Hammurabi I. oder auch Hammurapi I. (1728-1686 v. Chr.) war der sechste König der 1. Dynastie von Babylon mit dem Titel Titel „König von Sumer und Akkad“. Er einigte Babylonien und eroberte bzw. zerstörte im Jahre 1692 vor Christi den Stadtstaat Mari, das Zentrum eines Reiches (in etwa das heutige Syrien, nordwestlich von Abu Kamal) sowie einen großen Teil des assyrischen Reiches. Hammurabis Reich erstreckte sich fast über das gesamte Mesopotamien bis zum Persischen Golf. Im Jahre 1901 wurde in Susa im Südwesten des heutigen Iran nahe der irakischen Grenze in der Provinz Chuzestan am Rande der heutigen Stadt Schusch eine 2,25 m hohe Stele aus Diorit aufgefunden, die heute im Louvre in Paris ausgestellt ist. Sie war schon im Altertum nach Susa verschleppt worden und enthält einen Großteil der von ihm erlassenen Gesetze privaten und öffentlichen Rechts. Diese als „Codex Hammurabi“ benannte Gesetzessammlung zählt zu den ältesten der Welt. Darin steht: Der Wein gehört zu den kostbarsten Gaben der Erde. So verlangt er Liebe und Respekt, wir haben ihm Achtung zu erweisen.
Das Relief am Kopf der Stele zeigt Hammurabi, der den Gesetzeskodex vom Sonnengott Šamaš (Schamasch) erhält. Der in drei Abschnitte gegliederte Text besteht aus rund 8.000 Wörtern, die in 51 Kolumnen mit je rund 80 Zeilen in altbabylonischer Monumental-Keilschrift niedergeschrieben wurden. In 282 Rechtssätzen und einem rund 400 Zeilen umfassenden Epilog wird die Rechtschaffenheit des Königs gelobt und nachfolgende Herrscher zur Befolgung der Rechtssätze aufgefordert. Die Rechtssätze machen rund 80% des Gesamttextes aus und betreffen Staatsrecht, Liegenschaftsrecht, Schuldrecht, Eherecht, Erbrecht, Strafrecht, Mietrecht und Viehzucht- sowie Sklavenrecht. Häufig wird der Codex Hammurabi als „ältestes Gesetz der Menschheit“ bezeichnet, was aber in Fachkreisen umstritten ist, weil inzwischen ältere Kodizes gefunden wurden.
Der Teil über Wein gilt aber tatsächlich als ältestes Weingesetz. Er enthält Bestimmungen über Ertragsmengen und Regelungen für den Verkauf mit Preisobergrenzen für Weinschänken und Händler. Bei Übertreten von Vorschriften werden strenge Strafen angedroht. Bei Fehlern bzw. betrügerischer Absicht beim Errechnen der Zeche wurde den Schankmädchen angedroht, ins Wasser gestürzt zu werden und wenn eine Priesterin in ein Weinhaus ging und Wein trank, drohte ihr der Verbrennungstod. Ebenso enthält der Codex Hammurabi Richtlinien für die Herstellung von Bier. Siehe auch unter Antike Weine und Trinkkultur.
Stele: Von Mbzt - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link
Stele Kopfteil: Von Sailko, CC BY 2.5, Link
Landkarten: Bibelwissenschaft.de
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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)