Bezeichnung (auch Heterose = Ungleichheit, heteros = der andere) für die ausgeprägte Leistungsfähigkeit von Hybriden (Mischlingen) in der Pflanzenzucht und Tierzucht, die sich in der Regel durch positive Eigenschaften auswirken kann.
Bei der Neuzüchtung von Rebsorten spielet dies eine wichtige Rolle. Stark heterozygote (mischerbige) Lebewesen (so auch der Mensch) verfügen über mehr verschiedene Erbanlagen als reinrassige. Sie sind oft resistenter gegen Krankheiten und können sich besser auf wechselnde Umweltbedingungen einrichten. Auch die Weinrebe ist heterozygot, deshalb ist eine Kreuzung zwischen verschiedenen Sorten in der Regel von Vorteil. Hingegen treten bei einer Selbstung (Selbstbefruchtung) negative Inzuchteffekte auf. Dies spielt aber keine Rolle, da eine Vermehrung nicht generativ (sexuell), sondern vegetativ erfolgt.
Wenn die beobachtete Leistung der ersten Filialgeneration (F1 = unmittelbare Nachkommen der Parentalgeneration) höher ist als die durchschnittliche Leistung dieser Eigenschaft bei der Parentalgeneration (Elterngeneration), dann spricht man von einem (positiv zu verstehendem) Heterosis-Effekt. Durch genetisch möglichst unterschiedliche reinrassige Zuchtlinien der Parentalgeneration wird bei einer Kreuzung erreicht, dass viele Allele (Merkmalsvarianten) unterschiedlich sind.
Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter Blüte, Chromosom, diploid, DNA, Heterozygotie, Kreuzung, Reben-Systematik, Taxonomie und Züchtung, sowie Aufstellungen relevanter Stichwörter unter Rebfläche und Weinrebe.
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Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien