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In vino veritas

Der wahrscheinlich bekannteste und meistzitierte Ausspruch über Wein. Das Original wurde aber in altgriechischer Sprache verfasst, denn er wird dem griechischen Lyriker Alkäus (*630 v. Chr.) von der griechischen Insel Lesbos zugeschrieben und bedeutet „Im Wein liegt Wahrheit“. Damit soll ausgesagt werden, dass man unter dem Einfluss von Alkohol weit mehr als in nüchternem Zustand bereit ist, die Wahrheit zu sagen oder dazu bereit ist, seinen Gefühlen offen nachzugeben. Der Satz wurde häufig auch im Zusammenhang mit „in aqua sanitas“ verwendet, was so viel heißt wie „im Wasser liegt die Gesundheit“.

Verwendet wurde der Spruch von vielen Geistesgrößen. Das waren unter anderem die griechischen Philosophen und Dichter Theognis (um 600 v. Chr.), Aischylos (525-456 v. Chr.), Plato (427-347 v. Chr.) und Theokrit (300-260 v. Chr.), sowie in der lateinischen Version die römischen Autoren Horaz (65-8 v. Chr.) und Plinius dem Älteren (23-79). Ein bekannter Disput im Drama „Wallenstein - Piccolomini“ von Friedrich von Schiller (1759-1805) beschreibt ebenfalls dieses Phänomen: (Terzky) Der Wein spricht aus ihm! Hört ihn nicht, ich bitt euch. (Isolani) Der Wein erfindet nichts, er schwatzt’s nur aus.

In Vino Veritas - Schriftrolle mit diesem Spruch

Objektiv betrachtet, ist die Sache mit der Wahrheit ein Trugschluss. Niemand sagt deshalb die Wahrheit, weil er Wein getrunken bzw. Alkohol genossen hat. Richtig ist viel mehr, dass die Hemmschwelle mit zunehmendem Trunkenheitsgrad abnimmt. Man sagt also Dinge, die man in nüchternem Zustand nie sagen würde. Und die müssen deshalb noch lange nicht wahr sein. Die „Wahrheit“ bezieht sich darauf, dass jemand unter Alkoholeinfluss das sagt, was er sich denkt. Daraus folgt aber, dass Menschen in nüchternem Zustand nicht das sagen, was sie denken, sondern „lügen“ oder bestenfalls nichts sagen.

Der kanadische Mediziner William Osler (1849-1919) bemerkte dazu: Alkohol lässt Menschen Dinge nicht besser machen, sondern sie schämen sich weniger, Dinge schlecht zu machen. Unter Alkoholeinfluss wird man auch kein anderer Mensch. Der Schweizer Journalist Peter Rüedi hat das blendend beschrieben: Alkohol ist die Droge der Individualität. Er steigert sie, aber er schafft sie nicht neu. Einen hohlen Kopf bringt er zum Plappern, zum Brüllen, zum Stammeln, zum Brüten, zum Schlafen. Einen brillanten Kopf bringt er zum Funkeln, zum Schwärmen, zum Heulen, zum Lachen, zum Schweigen. Der Alkohol entzündet nur, was in einem Hirn an brennbarem Stoff vorhanden ist. Siehe auch unter Bauernregeln, Brauchtum, Trinksprüche und Zitate.

Bild: Norbert F. J. Tischelmayer

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Thorsten Rahn

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Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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