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Lexikon
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Frost

helada (ES)
gel, gelée (F)
freeze, frost (GB)
gelo (I)
vorst (N)
frio, gelado (PO)

Klimatischer Zustand bei einer Temperatur unter 0 °Celsius bzw. 32 °Fahrenheit. Im Allgemeinen wird die Luft-Temperatur in der Höhe von 1,25 Meter über dem Boden gemessen; in dieser Höhe sind die Temperaturen immer etwas höher als am Boden. In der Meteorologie wird Frost in der Höhe des Erdbodens als Bodenfrost bezeichnet. Grundsätzlich wird unterschieden in Strahlungsfrost und Adjektivfrost. Strahlungsfrost tritt in trockenen klaren Nächten mit Windstille auf, wenn durch fehlende Wolken, Nebel oder Dunst die vom Erdboden oder dem Pflanzengewebe abgestrahlte Wärme ungehindert in die Atmosphäre entweicht. Die kälteste (und schwerste) Luft sinkt zu Boden und sammelt sich auf der Oberfläche und bevorzugt in tiefliegenden Mulden. Der adjektive (sinngemäß „beigefügte“) Frost entsteht durch den Zufluss bereits abgekühlter Luft von anderen Stellen her. Dies kann aus sehr weit entfernten Gebieten wie zum Beispiel durch ein langgezogenes Tal erfolgen.

Frost - Weingarten mit eisüberzogenen Reben

Schutz vor Frösten

Schon beim Anlegen der Weingärten kann durch entsprechende Maßnahmen ein gewisser Schutz erreicht werden. Eine Hanglage, von der die Kaltluft in tiefere Bereiche abfließt (Luftdrainage), sowie hohe Erziehungsformen sind von großem Vorteil. Tiefliegende und flache Gebiete sind am meisten gefährdet. Eine Frost-Bekämpfung im Weingarten erfolgt durch Windmaschinen (oder sogar mittels Hubschraubern), mit denen eine Vermischung mit der in den oberen Schichten wärmeren Luft künstlich herbeigeführt wird. Auch wärmende Rauchöfen, große Heizgeräte und ähnliche Mittel werden verwendet. Durch künstliche Beregnung kann eine direkte Erwärmung der Reben und des Bodens bewirkt werden, weil beim Gefrieren des Wassers Wärme freigesetzt wird bzw. eine dünne Eisschicht auf Pflanzenteilen zusätzlich auch einen Schutzmantel bildet.

Frost - Besprühen/Vereisen der Knospen als Schutz gegen Spätfrost

Spätfrost & Frühfrost

Auf der nördlichen Halbkugel wird im allgemeinen Frost im Frühjahr als Spätfrost (im betreffenden Monat auch Maifrost) und im Spätsommer/Herbst als Frühfrost bezeichnet. Im Verlaufe des jährlichen Vegetationszyklus ist das Auftreten von Frost für den Rebstock unterschiedlich gefährlich. Im nördlichen Bereich Europas beginnt normalerweise im April der Austrieb, in dem die jungen Triebe besonders anfällig gegen Spätfröste sind. Schon Temperaturen ab minus 1 °C in der Höhe der Reben verursachen zumeist Schäden. Besonders kurzfristige Temperatur-Wechsel sind gefährlich, wenn nach einem warmen Frühjahr bereits der Austrieb erfolgt ist und danach ein Spätfrost auftritt. Dies kommt interessanterweise nicht so häufig in den kühlen Anbaugebieten, sondern eher in wärmeren Gegenden vor und ist zum Beispiel im US-Staat Texas gefürchtet. Traditionell frostgefährdete Gebiete sind u. a. Chablis und Champagne; im Jahre 1991 wurde dadurch ein Drittel der Ernte vernichtet. Durch einen späten Rebschnitt kann der Austriebs-Zeitpunkt etwas hinausgezögert werden (1 Woche bis maximal 10 Tage).

Frost - Spätfrost mit geschädigten Knospen

Widerstandsfähigkeit

Die Widerstandsfähigkeit der Rebe hängt von der Rebsorte und vor allem von der Holzreife ab. Die Unterlagen sind zumeist kältefester als die Oberteile der Spezies Vitis vinifera. In frostgefährdeten Gebieten empfiehlt sich das Bestocken mit spät austreibenden Rebsorten, das sind zum Beispiel Cabernet Sauvignon, Clairette, Mazuelo, Monastrell, Müller-Thurgau, Trebbiano Toscano, Riesling, Sauvignon Blanc und Silvaner. Besonders gefährdet sind zum Beispiel die früh austreibenden Sorten Chardonnay und Pinot Noir (gerade diese gedeihen aber in kühleren Gegenden am besten). Rebsorten in kalten Gebieten mit frostharten Wintern haben eine Resistenz (Widerstandsfähigkeit) gegen Frost entwickelt. Bei der Züchtung neuer Rebsorten ist dies auch eines der hauptsächlichen Zuchtziele. Dafür wird gerne die frostresistente asiatische Spezies Vitis amurensis verwendet. Ein bekannter Züchter frostresistenter Sorten war der US-Amerikaner Elmer Swenson (1913-2004).

Frost - Frühfrost mit geschädigten Blättern und Winterfrost mit geschädigtem Trieb

Winterfrost

Winterfrost unter 18 °C führt zu einer Schädigung der Hauptaugen, dann zur Zerstörung der Nebenaugen und auch des Stammes. Die Gefahr von Spätfrösten gilt im Allgemeinen mit den Eisheiligen (11. bis 15. Mai) als gebannt, danach sind sie äußerst selten. Im Spätsommer und Frühherbst können Frühfröste mehr oder weniger große Schäden anrichten. Schon wenige Grad unter dem Gefrierpunkt können die Vegetation beenden und zur Entblätterung der Rebstöcke führen. Dabei ist aber von Bedeutung, ob die Fröste vor oder nach der Weinlese auftreten. Sind die Trauben bereits geerntet, ist das in der Regel nicht so schlimm. Ob ein Schaden bei noch ungeernteten Trauben auftritt, hängt vom Reifezustand ab (siehe auch unter Maturation).

Auswirkungen auf Wein

Bei unreifen Trauben kann die Ernte erheblich dezimiert werden, die Weine können dadurch auch einen Frostgeschmack aufweisen. Den vollreifen Trauben schadet Frost hingegen praktisch nicht. Temperaturen ab minus 7 °C sind für die Produktion von Eiswein sogar unbedingte Voraussetzung, wobei aber die Weinlese dafür erst frühestens im November erfolgt. Während der Winterruhe sind die Reben hingegen relativ unempfindlich und überstehen zumeist kurze Kälteperioden bis minus 25 °C und mehr, wenn nicht mehrere warme Tage vorausgegangen ist, die den Saft haben steigen lassen. Bei Weinbergen in großen Höhen und in hohen geographischen Breiten kann der Winterfrost beträchtliche Schäden anrichten.

weiterführende Informationen

Siehe zu diesem Themenkreis auch unter den Stichwörtern Bewässerung, Bodentyp, Dürre, Hagel, Klima und Niederschlag.

Weingarten: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 
Eisschutzschicht: Drouhin (Chablis)
Spätfrost: André Mégroz Switzerland
Frühfrost: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0 at, Link 
Winterfrost: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0 at, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Roman Horvath MW

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Roman Horvath MW
Domäne Wachau (Wachau)

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