Der Bau dieses Riesenweinfasses wurde von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg (1564-1613), dem protestantischen Bischof des Stiftes Halberstadt (Sachsen-Anhalt) in Auftrag gegeben. Dieser fungierte als Kunstmäzen, ließ großartige Bauwerke errichten und versuchte, den Wohlstand seines Landes durch Erschließung neuer Bergwerke und Trockenlegung von Sumpfland zu heben. Angeblich soll er im Jahre 1597 die Kartoffel in Deutschland eingeführt haben. Der Anlass für den Bau war die verlorene Wette eines Bischofs aus dem Rheinland. Das Fass wurde vom Küfer Michael Werner aus Landau 1594 fertiggestellt. Dieser hatte auch das erste Heidelberger Fass (wo heute ein noch größeres Fass steht) gezimmert. Solche Riesenweinfässer sind das Ergebnis eines im 16. Jahrhundert entbrannten Wettstreites zwischen den Kurfürsten von der Pfalz und den Kurfürsten von Sachsen um den Besitz des größten Weinfasses und somit reine Prestigeobjekte.
Das Fass besteht aus 93 Eichenfassdauben, das Fassungsvermögen beträgt 144.000 Liter. Es ist innen 7,56 Meter und außen zwischen 8,33 und 8,48 Meter lang. Der Durchmesser der inneren Daubenkanten beträgt 4,37 Meter, das Gewicht des leeren Fasses beträgt 637 Zentner (31.850 kg). Die Kosten für den Bau beliefen sich ohne das Holz auf 6.000 Taler. Zu Zeiten Heinrich Julius war es auch gefüllt gewesen. Dafür wurden 4.500 mit Rheinwein gefüllte Drittelfässer (32/33 Liter) benötigt. Seit dem Jahre 2008 gibt einen Eintrag als ältestes Riesenweinfass der Welt im Guinnessbuch der Rekorde. Es zählt auch volumenmäßig zu den größten Weinfässern der Welt. Ursprünglich stand das Fass im Schloss in Gröningen. Als im späten 18. Jahrhundert das baufällige Schloss abgebrochen wurde, ließ Freiherr Ernst Ludwig Christoph von Spiegel (1711-1785) das Fass mit einigen steinernen Wappentafeln nach Halberstadt holen und im Keller des Jagdschlosses Spiegelsberge aufstellen (deshalb auch „Halberstädter Weinfass“). Siehe auch eine Aufstellung andere Superlative im Weinbau unter Rekorde.
Quelle: Halberstadt
Fass: Von Ralf Staufenbiel - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de, Link
Postkarte: Museum Halberstadt
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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)