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Gefängniswein

prison wine (GB)

Bezeichnung (auch Knastwein) für einen speziellen „Wein“, der in Gefängnissen verbotenerweise auf primitive Art hergestellt wird. In US-Strafanstalten ist ein solches Gebräu namens „Pruno“ bekannt. Der Erfinder ist unbekannt, aber eine genaue Anleitung stammt vom wegen eines Mordes an einem Wärter zum Tode verurteilten Jarvis Jay Masters (*1962) im Gefängnis San Quentin in Kalifornien. Er verfasste ein Gedicht, das sein Schicksal im Gefängnis und das Pruno-Rezept beschreibt. Masters wurde 1992 mit dem Literaturpreis „PEN-Award“ ausgezeichnet. Er lebte nach buddhistischen Regeln, wurde zum Philosophen und schrieb die zwei Bücher „Frieden finden: Schriften aus der Todeszelle“ und „Der Vogel hat meine Flügel“.

Gefägniswein - Zutaten, PRUNO

Es gibt verschiedene Rezepte, als Zutaten (in der Fachsprache „Kicker“) werden Äpfel, Orangen, Dosenfrüchte, Kompott, Zucker, Ketchup, Milch und zerkleinertes Brot verwendet. Das nach dem Erfinder benannte „Masters-Rezept“: Zehn geschälte Orangen, Dosenfrüchte und rund 1/2 Liter Wasser werden in einen Plastikbeutel gegeben. Dieser wird fest verknotet, der Inhalt zu Brei geknetet und für 15 Minuten unter fließendem, heißem Wasser im Waschbecken erhitzt. Die Mixtur wird in ein Handtuch oder in Socken gewickelt und versteckt (z. B. WC-Spülkasten). Nach 48 Stunden wird der Beutel geöffnet und 60 Stücke Würfelzucker sowie sechs Teelöffel Ketchup hinzugegeben. Dann wird der Brei für 30 Minuten mit heißem Wasser übergossen. Täglich wird er für weitere 15 Minuten erhitzt. Gegebenenfalls wird die Gärung durch Zugabe von Vitamin-C-Tabletten gestoppt. Nach drei Tagen ist der Pruno fertig und kann nach Entfernung des Fruchtfleisches getrunken werden. Je nach Zuckergehalt kann das Getränk den Alkoholgehalt eines leichten Bieres (3% vol) bis sogar eines starken Weines (12-14% vol) erreichen.

Das Gesöff wird auch als „vomit-flavored wine-cooler“ bezeichnet (vomit = Kotze). Es stinkt ekelerregend nach Fäulnis, deshalb wird beim Trinken die Nase zugehalten. Möglicherweise enthält der Pruno auch das toxische Methanol. Ex-Häftlinge berichten, dass der Gestank ausreicht, um sich vor sexuellen Übergriffen anderer Insassen zu schützen, denn keiner würde dies aushalten. Auf YouTube wird in mehrere Video-Clips die Herstellung gezeigt. Als Strafanstalten frisches Obst vom Speiseplan strichen, um die Herstellung zu verhindern, wurde Pruno auch aus Sauerkraut und Orangensaft produziert. Kartoffeln sollten aber nicht verwendet werden, da die Gefahr von Botulismus besteht (lebensbedrohliche, meist durch verdorbenes Fleisch oder nicht fachgerecht eingekochtes Gemüse hervorgerufene Vergiftung). Siehe auch andere Kuriositäten unter Spezialweine.

Quelle: Die Welt / WeltN24 GmbH 2015 
Bild links und mitte: Autodesk Instructables
Bild rechts: CC0, Link

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Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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