In Süddeutschland gebräuchliche Bezeichnung für eine beim Fest am Ende der Weinlese (Herbst) auftretende Person in der Rolle eines Spaßmachers. Als Heimat dieses alten Brauchtums gilt aber der Elsass in Nachahmung des mittelalterlichen Hofnarrentums. Für die Rolle wurde ein etwas tölpelhafter Mensch aus der Schar der Lesehelfer ausgewählt, dessen Körper und Gesicht man mit dunklem Traubensaft oder Ruß beschmierte. Dieser wurde zur Zielscheibe des Spottes und von Späßen der ganzen Gesellschaft. Der Herbstschmüerel bemühte sich seinerseits alle Personen anzuschwärzen (anzuschmieren, davon ist das „schmüerel“ abgeleitet), die beim Zug unterwegs angetroffen wurden. Manchmal thronte er auf einem Fass mit verkehrt herum angezogenen Kleidern. Lokal unterschiedlich wurde er auch „Bacches“ oder „Bachele“ genannt, was „kleiner Bacchus“ bedeutete. Eine weitere spaßhafte Rolle beim Weinlesefest spielte der Herbstmuck. Die beiden konnten auch durchaus gemeinsam auftreten. Siehe auch andere alte Gepflogenheiten unter Brauchtum im Weinbau.
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Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden