Eine bis zum 17. Jahrhundert in Europa aber auch noch vereinzelt heute weit verbreitete und übliche Form der Weinberg-Gestaltung, die landesspezifisch unterschiedlich bezeichnet wurden. Die Bezeichnung Wiener Gemischter Satz DAC ist innerhalb der Europäischen Union nur im Weinbaugebiet Wien zulässig bzw. ursprungsgeschützt. In anderen österreichischen Weinbaugebieten sind auch die Begriffe Mischsatz und in der Steiermark Steirischer Mischsatz in Verwendung. Die Rebsorten sind je Land und Weingarten individuell unterschiedlich. Die verschiedenen Bezeichnungen wurden vor allem auf den Weingartenbestand, aber auch auf den daraus gekelterten Wein bezogen. Die große Popularität dieser Weinart in Österreich bezeugt ein altes Sprichwort bzw. Redewendung: „Eine Rebsorte ist eine Geige, der gemischte Satz aber ist ein Orchester“.
In Franken gibt es den Fränkischen Satz mit typischen Sorten dieses deutschen Anbaugebietes. Der Begriff gemischter Satz darf jedoch nur am Rückenetikett angeführt werden. Bekannte traditionelle Weine in Deutschland, die sinngemäß einem Gemischten Satz entsprechen, sind der Badisch Rotgold (aus dem Anbaugebiet Baden) und der Schillerwein (aus dem Anbaugebiet Württemberg). Auch in Italien (vor allem im Süden) und in Portugal ist diese Weingartenform nach wie vor weit verbreitet. In Frankreich gibt es im Burgund dafür sogar eine eigene Appellation Bourgogne Passe-Tout-Grain.
Die Rebsorten wurden dabei aus praktischen Gründen wegen der Risikominimierung „bunt gemischt“ in einem Weinberg zusammen angepflanzt, um eine Ausfallssicherheit bzw. möglichst gleichbleibende Qualität zu gewährleisten. Deshalb wurden Sorten mit unterschiedlichem Reifezeitpunkt (früh bis spät) und auch unterschiedlichem Säuregrad gemischt. Es wurden in der Regel bis zu sieben Sortenund mehr angepflanzt, wobei diese natürlich je nach Weinbaugebiet verschieden waren. Typische Sorten waren Chasselas, Elbling, Fütterer, Hanns, Heunisch (Gouais Blanc), Muskateller, Neuburger, Grüner Hainer, Orléans, Österreichisch-Weiß, Weißburgunder (Pinot Blanc), Spätburgunder (Pinot Noir), Riesling, Silvaner, Traminer, Grüner Veltliner und Zierfandler. Das Ergebnis war häufig ein hellroter Wein, da auch Rotweinsorten darunter waren.
Die Rebflächenwerte stammen aus 2016; inzwischen werden unter dem Begriff „Gemischter Satz“ keine Rebflächen mehr erfasst bzw. nicht mehr ausgewiesen. In Österreich ist diese klassischer Pflanzform mit verschiedenen Sorten in einem Weingarten heute noch weit verbreitet und machte insgesamt rund 3% der Gesamtrebfläche aus. Am häufigsten war bzw. ist dies in den Weinbaugebieten Wien (14%), Carnuntum (12%) und Wagram (11%). Das ergab insgesamt rund 1.400 Hektar.
Gemischter Satz bedeutet gemeinsam gelesen, gekeltert und ausgebaut, die Weintrauben können jedoch auch aus verschiedenen Weingärten stammen. Im Gegensatz dazu werden bei einer Cuvée erst die fertig vergorenen Weine miteinander verschnitten. Werden verschiedene Sorten gemeinsam vergoren, spricht man von einer Mischgärung. Die Begriffe:
In der österreichischen Hauptstadt Wien ist der typische bei einem Heurigen ausgeschenkte Wein ein Gemischter Satz. Seit dem Jahrgang 2013 gibt es den herkunftskontrollierten Wiener Gemischter Satz DAC (siehe dort im Detail).
Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spezialweine, Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange). Alle Arbeiten und Hilfsmittel im Weinberg während des Vegetationszyklus sind unter Weingartenpflege angeführt.
Ich habe großen Respekt vor dem Umfang und der Qualität des wein.plus-Lexikons. Es handelt es sich um eine einzigartige Anlaufstelle für knackige, fundierte Informationen zu Begriffen aus der Welt des Weines.
Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach