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Heterozygotie

Bezeichnung für die Existenz verschiedener Merkmalsvarianten (Allele) an gleichen Genorten von homologen Chromosomen. Ein Merkmal kommt bei einem doppelten Chromosomensatz doppelt (diploid) und bei der Weinrebe häufig in zwei unterschiedlichen Varianten vor. Bezogen auf die Gesamtheit der Rebsorten kann ein bestimmtes Merkmal jedoch in bis zu 30 verschiedenen Varianten vorliegen, wobei in einer Weinrebe jeweils nur zwei der möglichen Allele an einem Genort verwirklicht sind. Bei der sexuellen Reproduktion wird pro Elternteil immer nur ein einfacher Chromosomensatz weitervererbt.

Rebstock

Beim Rebstock wird dies durch das Auskeimen eines befruchteten Samenkerns der Beere zu einer Pflanze (Sämling) realisiert. Welches der beiden homologen Chromosomen eines Elter weitergegeben wird, entscheidet der Zufall in einer 50:50 Chance. Zusammen mit dem halben Chromosomensatz des zweiten Elter weist der Embryo wieder einen kompletten, jedoch neu gemischten Chromosomensatz auf mit nur noch der Hälfte der mütterlichen Allele, dafür bereichert durch die neuen väterlichen Allele. Dies nennt man auch Misch-, Spalt-, Un- oder Ungleich-Erbigkeit der befruchteten Eizelle.

Mutationen

Im Laufe der Lebensgeschichte einer vegetativ vermehrten Sorte treten weitere Mutationen auf, so dass die geklonten Sortenindividuen in ihren Allelkombinationen zunehmend vom Urtyp und voneinander abweichen (Sortenklone, Mutanten, Varianten, Spielarten). Diese Abweichungen werden auch an die Nachkommen vererbt. Dieses Phänomen der Polymorphie der Allele innerhalb einer sich sexuell fortpflanzenden Population mit vielen verschiedenen, möglichen Allelen pro Genort ist bei der Rebe besonders ausgeprägt. Deshalb besteht im Gegensatz zu homozygoten (reinerbigen) Pflanzen wie zum Beispiel Getreide die Unfähigkeit, aus Sämlingen sortengleiche Nachkömmlinge hervorzubringen.

Züchtung neuer Rebsorten

Die Heterozygotie bewirkt, dass der Sämling aus sexueller Reproduktion von der Ursprungsrebe (Mutterrebe) nicht nur genotypisch (z. B. Resistenz gegen Krankheiten) stark abweicht, sondern auch phänotypisch (äußeres Erscheinungsbild) verschieden ist. Dies nützt man bei der Neuzüchtung von Rebsorten, wo bei den Nachkommen andere Eigenschaften erwünscht sind. Dieses positive Phänomen nennt man Heterosiseffekt. Die Produktion genetisch identischer Klone (Duplikate) zur Vervielfältigung, wie es in Rebschulen praktiziert wird, kann nur durch vegetative Vermehrung erfolgen.

weiterführende Informationen

Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter Blüte, Chromosom, diploid, DNA, Heterosis, Kreuzung, Reben-Systematik, Taxonomie und Züchtung, sowie Aufstellungen relevanter Stichwörter unter Rebfläche und Weinrebe.

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Edgar Müller

Ich habe großen Respekt vor dem Umfang und der Qualität des wein.plus-Lexikons. Es handelt es sich um eine einzigartige Anlaufstelle für knackige, fundierte Informationen zu Begriffen aus der Welt des Weines.

Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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