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Glera

Die weiße Rebsorte stammt entweder aus Istrien-Kroatien oder aus Venetien-Italien. Synonyme sind Gargana, Ghera, Glere, Grappolo Spargolo, Prosecco, Prosecco Balbi, Prosecco Bianco, Prosecco Nostrano, Prosecco Tondo, Sciprina, Serpina, Serprina, Serprino, Uva Pissona (Italien); Briska Glera, Gljera, Steverjana (Slowenien); Beli Teran, Bresanka, Prosekar, Proseko, Teran Bijeli (Kroatien). Trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten darf sie nicht mit den Sorten Glera Lunga (Prosecco Lungo), Malvasia Bianca Lunga (Prosecco Nostrano) oder Perera verwechselt werden. Bis zum Jahre 2009 war der offiziell gültige Hauptname Prosecco (Prosecco Tondo); die Änderung auf Glera hat in der Folge zu einiger Verwirrung geführt, die zum Teil bis heute anhält. Prosecco ist seitdem eine herkunftsgeschützte Bezeichnung.

Glera (Prosecco) - Weintraube und Blatt

Nach einer nicht verifizierbaren Hypothese soll die Sorte oder ein Vorfahre schon in der Antike für den von Plinius der Älterem (23-79) erwähnten berühmten Pucinum verwendet worden sein. Im späten 18. Jahrhundert wurden in der Provinz Treviso-Venetien mehrere morphologisch unterschiedliche Sorten als Prosecco bezeichnet. Dort gibt es auch eine Gemeinde dieses Namens, die auch in den meisten Quellen als „Geburtsort“ genannt wird. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von Graf Balbi Valier in den Hügeln der Gemeinden Conegliano und Valdobbiadene eine besondere Spielart mit runden Beeren selektiert und Prosecco Balbi oder Prosecco Tondo (tondo = rund) genannt (die Sorte war dann Kreuzungspartner der Neuzüchtung Incrocio Manzoni 2.15). In den 1980er-Jahren wurden vom Institut Conegliano zwei weitere Spielarten für Forschungszwecke ausgewählt, das waren Prosecco Lungo mit ovalen Beeren (lungo = lang) und Prosecco Nostrano (nostro = unser).

Gemäß DNA-Analysen handelt es sich um keine Spielarten, sondern um drei eigenständige Sorten. Prosecco Tondo (Glera) wurde nun als Prosecco bezeichnet und Prosecco Lungo (Glera Lunga) behielt vorerst den Namen. Prosecco Nostrano ist identisch mit Malvasia Bianca Lunga. Zwischen Prosecco und Prosecco Lungo gibt zwar genetische Ähnlichkeiten, eine Eltern-Nachkommen-Beziehung kann jedoch ausgeschlossen werden. Die Sorte Vitovska (Vitouska) ist aus einer vermutlich natürlichen Kreuzung Prosecco (Prosecco Tondo) x Malvasia Bianca Lunga (Prosecco Nostrano) entstanden. Als Abschluss ergab sich, dass die vermeintlich eigenständigen slowenischen Sorten Briska Glera und Steverjana, sowie die kroatische Teran Bijeli alle identisch mit Prosecco sind. Und schließlich ergab eine DNA-Analyse im Jahre 2020 von Glera die Elternschaft Vulpea x unbekannter Sorte. Dies basiert allerdings auf nur 12 DNA-Markern (siehe dazu unter Molekulargenetik). Glera wurde unter dem Namen Prosecco mit der Sorte Gibi (Hebén) als Elternteil bei der Neuzüchtung Gargiulo 45803 verwendet.

Bei der Hochqualifizierung des DOC-Bereiches Conegliano-Valdobbiadene auf DOCG Conegliano-Valdobbiadene Prosecco wurde gemäß einem Dekret des italienischen Landwirtschaftsministers vom 17. Juli 2009 beschlossen, dass ab dem 1. Januar 2010 „Prosecco“ nicht mehr der Name einer Traubensorte, sondern ausschließlich eine Herkunftsbezeichnung ist (bestätigt durch EG-Verordnung Nr. 1166/2009). Die Rebsorte Prosecco (Tondo) wurde auf Glera und die Rebsorte Prosecco Lungo auf Glera Lunga umbenannt. Nach Meinung des Schweizer Biologen Dr. José Vouillamoz ist dies aber irreführend. Denn Glera ist eine allgemeine Bezeichnung für mehrere unterschiedliche Sorten. Außerdem haben Studien ergeben, dass sich die Bezeichnung Glera meist auf Prosecco Lungo und weniger häufig auf Prosecco (Tondo), Vitovska und auch andere bezieht.

Die spät reifende Rebe ist empfindlich gegen Dürre, sowie anfällig für beide Mehltauarten, Flavescence dorée und Kleinbeerigkeit. Sie erbringt stroh- bis goldgelbe, spritzige eher neutrale Weißweine. Manchmal zeichnet sie ein nussähnliches Aroma und etwas bitterer Nachgeschmack aus. Es gab schon immer Verwirrung wegen des Namens, weil fälschlicherweise Prosecco häufig als Synonym für einen Schaum- oder Perlwein verwendet wurde und immer noch wird. Dies ist auch deshalb falsch, weil neben Schaumwein auch Stillwein (Tranquillo) aus der Sorte gekeltert wird. Die Sorte ist ausgezeichnet für die Produktion von Perlweinen (Frizzante) und Schaumweinen (Spumante) geeignet.

Die in Venetien weit verbreitete Sorte ist in den DOC/DOCG-Weinen Colli Asolani Prosecco, Colli di Conegliano, Colli Euganei (hier unter dem Namen Serprina), Conegliano-Valdobbiadene Prosecco, Prosecco, Montello e Colli Asolani und Venezia zugelassen. Über 90% befindet sich in der Provinz Treviso in Venetien. Der Rest ist auf andere Provinzen, sowie die Region Friaul-Julisch-Venetien verteilt. Die gesamte Anbaufläche in Italien beträgt 19.730 Hektar. Kleine Anbauflächen gibt es auch in Slowenien und Kroatien, sowie in Argentinien (11 ha), Australien (160 ha) und Brasilien (207 ha). Im Jahre 2016 belegte sie insgesamt 20.109 Hektar Rebfläche mit steigender Tendenz. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 39.

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

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Sigi Hiss

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Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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