Die ersten Weinberge in Europa entstanden im ersten Jahrtausend der Zeitrechnung vor allem entlang von Flüssen bzw. an deren oft terrassierten Hängen. Diese hatten in der Antike auch eine große Bedeutung für den Weinhandel. Die Römer benutzten für den Transport mittels Amphoren dafür zwei Hauptwege. Der eine verlief auf der Garonne vom Süden Frankreichs in der Region Languedoc-Roussillon nach Toulouse und weiter nach Bordeaux bis zum Atlantik, der andere von Arles am Mittelmeer flussaufwärts der Rhône bis Lyon, von dort weiter auf dem Nebenfluss Saône und über den Landweg zur Mosel bis zum Rhein und auf diesem bis zur Nordsee. Gewässer wie Flüsse, Meere und Seen wirken sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf den Weinbau aus und tragen damit für die so genannte Weinbauwürdigkeit bei. Darunter ist die Eignung buw. die Vorausstzungen eines Gebietes für einen Qualitätsweinbau zu verstehen.
Die klimaregulierende Wirkung durch große Wassermassen bewirkt eine Milderung der Frostgefahr. Durch Bildung von Tälern werden gute Voraussetzungen für den Rebenanbau geschaffen. Denn durch die Hanglagen wird eine gute Sonneneinstrahlung erreicht, sich bei günstiger Exposition optimal auswirkt. Gewässer ergeben auf Grund der Feuchtigkeit ideale klimatische Bedingungen für Botrytis und damit von edelsüßen Weinen. Beispiele sind Sauternes (Frankreich), Bereiche am Rhein (Deutschland) und Neusiedlersee (Österreich).
Besonders im nördlichen, mittleren und östlichen Europa liegen viele bedeutende Weinbaugebiete an Flüssen. Das sind vor allem Donau (mit den Nebenflüssen Kamp, Krems und Traisen), Dordogne, Douro, Garonne, Gironde, Loire (mit z. B. den Nebenflüssen Allier, Cher und Vienne), Nahe, Main, Mosel (mit z. B. den Nebeflüssen Saar und Ruwer), Rhein und Rhône (mit z. B. den Nebenflüssen Durance, Isère und Saône), sowie deren weitere Nebenflüsse.
Flüsse sind in niederschlagsarmen Gebieten die Basis für eine künstliche Bewässerung. Beispiele dafür sind der australische Bereich Riverland (Murray River), die US-Bundesstaaten Kalifornien (Sacramento River, San Joaquin River) und Washington (Columbia River, Snake River, Yakima River), sowie Flüsse in Südafrika (zum Beispiel Breede River), Argentinien (zum Beispiel Río Desaguadero und Nebenflüsse) und Chile (zum Beispiel Aconcagua).
In der Nähe von Meeren wirkt das maritime Klima als ausgleichender Temperaturpuffer. Die Wassertemperatur ändert sich auf Grund der großen Wärmekapazität langsamer als die Temperatur am Land. Dadurch wird das Land in Küstennähe im Sommer vom Meer gekühlt und im Winter erwärmt. Das wirkt sich in Australien, Chile, Südafrika und im Westen der USA positiv aus. Dies gilt in ähnlicher Form ebenso für Seen wie Balaton (Plattensee, Ungarn), Bodensee (Deutschland), Drei-Seen-Land und Zürichsee (Schweiz), Gardasee (Italien), sowie Neusiedlersee (Österreich).
Siehe zum Themenkomplex auch unter Bodentyp, Geologie, Meteorologie, Wetter, Weinbauwürdigkeit (Voraussetzungen für einen Qualitätsweinanbau), Wasser und Wind, sowie eine Aufstellung relevanter Stichwörter unter Weinrebe.
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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg