weinterrassen mit dem Schloss Sanssouci. Er war in sechs breite Terrassen mit Stützmauern gegliedert und wurde mit ausländischen Obst- und Rebsorten bepflanzt. Die Erträge blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück. Hier befindet sich auch in einer Gruft die letzte Ruhestätte Friedrichs II. Unter dem Schloss befindet sich ein Weinkeller. Östlich davon wurde dann 1763 auf dem früheren Mühlenberg ein als Winzerberg bezeichneter kleiner Weinberg angelegt. Zuletzt folgte im Jahre 1769 auf dem Südhang des Klausbergs, welcher vom 1770 bis 1772 errichteten berühmten Belvedere gekrönt wird, der heutige Königliche Weinberg. Dieser wird heute von Gärtnern der Mosaik-Berlin GmbH rekultiviert und betrieben. Seit 2011 wird aus den Trauben auch Wein gekeltert.

Freidrich II. - Porträt 1781 und Weinberg mit Belvedere und Drachenhaus 1772

Der Weinkeller wurde unter dem östlichen Seitenflügel von Schloss Sanssouci.angelegt. Nach 140-jährigem Dornröschenschlaf wurde dieser nach einer siebenmonatigen Restaurierung im Jahre 2004 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei wurde auch das dreistöckige eiserne Flaschenregal wieder mit alle jenen edlen Weinen gefüllt, wie sie in der Tafelrunde Friedrichs II. und später am Hof Friedrich Wilhelms IV. (1795-1861) getrunken wurden. Das waren heimische Weine von Rhein, Mosel und Saar, sowie auch aus Frankreich, Ungarn und Südafrika. Zu den Lieblingsweinen Friedrichs II. zählten vor allem rheinhessischer Grauburgunder (Pinot Gris), sowie französischer Bergerac, ungarischer Tokajer und südafrikanischer Constantia.

Beim Wiener Kongress wurde 1815 das ehemals kurtrierische Gebiet dem preußischen Staat zugeschlagen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es durch die königliche, preußische Regierung verschiedene Maßnahmen, um die wirtschaftliche Lage der Moselwinzer zu verbessern. Dazu zählen die Klassifikation der Weinbergslagen mit der Preußischen Lagenklassifikation, die Gründung des Weinbauvereins sowie die Errichtung von drei Weinbaudomänen an Mosel und Saar. Durch einen Weinzoll wurde der preußische Weinbau an Mosel-Saar-Ruwer begünstigt und eine Blütezeit eingeleitet. Der Moselriesling wurde ungemein populär und die Preise für Weine von Mosel, Saar und Ruwer übertrafen deutlich die des damals schon berühmten Bordeaux.

Friedrich II. - Königlicher Weinberg, Rebstöcke und Rotwein aus Regent

Nach Ende der Monarchie 1918 fiel die Anlage auf dem Klausberg in einen Dornröschenschlaf. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges gab es im April 1945 durch Artilleriebeschuss schwere Schäden an den Gebäuden und der gesamten Anlage. Das Belvedere war nur mehr eine Ruine und der Weinberg als solcher kaum noch erkennbar. Das Belvedere wurde bis zum Jahre 2002 wiederhergestellt. Anlässlich der Bundesgartenschau 2001 in Potsdam wurde unterhalb davon die Rebsorte Phoenix von einer Berliner Schule gepflanzt. Über Initiative der „Mosaik-Werkstätten für Behinderte“ sowie der „Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg“ wurden 2006 die ersten 30 Apfelbäume auf dem Königlichen Weinberg gepflanzt. Danach wurden auch die Rebsorten Regent und Cabernet Blanc angebaut und 2011 der erste Wein gekeltert.

Im Jahre 2014 wurde beschlossen, den Königlichen Weinberg zu seiner 250-Jahresfeier im Jahre 2019 wieder im alten Glanz erblühen zu lassen. Im Sinne Friedrichs können sich nicht nur Winzer, sondern alle Weinliebhaber am Wiederaufbau beteiligen. Über die Webseite „Königlicher Weinberg“ können im Rahmen einer sogenannten Rebstock-Patenschaft für einen oder auch mehrere Rebstöcke erworben werden . Heute gedeihen in dieser Anlage mehr als 3.000 Rebstöcke. Darunter auch 40 uralte, historische Reben noch aus der Kaiserzeit, welche die Wirren von Krieg und Verfall überstanden haben. Darunter befinden sich unter anderem die Sorten Black Hamburg (Muscat d’Hamburg), Agostenga und Trollinger (Schiava Grossa). 

Testamentarisch bestimmte Friedrich II., dass er in der oben erwähnten Gruft (ohne Prunk, ohne Pomp, bei Nacht), bestattet werden sollte (Wenn ich dort bin, werde ich ohne Sorge sein). Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) ließ ihn jedoch in der Potsdamer Garnisonkirche beisetzen. Erst 1991 erhielt er die gewünschte letzte Ruhestätte.

Quelle: Andreas Kramp, Projektkoordinator Königlicher Weinberg
Friedrich II: By Anton Graff - Cultural Institute, Public Domain, Link 
Klausberg: Von Andreas Ludwig Krüger - Zeichnung, Gemeinfrei, Link 
Königlicher Weinberg, Rebstock-Patenschaft, Wein aus Regent: Mosaik-WfB gGmbH

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

Das größte Weinlexikon der Welt

26.387 Stichwörter · 46.995 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.721 Aussprachen · 203.075 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER