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Fütterer

Die weiße Rebsorte stammt aus Deutschland oder Schweiz. Synonyme sind Bitterer, Förderer, Förderling, Förterer, Füllering, Fünderling, Fürder, Fürderling, Fütterling, Fürterer, Fürterling, Fürther, Heubacher, Kleiner Räuschling, Miesenvaiter, Missethäter, Visitator, Vitterer, Weißer Fütterer, Wiesentaiter, Wiesenthaider, Wiesentheer, Wiesetheider, Wiesetriter und Wisenhader. Gemäß im Jahre 2013 erfolgten DNA-Analysen handelt es sich um eine vermutlich natürliche Kreuzung zwischen Weißer Heunisch (Gouais Blanc) x Savagnin (Traminer). Dies basiert allerdings auf nur 20 DNA-Markern (siehe dazu unter Molekulargenetik). Der Fütterer zählt zu den ältesten Sorten Mitteleuropas. Im Jahre 1650 wurde sie im posthum erschienenen Werk „Historia Plantarum Universalis“ des Schweizer Botanikers Johannes Bauhin (1541-1613) erwähnt.

Fütterer - Blatt

Unter dem Namen „Lausanois“ wurde sie zum Ende des Mittelalters aus der Westschweiz nach Württemberg eingeführt. Dort war sie Jahrhunderte fester Bestandteil der gemischten Rebsätze und zählte zu den besten Landsorten. Johann Metzger (1789-1852) beschreibt den Fütterer im Jahre 1827, dass dieser zusammen mit dem Riesling reife und sein Saft süß und angenehm schmecke. Christian Single (1816-1869) schwärmte 1860 vom ausgeprägten Bukett, das selbst noch mit einem nur 20% Mischanteil in den Weinen von Silvaner, Elbling oder Gutedel hervortritt. Weitere Vorteile sind seine Blühfestigkeit und die Unempfindlichkeit gegen Winter- und Frühjahrsfröste. Eines der Synonyme der uralten französischen Sorte Folle Blanche lautet Fütterer, die zwei Sorten haben auch Ähnlichkeiten. Deshalb wurde öfters eine Verwandtschaft vermutet. Es handelt sich jedoch um zwei eigenständige Sorten, was übrigens schon 1852 Victor Pulliat (1827-1896) feststellte.

Die bereits schon lange als ausgestorben geltende Fütterer-Rebe wurde im Jahre 2005 im Heidelberger Gewann Steinberg (Baden zusammen mit den Sorten Bettlertraube (Žametovka), Blauer Elbling, Weißer und Roter Heunisch, Putzscheere, Silvaner, Riesling und Trollinger in einem alten Rebgarten wiederentdeckt (Informationen vom Rebenforscher Andreas Jung). Auf den ersten Blick ähnelt er einem virösen Riesling, was im Jahrhundert der Klonselektion wohl der Grund für ihr Verschwinden war. Allerdings sind die Beeren nicht rund, sondern rundlich-oval, woran man den Unterschied zum Riesling schnell erkennen kann. Er ähnelt phänotypisch am ehesten der Sorte Sémillon, besitzt aber kleinere Trauben. Es handelt sich um eine vermutlich natürliche Kreuzung zwischen Heunisch (Gouais Blanc) und Traminer und er gehört in die Gruppe der fränkischen Sorten des Mittelalters. Die drei Sorten Aubin Blanc, Petit Meslier und Räuschling entstammen denselben Elternschaften.

Ob er im historischen Königreich Burgund (existierte vom 5. bis 9. Jahrhundert) am Westrand der Alpen entstanden ist, oder wie viele andere Sorten der Grafschaft Savoy direkt aus dem Königreich Ungarn importiert wurde, lässt sich wohl nicht mehr sicher klären. Die sichere Re-Identifizierung bereits verschwundener Sorten ist immer schwierig, wenn Lebendexemplare als Referenz nicht mehr zur Verfügung stehen. Glücklicherweise existiert eine Abbildung des Fütterers im Sortenatlas von Lambert J. L. Babo (1790-1862) und Johann Metzger (1789-1852). Sowohl Beschreibungen als auch Bilder passen sehr gut zu den Merkmalen der wiederentdeckten Pflanzen, so dass anzunehmen ist, dass die dortigen sieben Rebstöcke die letzten Exemplare der historischen Sorte darstellen. Der Fütterer wurde in das nationale Programm zur langfristigen Erhaltung alter Schweizer Sorten aufgenommen. Im Jahre 2016 wurden aber keine Bestände ausgewiesen (Statistik Kym Anderson).

Quelle: mit freundlicher Genehmigung des Autors Andreas Jung

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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