Die weiße Rebsorte stammt aus Italien. Synonyme sind Bianchetto, Decanico, Dorana di Venetia, Garganega Bianca, Garganega Comune, Garganega di Gambellara, Garganega Gentile, Garganega Grossa, Garganega Piramidale, Garganega Veronese, Gargania, Garganica, Grecanico, Grecanico Bianco, Grecanico Dorato, Grecenicu Biancu, Lizzara, Ostesa, Ostesona, Recanicu (Italien); Garganega Bijela (Kroatien); Malvasía de Manresa (Spanien). Trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten darf sie nicht mit den Sorten Dorona di Venezia, Ribolla Gialla oder Vitovska verwechselt werden. Die sehr alte Rebe wurde bereits im 13. Jahrhundert von Petrus de Crescentiis (1230-1320) erwähnt. Wie bei einigen anderen italienischen Rebsorten wie unter anderem Greco wird ein griechischer Ursprung vermutet, was sich auch durch das Vorkommen auf Sizilien bestätigen würde. Bis dato konnten aber keine genetischen Beziehungen zu griechischen Sorten festgestellt werden.
Die Sorte stammt vermutlich aus der Provinz Verona in Venetien. Durch mehrere Anfang des 21. Jahrhunderts durchgeführte DNA-Analysen ergab sich eine Fülle von zum Teil erstaunlichen Erkenntnissen. Die Elternschaft wurde noch nicht ermittelt, aber Garganega gilt im europäischen Genpool als Leitsorte, von der viele andere abstammen. Sie ist identisch mit der auf Sizilien angebauten Grecanico Dorato (Grecanico) und mit der im spanischen Catalunya früher kultivierten Malvasía de Manresa. Direkte Eltern-Nachkommen-Beziehungen (als Kind oder Elter) gibt es zu den Sorten Albana, Catarratto Bianco Comune (Kind), Dorona di Venezia (Kind), Malvasia Bianca di Candia, Marzemina Bianca, Montonico Bianco, Mostosa, Trebbiano Toscano und Susumaniello (Kind). Weiters besteht eine genetische Nähe zu den Sorten Corvina Veronese, Dindarella, Oseleta und Rondinella. Die Sorte war Kreuzungspartner der beiden Neuzüchtungen Goldtraminer und Pirovano 91.
Die spät reifende, sehr ertragreiche Rebe ist allgemein widerstandsfähig gegen verschiedene Pilzkrankheiten. Sie erbringt Weißweine mit moderater Säure und zarten Mandel- und Zitronenaromen. Sie wird auch gerne als Tafeltraube verwendet. Die Sorte ist vor allem in Venetien verbreitet, wird aber auch in den Regionen Emilia-Romagna, Friaul-Julisch-Venetien, Lombardei, Trentino-Südtirol und Umbrien in größerem Umfang angebaut. Dort ist sie unter anderem in den DOC/DOCG-Weinen Arcole, Bianco di Custoza, Colli Berici, Colli Euganei, Gambellara, Garda, Garda Colli Mantovani, Recioto di Gambellara, Recioto di Soave und Soave zugelassen. Aus rosinierten Garganega-Trauben wird auch ein Vin Santo erzeugt.
Auf Sizilien ist sie unter den Namen Grecanico oder Grecanico Dorato hauptsächlich im Nordwesten und Westen in den Provinzen Agrigento, Palermo und Trapani verbreitet. Dort ist sie unter anderem in den DOC-Weinen Alcamo, Contea di Sclafani, Contessa Entellina, Delia Nivolelli, Erice, Menfi, Monreale, Sambuca di Sicilia, Santa Margherita di Belice, Sciacca und Sicilia zugelassen. In Italien belegt sie insgesamt 8.522 Hektar Rebfläche mit extrem fallender Tendenz. Weitere Bestände gibt es in Argentinien (30 ha), Australien (1 ha), Chile (1 ha) und in der Schweiz (0,1 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 8.554 Hektar Rebfläche ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 82 (Statistik Kym Anderson).
Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
